Aldridge
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Betreff: Re: Der letzte Film
The Rock - Nach der Michael Bay-Diskussion kürzlich war ich dann doch neugierig geworden auf dieses "Frühwerk" des Regisseurs und habe gestern die gute, alte FSK18-DVD rausgekramt. Tja, äh, um es mit Police Officer Roger Murtaugh zu sagen: Ich werde anscheinend zu alt für diesen Scheiß. In Erinnerung hatte ich einen temporeichen Hochglanz-Actionfilm mit drei hochkarätigen Hauptdarstellern, einer ernsten Bedrohung und gelungenen Actionszenen zu einem treibenden Soundtrack. Geboten bekam ich gestern irgendwie so recht nichts von all dem. Sowohl die Guten wie die Bösen wirkten einfach irgendwie unsympathisch und inkompetent. Weder die FBI-Agenten noch die Elite-Militärs verhielten sich auch wirklich so, wie man das von ihnen erwarten sollte, sondern liefen eigentlich nur hektisch hin und her und blökten sich an. Der US-Militärfetisch mit den markigen Reden um Ehre, der da zelebriert wird, ist aus heutiger Sicht sowieso nur noch naiv und doof. Wirkt die Rolle von Ed Harris im Ansatz eigentlich interessant, weil er eben nicht als der klassische Bösewicht gezeichnet ist, fiel die Umsetzung irgendwie völlig ziel- und hilflos aus. Bei den Rollen von Nicolas Cage und Sean Connery kam dann auch kein Kribbeln mehr auf: Beide waren irgendwie viel zu straight und ohne besondere Eigenschaften, die ihre Charaktere einigermaßen hätten interessant machen können. Connery, damals 66 Jahre alt (und damit 6 Jahre jünger als Harrison Ford heute) darf ein paar launige Harter-Kerl-Sprüche aufsagen, aber ansonsten erschöpft sich seine Rolle darin, mit grimmigem Blick über die Insel zu laufen. Da fällt dann auch nicht mehr ins Gewicht, dass sich die Exposition rund um Connerys Rolle zunächst mal gute 50 Minuten hinzieht, bevor es endlich zur eigentlichen Handlung nach Alcatraz geht.
Was bleibt positiv zu vermerken? Man muss fair sein: Die Hochglanz-Optik von Michael Bay mit den extremen Untersichten und den Kamerawenden war damals neu und erfrischend. Das war eine logische Fortführung der Ästhetik, die von den Scott-Brüdern ins Kino gebracht wurden. Dabei fiel mir auf, dass die schnellen Schnittfolgen in der Autoverfolgungsjagd zu Anfang bei weitem nicht mehr so hektisch wirkten, wie mir das damals vorgekommen war - was auch zeigt, wie sehr man inzwischen darauf konditioniert ist. Hinzu kommt, dass die meisten Sprüche wirklich recht gelungen sind, während die Anspielungen auf Connerys Bond-Vergangenheit heute - 12 Jahre, nachdem sich Connery zur Ruhe gesetzt hat - ein bisschen an Kraft verloren haben. Und der Soundtrack von Nick Glennie-Smith, Harry Gregson-Williams und Hans Zimmer wirkt immer noch toll und hat abseits des Hauptthemas noch ein paar hübsche Motive zu bieten. Die FSK18 wurde inzwischen übrigens zurecht auf eine FSK16 zurückgestuft, da ist man inzwischen schon ganz andere Dinge gewohnt. Tja, ernüchternd, nachdem bereits Face / Off kürzlich deutlich bei mir verloren hat. Vielleicht sollte ich die Krachbumm-Heuler aus den 90ern wirklich lieber im Schrank lassen...
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