5IC
Mitglied

Beiträge: 5.006
Dabei seit: 12.05.2003
Wohnort: Nordhessen
|
Betreff: Re: Der letzte Film
Social Network
Also ich selber fand den Film einfach super. Ein gewitzter Dialog-Film. Vielleicht etwas lang, aber geht. Die (aus dramaturgischer Sicht) eigentlich recht unspektakuläre Handlung hat David Fincher absolut gekonnt in Szene gesetzt! Viel Gerede, aber nie langsam oder blabla. Schnell, frisch und jung, aber nicht hektisch und pseudohip. Schöner Look. Dezente, aber punktierte Musikuntermalung. Und einige gute Lacher. Ein Film mit und über junge Leute und ein junges Thema, aber bei Leibe kein Teeniestreifen. Die Handlung bezieht sich viel auf Finanzen, Programmierung, Web-Marketing, etc.
Der Film ist weder eine Beweihräucherung, noch eine Abrechnung mit Facebook. Vielmehr beleuchtet er diverse Blickwinkel der Entstehungsgeschichte des Projekts und alle (realen) Protagonisten dürften nicht sehr glücklich mit der schonungslosen Darstellung ihrer Person sein. Ich finds super. Jesse Eisenberg spielt einen nerdigen und neurotischen Mark Zuckerberg, der einen mit seiner undurchsichtigen und etwas arroganten Art irgendwie fasziniert. Der Film kommt nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern man merkt, dass der Zuschauer zum Schluss selber entscheiden soll was er von den Taten der Charaktere (allen voran Zuckerberg) hält.
Der für mich größte Pluspunkt des Films (auf Grund meines Berufs), wird aber für andere auch das größte Manko sein: Wenn auch nicht vollständig, so ist dies meiner Meinung nach der erste Film der das .com-Business und angeschlossene Themenfelder wie Programmierung, Web-Design, Internet-Marketing, etc. ausführlich und einigermaßen realistisch präsentiert. Das fängt schon damit an, dass hier Fachbegriffe und Zusammenhänge weitestgehend sehr fundiert (und nicht wie in Hollywood sonst üblich oberflächlich, unrealistisch und halbwissend) verwendet werden. Das bedeutet aber, dass jmd. der mit dieser Materie nicht sonderlich vertraut ist oder vielleicht Facebook oder gar das Internet selber eher nur "am Rande seines Lebens" benutzt (oder Facebook auch gar nicht nutzt) ziemlich gelangweilt und/oder verwirrt sein könnte und sich von Fachgelaber erschlagen fühlt.
Unterm Strich bin ich wirklich überrascht, denn ich hatte einen anderen Film erwartet. Mehr teenilike, viel mehr alberne Studenten-Sauf-und-Kiff-Comedy, mehr Sex-Drama. All das gibt es nicht und das macht den Film für mich SEHR GUT und spannend!
https://www.youtube.com/watch?v=YensPXeWSFw
Chris
Dieser Beitrag wurde 4
mal editiert, das letzte Mal am 16.10.2010, 10:11 von 5IC.
|