Aldridge
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Betreff: Re: Der letzte Film
Spiel mir das Lied vom Tod - Kommen wir mal zum Sakrileg des Tages: Spiel mir das Lied vom Tod verlangt schon Sitzfleisch. Der Western ist trotz - oder gerade wegen - seiner brillanten Machart ziemlich zäh geraten. Da wird wirklich jede Einstellung zelebriert: die Bildkomposition, der Schnitt, die Verwendung des Sounds, die Musik von Morricone, dazu dann noch in der ersten Viertelstunde zwei Handvoll Verweise aufs Westerngenre - zweifellos meisterhaft. Und bereits so selbstverliebt, dass Leone das flüssige Geschichtenerzählen vergisst. Die Story, an der die einzigartige Paarung Leone, Bertolucci und Argento gewerkelt hat, passt im Grunde auf einen Bierdeckel. In der ersten Hälfte passiert jedoch bis auf zwei, drei Expositionen nicht viel, in der zweiten Hälfte wiederum gibt´s dann locker ein, zwei Wendungen zu viel, etwa wenn Claudia Cardinale mit Henry Fonda unvermittelt im Bett landet. Das macht den Streifen für mich etwas unrund. Schauspielerisch gibt es dabei nichts zu bemängeln: Fonda zeigt, dass er eiskalt sein kann, Bronson ist ne coole Sau, die 30-jährige Cardinale sieht zum Niederknien aus, Robards ist für mich sogar der heimliche Star des Films und Ferzetti... naja, kommt in Im Geheimdienst Ihrer Majestät so richtig zur Geltung... Ich kann verstehen, wenn man bei den grandiosen Bildern zweieinhalb Stunden über opernhafte Filmkunst ins Schwelgen gerät, aber die Dollar-Trilogie, insbesondere die zwei glorreichen Halunken, bleibt in meinen Augen einfach flüssiger, spannender, zwingender, unterhaltsamer.
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mal editiert, das letzte Mal am 05.06.2016, 20:13 von Aldridge.
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