Aldridge
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Betreff: Re: Der letzte Film
Godzilla (2014) - Preisfrage: Warum schaut man einen Monsterfilm? Richtig! Weil man sehen will, wie Monster große Städte plattmachen und / oder sich gegenseitig die hässliche Visage demolieren. Anschlussfrage: Was zeigt Gareth Edwards Godzilla-Variante genau nicht? Exakt! Monster, die große Städte plattmachen und / oder sich gegenseitig die hässliche Visage demolieren. Der Streifen schafft es doch tatsächlich, zu 80 Prozent in absoluter Dunkelheit zu spielen und in den restlichen 20 Prozent genau immer dann wegzuschneiden, wenn es zwischen Godzilla und dem Motu-Pärchen mal zu Sache geht. Was stattdessen gezeigt wird: Städte, die bereits in Schutt und Asche gelegt wurden. So gleicht der Film einem zweistündigen monstermäßigen Coitus interruptus.
Das ist aber längst nicht alles, was der Streifen falsch macht. Sowohl die Menschen- wie die Monsterfraktion benehmen sich völlig Banane: Da wird Godzilla mal von einem Flottenverband begleitet, dann wieder beschossen, dann soll er per Atombombe beseitigt werden, dann wiederum setzt man seine letzten Hoffnungen in ihn. Da überfällt ein Motu den Atomwaffentransport, weil es auf die Strahlung anspringt, verleibt sich eine Atombombe ein, lässt die zweite aber unbeachtet zurück. Da sind die Menschen dann aber so nett, ihm die zweite Atombombe nach San Francisco nachzuschicken - nur damit diese Bombe dann die Stadt bedrohen kann, die eh schon völlig zerstört ist. Zwischendrin dann noch ein paar aufrechte Soldaten, ein hochrangiger Militär, der natürlich nicht auf den Wissenschaftler hört, dessen Aufgabe wiederum nur darin zu bestehen scheint, grimmig dreinzublicken. Und ein "Held", der im Grund gar keine Aufgabe hat. Wie sollte er auch, immerhin entfernt sich die Handlung regelmäßig von seiner Kerngruppe an Charakteren und folgt stattdessen über längere Abschnitte gesichtslosen Statisten, die gerade woanders irgendwas machen, was sowieso keine Auswirkungen auf den Verlauf hat.
Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, entledigt man sich der einzigen Figuren, die tatsächlich so etwas wie einen dramatischen Konflikt mit sich herumtragen - nämlich der Eltern des Protagonisten - in den ersten 15 Minuten (Moment, was das wirklich Juliette Binoche, die sonst ganze Filme tragen kann?) bzw. den ersten 40 Minuten (hey, das war doch gerade Bryan Cranston, der da 15 Jahre den Irren gespielt hat, um dann unmotiviert vom Gerüst zu fallen!). Zwischendurch liefert Edwards dann wenigstens ein paar schön-schreckliche apokalyptische Bilder - die man aber allesamt schon aus den Trailern kannte. Mann, Mann, Mann, ich hätte nie gedacht, dass ich so etwas mal schreiben würde, aber: Emmerichs Godzilla war Gold dagegen (zumindest in der ersten Hälfte). Der nahm sich selbst wenigstens nicht so schrecklich ernst. Und da haben dann auch noch alle im vergangenen Jahr über Pacific Rim hergezogen... Hoffentlich kriegt Edwards für das Star Wars-Spin off wenigstens ein ordentliches Drehbuch untergejubelt.
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