Aldridge
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Betreff: Re: Der letzte Film
Zitat von Indy2Go:Lizenz zum Töten
Welch eine ironische Fügung: Der am wenigsten erfolgreichste aller James Bond-Filme, ist einer meiner persönlichen Favoriten. Nach der flapsig ironischen Roger Moore-Ära, mit der ich persönlich nicht allzu viel anfangen kann, wurde mit Timothy Dalton eine wesentlich ernstere Richtung eingeschlagen. Mit ihm legte man mehr Wert auf (mehr oder weniger) realistische Action-Szenen und einen Protagonisten, der bis dato am ehesten den Vorstellungen seines Erfinders entsprochen haben dürfte. Lustigerweise hörte man ja gerade mit Timothy Dalton auf, Ian Flemmings Romane zu verfilmen. Jedenfalls, nachdem Der Hauch des Todes einige Längen aufwies und einen noch etwas unsicheren Hauptdarsteller zeigte, traf seine Fortsetzung - auch in diesen Kriterien - genau in's Schwarze. Die Handlung stellt einen ziemlichen Bruch zu den bisherigen Filmen dar, da der Agent hier mit dem Ziel, seine Freunde zu rächen, loszieht, statt einen Auftrag zu erfüllen. Dementsprechend brutal und persönlich ist das Ganze auch - und deshalb greifbarer. Highlight des Filmes ist für mich das Finale. Zum Einen, weil Sanchez' Methode das Kokain zu schmuggeln, richtig Eindruck macht, zum Anderen weil gerade die Lastwagenverfolgungsjagd perfekt inszeniert wurde und unglaublich viel Spaß macht. Wie der Antagonist dann zu Tode kommt, find' ich auch ziemlich genial. Mit Carey Lowell und Talisa Soto hat der Streifen auch zwei der besten Bond-Girls und ich mag den auch Titelsong. An dieser Stelle noch zwei Anmerkungen: Der Dialog zwischen Bond und Pam auf dem Boot, erinnert mich immer wieder an Indy und Marion und auch einige Szenen des Finales lassen echtes Raiders of the Lost Ark-Feeling aufkommen.
Aufgrund von Mitnehmindys Kritik hatte ich direkt wieder Lust bekommen, den Film zu schauen. Gesagt, gestern getan. Und auch nach der Neusichtung gehört der Film zu meinen Favoriten unter den James Bond-Streifen. Timothy Dalton agiert hier deutlich souveräner als noch beim Hauch des Todes und fackelt auch nicht lange, seinen Freund Felix Leiter und dessen Frau zu rächen. Was die Charakterisierung der Figuren angeht, ist dieser Bond natürlich noch auf dem Stand der 80er, sprich: Eine ausführliche Seelenbeschau und düstere Bilder wie bei den Craig-Bonds gibt es dort noch nicht. Aber 007 agiert schon recht kompromisslos und bietet in der Darstellung eine nette Balance zwischen menschlich-verletzlich und konsequent-tödlich - womit man dann auch endgültig mit der Moore-Ära bricht und einen Bond mit dunkleren Seiten präsentiert. Mir ist gestern auch wieder aufgefallen, WIE süß Carey Lowell damals ausgesehen hat. Und Q hat hier einen seiner besten Auftritte in der ganzen Serie. Allerdings muss ich zugeben, dass der Film in den vergangenen 26 Jahren dann natürlich auch ein bisschen verloren hat. Die Inszenierung von John Glen ist allenfalls solide, und solche Actionstücke wie Bonds erste Flucht von Krests Boot - die ich damals im Kino als atemberaubende Dauer-Hatz empfunden hatte - wirken nach heutigen Standards schon beinahe unspektakulär. Hinzu kommen einige "Blödheiten" aus der James Bond-Mottenkiste, etwa wenn unser Lieblingsspion unter Wasser mit dem Messer angegriffen wird, sein Gegner ihm aber nur umständlich den Luftschlauch durchschneidet, anstatt ihm das Messer direkt zwischen die Rippen zu jagen. Oder wenn Carey Lowell auf dem Boot beinahe augenblicklich von tough-spröde auf supersanft-willig umsteigt und mit Bond unter Deck geht (wonach sich die beiden in der nächsten Szene dank der deutschen Synchro plötzlich wieder siezen). Zwiespältig fand ich auch den Soundtrack von Michael Kamen: Der hat zwar einen tollen Score geschrieben, doch unterscheidet sich dieser bis auf das Bond-Thema nicht sonderlich von seinen damaligen Scores zu Lethal Weapon und Die Hard. Aber egal, letztlich macht es die Mischung: Story, Darsteller, Atmosphäre stimmen bei diesem Bond einfach. Ein dritter Film mit Dalton wäre echt groß gewesen.
Zwei Beobachtungen am Rande: Gegen den "Bullen" Craig wirkt Dalton mit freiem Oberkörper wie ein Spargel. Da sehe ich heute im Fitnessstudio schon 19-Jährige, die deutlich besser austrainiert sind - da sieht man mal, wie sich das "Körperbild" im Laufe der Zeit verändert hat. Und die Besetzung von Felix Leiter irritiert mich immer noch ein bisschen. Der damals 61-jährige David Hedison spielt stellenweise ein Stückchen zu engagiert. Dazu dann auch eine Frage: Ich hab´s echt nicht auf dem Schirm, aber muss man zu der Figur des Sharkey im Bond-Kontext noch etwas wissen?

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mal editiert, das letzte Mal am 04.11.2015, 12:02 von Aldridge.
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