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#3441 21.11.2016, 16:29
Walton Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Zitat von Indy2Go:
Mission: Impossible
Vor sage und schreibe 20 Jahren ging der erste Teil des inzwischen fünf Filme umfassenden "Mission: Impossible"-Franchises an den Start. Die Handlung war sicherlich schon damals eine Art "Best of" seiner Vorbilder - dementsprechend oft tappt sie auch in Genre-Klischees. So ist es nur wenig überraschend, dass etwa der Mentor des Protagonisten irgendwann aufhörte, auf derselben Seite zu stehen und sich letzten Endes als Antagonist entpuppt, der den handlungsauslösenden Plot Point nur inszenierte. Insgesamt ist die Handlung einfach nicht sonderlich originell und dabei unnötig konfus verschachtelt. Dennoch macht "Mission: Impossible" vieles richtig. Regisseur Brian De Palma schuf einige heute völlig zu Recht als Kult geltende Szenen und verstand es, mit zahlreichen langsamen Szenen Hitchcock'sche Suspense aufkommen zu lassen. Auch der Cast macht richtig Laune. Nicht nur Tom Cruise, von dem ich ohnehin eine sehr hohe Meinung habe, sondern im Besonderen auch Jean Reno und Jon Voight. Und über dem Durchschnitt liegt die Story allemal.

Mission: Impossible II
Neulich erst las ich eine Kritik zu dem Film, die zwar die Handlung kritisierte, die Inszenierung aber in höchsten Tönen lobte. Regisseur John Woo in allen Ehren aber das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Der Einsatz von Slow Motion ist in meinen Augen hoffnungslos übertrieben und die häufigen Perspektivenwechsel während sämtlicher Actionszenen sind einfach unfassbar nervig. Leider bietet der Streifen auch inhaltlich kaum Anlass zu einem Sinneswandel: Nicht umsonst hält sich das Gerücht, dass die Story um die geplanten Actionszenen herum entwickelt wurde. Sie ist äußerst minimalistisch und wartet im Grunde gänzlich ohne irgendwelche überraschenden Wendungen auf. Natürlich muss man anmerken, dass die Stunts - so sehr mich auch stört, wie diese eingefangen wurden - atemberaubend gut choreographiert sind. Leider macht das für mich noch lange keinen guten Film, da kann auch Anthony Hopkins nichts mehr reißen. Aber ich will auch nicht alles schlecht reden - unterhaltsam ist der Streifen schließlich und das ist ja letzten Endes auch sein Ziel.

Mission: Impossible III
Ein wirklicher Fan von J. J. Abrams werde ich in diesem Leben nicht mehr. Ich respektiere den Mann, insbesondere als Produzent, doch wirklich rund fühlt sich für mich keiner seiner Filme an. Auch der dritte "Mission: Impossible"-Film stellt da leider keine Ausnahme dar. Ganz so minimalistisch wie die des Vorfilms ist die Handlung zwar nicht, dafür unterfordert sie den Zuschauer auf eine Laufzeit von immerhin 126 Minuten gestreckt aber ebenfalls. Und sie ist von vorne bis hinten konstruiert. Ich meine, die gesamte Ausgangssituation, Ethans Verlobte, die Scheinidylle, das ist doch alles ein einziger Vorwand, um eine besonders "persönliche" Mission kreieren zu können. Für mich fühlt sich das ganze einfach nicht echt an, zumal die Hauptfigur in diesem Film eine völlig andere ist, als in den Vorgänger- und Nachfolger-Filmen - und das obwohl Ethan Hunt ohnehin nie besonders einheitlich geschrieben war. Die Actionszenen machen zwar Laune, sind aber arg hektisch und unübersichtlich gefilmt und davon abgesehen teils reichlich überladen, sodass es mit der Zeit doch eher ermüdend wirkt.

Mission: Impossible – Phantom Protokoll
Danke. Der nunmehr vierte Teil der "Mission: Impossible"-Reihe macht nahezu alles richtig. Das Team um IMF-Agent Ethan Hunt wurde mit interessanten, gut geschriebenen Figuren erweitert, die sich auch untereinander perfekt ergänzen. Insbesondere Simon Peggs Figur, Benji Dunn, sorgt für eine angenehme Prise britischen Humor. Auch hat man zu keiner Zeit das Gefühl, dass eine Figur nur Mittel zum Zweck ist. Sicher, Paula Pattons Figur, beispielsweise, bezieht ihre Motivation aus der Ermordung ihres Freundes - vielleicht nicht gerade die originellste Lösung aber die Figur ist eben nicht nur ein Plot Device, wie etwa Thandie Newtons Figur im zweiten Teil der Reihe oder gar Ethans Frau im dritten. Die Figur ist gut geschrieben, sie ergibt Sinn und bereichert letztlich auch das Team, was auch für die übrigen Akteure gilt. Der Streifen wartet auch mit einer gesunden Portion Selbstironie auf und nimmt sich an entscheidenden Stellen selbst auf die Schippe; so etwa Benjis Euphorie bezüglich der im Franchise gern verwendeten Masken. Brad Bird hat mit diesem Film auch bewiesen, nicht nur Animationsfilme sondern auch Realfilme drauf zu haben - und das richtig gut. Tatsächlich legte er hier eine visuelle Raffinesse an den Tag. Da sieht man dann auch gerne mal darüber hinweg, dass der Spannungsaufbau nicht immer sehr logisch erfolgt.

Mission: Impossible – Rogue Nation
Der Film behält die prächtig funktionierende Rezeptur seines direkten Vorgängers bei, erzählt aber eine sehr politisch orientierte, durchaus etwas erwachsenere Handlung. Inhaltlich machte "Mission: Impossible – Phantom Protokoll" kaum etwas verkehrt, doch sein Nachfolger versucht durchaus etwas anspruchsvoller zu sein - ohne dabei zu einem Politthriller zu verkommen. Christopher McQuarrie inszenierte den Film Handwerklich perfekt, künstlerisch aber vielleicht nicht ganz so aufregend wie Brad Bird den Vorläufer. Dafür räumt McQuarrie seinem Cast aber etwas mehr Freiräume ein. Der Film wirkt dadurch lockerer, vielleicht sogar authentischer. Mit der großartigen Rebecca Ferguson fand sich auch ein wunderbarer Ersatz für Paula Patton, allerdings hätte ich gegen ein Wiedersehen mit ihr auch nichts gehabt. Besonders loben möchte ich übrigens die Szene in der Wiener Staatsoper - die ist wirklich atemberaubend schön inszeniert, auch wenn es doch etwas stört, dass Benji immer ausgerechnet die Knöpfe erwischt, die die Lifte steuern, auf denen sich gerade Ethan und dieser Riese verkloppen. Kurz gesagt ist "Mission: Impossible - Rogue Nation" - genau wie sein Vorgänger - schlicht großartig. Von daher freue ich mich sehr, dass McQuarrie auch den sechsten Teil übernehmen wird.

Das kann ich alles so unterschreiben, auch wenn der erste Teil bei mir noch ein wenig besser wegkommt, da ich ihn durch die Nostalgiebrille sehe und der Film für mich damals ein einziges Actionhighlight war und ich Tom Cruise in der Rolle des Ethan Hawk unglaublich sympathisch fand. Der zweite Teil wollte von allem zuviel und hat dadurch über das Ziel hinausgeschossen. An den dritten kann ich mich nicht mehr wirklich erinnern, das ist auf jeden Fall kein gutes Zeichen. Grinsender Smiley Der vierte und fünfte Teil haben mir auch wieder richtig gut gefallen, auch wenn der fünfte mit seinen ganzen Technikgadgets schon sehr an der grenze zum Albernen war. Grinsender Smiley Trotzdem spannende Unterhaltung und eigentlich die perfekten Sonntag-Nachmittagfilme. Grinsender Smiley
Martin
 

#3442 21.11.2016, 16:31
Pascal Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Phantastische Tierwesen ...

Zumindest war es ein schoener Kinoabend. Die Schwaechen des Filmes hielten sich für meinen Geschmack in akzeptablen Grenzen.
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#3443 22.11.2016, 22:56
Indy2Go Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Zitat von Walton:
[...] und ich Tom Cruise in der Rolle des Ethan Hawk unglaublich sympathisch fand. [...]
Ethan Hawk(e) ist aber jemand anderes. Zwinkernder Smiley Aber mach' dir nichts draus, früher war Ethan Hunt für mich immer Ethan Hand. Grinsender Smiley


Sicario

Ein atemberaubend schön gefilmtes Drama mit origineller, sich häufig drehender Handlung, der auch das ein oder andere Klischee nicht anhaben kann. Die Besetzung funktioniert hervorragend und auch die kontrastreiche musikalische Untermalung von Jóhann Jóhannsson ist schlicht großartig. Vielleicht hat sich die ein oder andere Länge eingeschlichen, ansonsten ist "Sicario" ganz großes Kino. Ich freue mich schon wahnsinnig auf den bald startenden "Arrival" vom selben Regisseur (und seinen 2013er Streifen "Prisoners" den ich auch noch nicht gesehen habe). Schön, dass so ein fähiger Mann wie Denis Vielleneuve ans "Blade Runner"-Sequel gelassen wurde.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.
 

#3444 26.11.2016, 19:22
horner1980 Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
SPHERE

Hochspannender,, aber leider nicht perfekter Film. Dank der sehr dichten Atmosphäre und der eigentlich gut erzählten Geschichte hat mich hier der Film schon sehr unterhalten. Die Darsteller waren gut bis solide. Dustin Hoffman spielte mal wieder einen typischen Dustin Hoffman-Charakter mit dem so typischen trockenen Humor. Musik von Goldenthal war auch in Ordnung. Jedoch was mich die ganze Zeit störte... so gut die Charaktere auch waren. Allesamt und damit meine ich ohne Ausnahme wirkten seltsam kalt, als andere starben. Da starb ein Mensch und man sah nur zu und reagierte mit einer Gelassenheit, als würde das einem gar nicht kümmern. Das machte mir persönlich schon viel aus. Ich hätte mir da mehr Anteilnahme bzw Willen, den Menschen zu retten, gewünscht. Besonders merkt man das beim ersten und zweiten Toten. Aber trotzdem behielt der Film für mich die Spannung bis zum Ende, was ich mir eigentlich hätte anders gewünscht. Besser wäre so ein offenes Ende gewesen und irgendwie spielte der ganze Film auch auf ein offenes Ende hin.
Ich persönlich hätte den Film so enden lassen:
switch Spoiler:

Aber die Spannung und die Atmosphäre machten aus dem Film einen guten Film.
"Music is the most direct path to the human heart."

Steven Spielberg
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 26.11.2016, 19:22 von horner1980.  

#3445 30.11.2016, 15:22
Toth Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Le goût des merveilles

Sinnlicher Feel-Good-Movie, der für mich, als Vater eines autistischen Sohnes, auch das ein oder andere Aha-Erlebnis bereit hielt. Kamera und Musik sind dabei ebenso stimmig wie die Besetzung. Ein Blick Wert.
The trick, William Potter, is not minding that it hurts!
 

#3446 02.12.2016, 14:28
Toth Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Kingsman: The Secret Service

Gewaltporno für Fußball-Hooligans, der so ziemlich alles vereint, was heutige Blockbuster so unerträglich macht: Hipper-postmoderner, auf Coolness getrimmter Stil, zynische Filmbuff-Attitüde, nihilistische Geisteshaltung, nervig-lächerliche Zeitlupenaction, exzessive pronographische Gewalteinlagen, austauschbare Charaktere, völlig verheizte Darsteller, wummernder Soundtrack, viel zu langer und dabei bloß lärmender Showdown, ... die traurige Liste ist schier endlos!
The trick, William Potter, is not minding that it hurts!
 

#3447 02.12.2016, 19:10
Kayley Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Zitat von Toth:
Kingsman: The Secret Service

Gewaltporno für Fußball-Hooligans, der so ziemlich alles vereint, was heutige Blockbuster so unerträglich macht: Hipper-postmoderner, auf Coolness getrimmter Stil, zynische Filmbuff-Attitüde, nihilistische Geisteshaltung, nervig-lächerliche Zeitlupenaction, exzessive pronographische Gewalteinlagen, austauschbare Charaktere, völlig verheizte Darsteller, wummernder Soundtrack, viel zu langer und dabei bloß lärmender Showdown, ... die traurige Liste ist schier endlos!

Dir ist der absolut selbstironische Stil des Filmes aber schon aufgefallen, oder? Ich meine, Kingsman ist eine überhaupt nicht ernstzunehmende Komödie, die mehr eine lustige Hommage an sämtliche alte Spionagefilme ist als ein eigenständiger Film. Spätestens in dem Moment, in dem Samuel L. Jackson's Charakter auftaucht, sollte das doch klar werden.
Mich hat er amüsiert, aber ich habe auch nicht versucht, Sinn oder Tiefe darin zu suchen.
"X" never, ever marks the spot.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 02.12.2016, 19:10 von Kayley.  

#3448 02.12.2016, 22:29
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Sinn sollte ein Film schon ergeben und Tiefe kann nicht schaden. Aber abgesehen davon, fand ich die Gewalteinlagen für so ein ironisches Spiel mit dem Genre schon einen Tacken zu heftig (zumal ich mich nicht erinnern kann, dass bei James Bond jemals solche Blutbãder angerichtet wurden). Insgesamt fehlte dem Film auch die Leichtigkeit eines Kick-Ass. Ich fand ihn gut, ich mag Mark Millar, aber ich kann Toth schon verstehen.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 02.12.2016, 22:31 von Aldridge.  

#3449 03.12.2016, 08:41
Kukulcan Anwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Zitat von Toth:
Kingsman: The Secret Service

Gewaltporno für Fußball-Hooligans, der so ziemlich alles vereint, was heutige Blockbuster so unerträglich macht: Hipper-postmoderner, auf Coolness getrimmter Stil, zynische Filmbuff-Attitüde, nihilistische Geisteshaltung, nervig-lächerliche Zeitlupenaction, exzessive pronographische Gewalteinlagen, austauschbare Charaktere, völlig verheizte Darsteller, wummernder Soundtrack, viel zu langer und dabei bloß lärmender Showdown, ... die traurige Liste ist schier endlos!

Vielen Dank. Kick-Ass fand ich noch zu einem guten Teil witzig - wie der Stil auf eine Agentenfilm-Parodie passen sollte, hat sich mir (vor und nach Trailer Sichtung) nicht erschlossen.
 

#3450 03.12.2016, 09:49
Toth Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Zitat von Kayley:

Dir ist der absolut selbstironische Stil des Filmes aber schon aufgefallen, oder?

Jetzt, wo du es sagst! Peinlicher Smiley Zwinkernder Smiley
The trick, William Potter, is not minding that it hurts!
 

#3451 04.12.2016, 02:05
Indy2Go Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Den comichaften Inszenierungs-Stil des Filmes - samt der "aufgematrixten" Zeitlupen-Action - mochte ich offen gestanden sehr gerne. Ich finde auch durchaus, dass die Vereinigung von Genre und Stil geglückt ist, doch gilt das eben nur für die Optik. Wie (unnötig) brutal der Film letztlich war, weiß ich gar nicht mehr so genau. Grundsätzlich halte ich es aber so: Ich halte nichts von Tarantino'schen Blutbädern, die einzig und allein als Stilmittel dienen und den Filmen "Coolness" verleihen sollen. Noch verärgerter bin ich aber über verharmloste Gewaltdarstellungen. Wenn jemandem ein Messer in den Bauch gerammt wird tut das weh und da sollte ein Regisseur auch nicht einer Altersfreigabe wegen drumherum inszenieren. Ein gutes Beispiel wären die Filme des MCU - da werden halbe Genozide begangen aber niemand darf richtig bluten. Die Netflix-Serie "Daredevil" - um mal ein naheliegendes Beispiel zu nennen - setzt sich dagegen mit den Folgen von Gewalt auseinander und traut sich auch diese angemessen darzustellen.


Arrival

Als Vorbereitung auf den Film habe ich mir nebst "Sicario" auch noch "Prisoners" und "Enemy" (Denis Villeneuve hat wohl eine Schwäche für Ein-Wort-Titel) angeschaut. Ich mochte alle drei Filme sehr, halte den eher mittelprächtig aufgenommenen "Enemy" aber fast für den heimlichen Star innerhalb Villeneuves Filmographie. Zumindest wenn man sein jüngstes Werk, "Arrival", mal ausklammert.

Der Film geizt nicht mit Substanz, legt einen unfassbaren Wert auf Ästhetik und ist schauspielerisch nahezu perfekt. Aufgrund des Genres und der Relevanz der Tochter der Protagonistin erinnert der Film - zumindest mich - sehr an Christopher Nolans "Interstellar". Allerdings sind die Grundpfeiler der Handlung völlig andere. "Arrival" spielt im Jetzt und setzt sich zunächst mit einer realistischen Kontaktaufnahme zu außerirdischen Lebensformen auseinander. Auch ist er nicht so verkopft wie Nolans Science-Fiction-Epos und funktioniert in meinen Augen auf emotionaler Ebene besser. Der Bilder wegen kommt man aber auch um einen Vergleich mit Stanley Kubricks "2001: A Space Odyssee" nicht drumherum. Der Streifen springt von einem Twist zum nächsten und nimmt - obwohl er gekonnt mit der Erwartungshaltung der Zuschauer spielt und dabei zwangsläufig eine Idee des Ausgangs entsteht - wahrlich unvorhersehbare Wendungen. Ein weiterer Film, an den ich bei der Sichtung von "Arrival" denken musste, ist Robert Zemeckis' "Contact" - natürlich in erster Linie der Grundprämisse wegen.

Auch gelingt es dem Film, eine originelle Form außerirdischen Lebens zu präsentieren - ohne dabei in die Klischee-Kiste zu greifen. Jóhann Jóhannssons Score ist ähnlich vielschichtig wie seine vorherigen Werke, allerdings weniger auffällig. Umso auffälliger sind dafür die Hochformen der Darsteller. Nebst Forest Whitaker überzeugt auch Jeremy Renner auf ganzer Linie, jedoch muss ich anmerken, dass mir seine Figur etwas zu oberflächlich abgehandelt wurde. Was aber ganz und gar nicht für Amy Adams' Figur gilt, die nicht nur hervorragend geschrieben, sondern auch unfassbar gut dargestellt wird. Letztlich ist "Arrival" für mich der bisher beste Film diesen Jahres. Noch vor Gavin O'Connors "The Accountant" und - na, legt die Steine wieder hin - Zack Snyders "Batman v Superman: Dawn of Justice".
Marc S.
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Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 04.12.2016, 02:07 von Indy2Go.  

#3452 04.12.2016, 12:25
Pascal Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Zitat von Indy2Go:
Letztlich ist "Arrival" für mich der bisher beste Film diesen Jahres.

Danke für den Tip. Dann schaue ich mir den heute mal an. Bislang habe ich 2016 nämlich noch kenen Film gesehen, da mich wirklich überzeugt hätte.
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#3453 04.12.2016, 13:20
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Independence Day: Resurgence - Na, immerhin. Da hat sich der gute Emmerich zumindest ein paar Gedanken gemacht, wie er sein hohles Independence Day-Universum sinnvoll weiterentwickeln kann. Vielleicht ist das dem Alter geschuldet, schließlich war das Spielbergle damals gerade 40 und ist heute 60. Da ist wohl die Bereitschaft gesunken, dem Publikum anno 2016 den gleichen Quark von vor 20 Jahren vorzusetzen. Wobei das allerdings nur für das große Drumherum gilt: Seit dem ersten Angriff hat die Menschheit die Alien-Technologie dazu genutzt, die eigene Entwicklung zu beschleunigen. Und die Erde ist angesichts der intergalaktischen Bedrohung auch zu einer Einheit zusammengewachsen. Im Grunde eine nette Utopie und als solches auch ein schöner Gegenentwurf zur tatsächlichen Entwicklung der vergangenen zwei Jahrzehnte. Wenn, ja, wenn die gesamte Bevölkerung nicht irgendwie seltsam militarisiert wirken würde. Da greift dann vielleicht Paul Verhoevens alte Theorie, dass der Krieg aus jedem einen Faschisten macht. Und das ist wohl auch der Grund, warum ID-R ein gutes Stück weit auch nach Verhoevens Starship Troopers aussieht.

So weit ist Independence Day: Resurgence eigentlich ein richtig guter Science-Fiction-Film. Allerdings - und das ist nun mal für einen Film entscheidend - hapert es mal wieder auf der erzählerischen Seite. Während sich der erste Independence Day noch zu viel Zeit genommen hatte, um seine Figuren einzuführen, hastet der Nachfolger durch die Exposition und verpasst die wichtige Gelegenheit, die Charaktere mit Leben zu füllen. Letztlich bleiben sie, und das ist beim Filmsohn von Will Smith besonders spürbar, laufende Kleider- und Waffenständer ohne den kleinsten emotionalen Unterbau. Das gab es auch schon im ersten Teil, etwa als Harry Connick jr., Mary McDonnell oder Harvey Fierstein den Löffel abgeben durften. Hier trifft es nun - Spoiler! - Vivica A. Fox und Bill Pullman (muss das Han Solo-Syndrom sein), und irgendwie juckt das keinen der Filmangehörigen so richtig. Sowieso hakt Emmerich eine Etappe seiner Alien-Invasion nach der anderen ab, ohne sich wirklich Zeit für das Spektakel zu nehmen. Die Zerstörungsorgien sind unübersichtlich gefilmt, die One-Liner kommen lustlos aus der Hüfte geschossen, Cliffhanger stammen aus der Klischee-Mottenkiste, Spannung geht dem Treiben völlig ab. Das alles zeichnete auch den alten Film aus, doch lieferte der zumindest denkwürdige Bilder - und das mit kleineren Ufos.

Dennoch: So wie der erste Independence Day heute noch eine gewisse Faszination als Popcorn-Wundertüte ausstrahlt, so macht auch der neue Film durchaus Spaß, indem er einfach aus dem Vollen schöpft. Auf der Haben-Seite ist dann noch zu vermerken, dass es deutlich weniger Patriotismus-Getriefe gibt als im Vorgänger. Und Brent Spiner finde ich mit seiner homosexuellen Over-the-Top-Figur sogar richtig sympathisch. Beobachtung am Rande: Das Interessanteste an Emmerichs Weltenzerstörungen ist immer das, was man nicht sieht: Bei 2012 wäre es spannend zu sehen gewesen, wie die kläglichen Überreste der Menschheit ihre Zivilisation wieder aufbauen. Und bei ID-R wäre es nett gewesen zu sehen, was in den 20 Jahren davor geschehen ist. Egal, Emmerich hat es immerhin geschafft, dass ich nun auch gerne einen möglichen dritten Teil sehen würde (der angesichts des schlechten Box Office allerdings eine Überraschung wäre).

Lange Rede, kurzer Sinn: bunter, lauter, genauso doof, aber als Sci-Fi nicht ohne Reiz.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 04.12.2016, 13:32 von Aldridge.  

#3454 04.12.2016, 22:26
Pascal Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Arrival

Leider muss ich hier Indy2Go auf kompletter Linie wiedersprechen. Der Film war extrem flach und hatte eine Handlung, die nur für einen 15-minütigen Kurzfilm gereicht hätte. Zunächst passiert reichlich wenig - das allerdings mit massig beeindruckenden Aufnahmen von schwebenden Dingsbumsen und Aliens im mysteriösem Nebel. Damit man aber zwischendurch mal etwas anderes zu sehen bekommt, werden eine Handvoll mit Spoilern überfrachtete "Traumsequenzen" immer und immer wieder wiederholt, damit jedem Zuschauer auch ja schon spätestens nach der Hälfte des Filmes die Auflösung klar sein muss. Auf eine Entwicklung der Hauptdarsteller wird verzichtet. Die Nebendarsteller verhalten sich durchgängig stereotyp. War da irgendwo ein Score? Kann sein... könnte aber genau so gut auch Aliensprache oder die Soundeffekte von der Menschheit bis dato unbekannten Maschinen gewesen sein. Wer "Contact" und
switch Spoiler:
schon kennt, kann getrost auf diesen Film verzichten. Gut fand ich allerdings zwischendurch die Landung eines Hubschraubers - das war echt toll gemacht.

Letztlich ist "Arrival" für mich der bisher zweitschlechteste Film diesen Jahres und wird nur noch von "Deadpool" unterboten.

Ärgern tut mich übrigens immer, wenn so viele Fragen am Ende eines Filmes offen bleiben.
switch Spoiler:

Laird Dr. Pascal Ivanović Kurosawa is one of the most over-rated moderators in this forum.
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Dieser Beitrag wurde 14 mal editiert, das letzte Mal am 05.12.2016, 00:20 von Pascal.  

#3455 10.12.2016, 19:45
horner1980 Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
THE LAST STAND

Teilweise könnte der echt aus den 80er stammen. Coole Oneliner, viel Humor, verdammt geile Action, die sogar echt aussah. Dazu alles herrlich überdreht. Dann trotz allem entwickelt sich sowas wie eine Spannung. Ach ja und selbst Johnny Knoxville fand ich lustig.
Das Ganze ist ein wenig wie ein Western aufgebaut.. der Sherrif und seine Deputys gegen die Bösen, u.a. herrlich gespielt von Peter Stormare. Auch die Musik hatte ein paar Westernmomente drin. Arnie selbst war richtig gut. In solchen Filmen ist er zuhause und das merkt man.

Ja, der Film hat richtig Spaß gemacht.
"Music is the most direct path to the human heart."

Steven Spielberg
 

#3456 10.12.2016, 21:33
Kayley Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Hat denn noch niemand SULLY gesehen? Ich würde gern einmal eine unabhängige Kritik lesen.
"X" never, ever marks the spot.
 

#3457 11.12.2016, 00:45
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Zitat von Kayley:
... eine unabhängige Kritik ...

Guckstu:

http://www.spiegel.de/...23384.html
 

#3458 11.12.2016, 01:06
Kayley Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Zitat von Aldridge:
Zitat von Kayley:
... eine unabhängige Kritik ...

Guckstu:

http://www.spiegel.de/...23384.html

Danke, die hatte ich gelesen, aber irgendwie wird da ziemlich viel über 1. die Hintergründe und 2. über den angeblichen Sinn und Zweck des Filmes referiert, nicht so sehr über die Qualität selbst.
Zu 2. muss ich sagen, dass ich, ohne ihn bisher gesehen zu haben, der Ansicht bin, dass der Autor ein wenig über das Ziel hinaus schießt.
Wer Eastwoods Filme, seine Art des Filmemachens und nicht zuletzt seine Persönlichkeit ein bisschen kennt, der wird an einer derartigen Intention trotz des Erscheinungsdatums stark zweifeln müssen.
"X" never, ever marks the spot.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 11.12.2016, 01:06 von Kayley.  

#3459 11.12.2016, 09:55
Leusel Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Zitat von horner1980:
THE LAST STAND

Teilweise könnte der echt aus den 80er stammen. Coole Oneliner, viel Humor, verdammt geile Action, die sogar echt aussah. Dazu alles herrlich überdreht. Dann trotz allem entwickelt sich sowas wie eine Spannung. Ach ja und selbst Johnny Knoxville fand ich lustig.
Das Ganze ist ein wenig wie ein Western aufgebaut.. der Sherrif und seine Deputys gegen die Bösen, u.a. herrlich gespielt von Peter Stormare. Auch die Musik hatte ein paar Westernmomente drin. Arnie selbst war richtig gut. In solchen Filmen ist er zuhause und das merkt man.

Ja, der Film hat richtig Spaß gemacht.

Kann mich auch nicht beschweren, da hat alles gepasst. Die hübsche Jaimie Alexander war noch dabei, ein weiterer Pluspunkt... Zwinkernder Smiley
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#3460 11.12.2016, 11:42
Aldridge Abwesend
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Betreff: Re: Der letzte Film
Muss ich auch noch mal sehen. Hatte beim ersten Mal viel Spaß gemacht. Und den Score hatte ich mir sogar geholt, gerade wegen der (dezenten) Western-Anleihen.
 

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