Robby
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Betreff: Re: CS Peitsche - Von Beginn an
So weit sind wir jetzt also. Die Peitsche ist fertig geflochten. Jetzt fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten...
Nämlich der Transition knot, der Heel knot und die Handschlaufe - wrist loop. Fangen wir mit dem Transition knot an.
Um das Flechtmuster besser zu sehen, hier die erste Lage der Flechtung auf hellem Untergrund - auseinandergezogen,
damit man die Zusammenhänge besser erkennen kann. Zuerst also der fertig geschnittene und gedehnte Streifen, und
gleich daneben das besagte Muster.
Die Stelle, an die der Knoten kommen soll, wird entsprechend "unterfüttert". In diesem Fall mit dickem, hochfestem Nylon.
Das sieht so aus:
Dann kommt das Leder an die richtige Position, und wird - wie auf dem Muster vorhin zu sehen war - verflochten.
Ich überspringe jetzt ein paar Arbeitsgänge, denn sonst wird es zur unendlichen Geschichte Hier ist der Knoten
bereits fertig. Oder fast - die einzelnen Stränge werden jetzt noch so fest gezogen, dass sie sich nicht mehr lösen können.
Die Kraft in den Fingern reicht hier nicht mehr aus - zumindest, wenn man die Sachen richtig fest ziehen möchte...
Und wenn alles da ist, wo es hin soll, haben wir den fertigen, Terry Jacka typischen Transition knot.
Und weiter geht's mit dem Heel knot. Bevor der jedoch angebracht wird, kommt das Blei in den Griff. Oder besser gesagt:
An den Griff. Aber zuvor muß genau ermittelt werden, wieviel davon ran muss... Das wird oft Daumen mal Pi gemacht.
So ist es besser. Und genauer. In die Tüte am Griff kommen Stahlkugeln. So lange, bis die Peitsche balanciert ist. Danach
werden die Kugeln gewogen, und das genau Gewicht dieser Kugeln wird von einem Streifen Blei abgeschnitten.
Der Abschluss des Griffes wird jetzt mit dem Blei ummantelt und fixiert. Das Blei wird fixiert, weil es nichts Übleres gibt, als einen Heel knot,
der sich bewegen lässt...! Dieses Blei wird meistens einfach irgendwie draufgeknallt, fixiert und überflochten. Wenn man das aber sauber haben
möchte, wird das Blei entsprechend der Form, die der Knoten später haben soll, bearbeitet. Und darüber kommt dann ein Cover aus...? Genau. Roohide.
Der Heel knot wird jetzt ebenfalls mit dem besagten, dickem und reissfestem Nylon gewickelt. Das gibt der ganzen Sache noch etwas Fülle.
Gleichzeitig wird das Roohide Cover unverrückbar fixiert.
Weil wir gerade bei "fixiert" sind... Lasst euch von keinem Peitschenmacher der Welt erzählen, dass es normal sei, wenn sich der Heel knot
bewegen lässt... Das ist es nicht! Der Heel knot muss sein wie aus Beton gegossen. Wenn er sich bewegen lässt - und sei es auch nur leicht -
dann ist das Material darunter nicht richtig verarbeitet bzw. fixiert.
Bei einem guten Whipmaker kommt so etwas nicht vor. Okay, durch Benutzung kann sich so was unter Umständen mal lockern.
Ein guter Whipmaker wird das dann auch - kostenlos - in Ordnung bringen. Ein Whipmaker, der euch erzählt, dass das normal und in Ordnung sei,
scheut die Arbeit und die Kosten für den Versand. Und er belügt euch.
Auf dem oberen Foto ist die Handschlaufe auch schon angebracht. Und da es dazu nicht viel zu sagen gibt... Vier Stränge, die verflochten werden.
Aber weiter mit dem Heel knot. Hier könnt ihr sehen, wie die erste "Lage" verflochten wird. Sieht noch nicht so abenteuerlich aus,
aber nach einiger Zeit erkennt man recht gut, in welche Richtung das Ganze geht.
Weiter geht's mit dem Fall. Das schlechteste Leder für einen Fall ist - sorry - weisses Leder. Das reisst mit Vorliebe und Hingabe regelmässig ab.
Das mag ja vielleicht screen accurate sein, praktisch ist es nicht. Das beste Leder für einen Fall ist Latigo. Ein schweres, sehr robustes Leder.
Aus Latigo werden übrigens auch ganz hervorragende Peitschen gemacht. Schwer, und unglaublich robust. Roohide ist ein sehr gutes
Material für Peitschen. Aber es ist nicht das Einzige...!
In den Fall wird eine Öse geschnitten. Durch die läuft später die Peitsche. Die Ränder des Falls werden "skived", schräg angeschnitten.
Und am Ende - auch hier: das geschieht nur selten, spricht aber für die Qualität - werden die geschnittenen Kanten mittels eines anderen
Leders, das der Länge nach darübergezogen wird, aberundet.
Jetzt wird die fertige Peitsche noch gereinigt. Das geschieht mit fusselfreien Handschuhen. Oder besser: Sollte mit fusselfreien Handschuhen
oder einem solchen Tuch geschehen. Denn als nächstes kommt das Shellac drauf...
Der fertige Griff - das Handle... - zusammen mit dem Transition knot...
...und hier das fertige Stück. Viel Detailarbeit und viel know how. Bitte sehr -
Das war's. Ich hatte versprochen, dass es eine Premiere in Deutschland werden würde. Im deutschen Indy Forum. Und genau das ist es geworden.
Die Bilder - zumindest ein Teil davon - werden später mal in die Galerie auf der Whip Basics Seite kommen. Im COW wird davon nichts zu sehen sein.
Auch mal was Exklusives hier bei uns. Warum auch nicht, oder?
Ich hoffe, ich konnte euch damit einen komplexen Einblick in die Herstellung einer solchen Peitsche geben. Es sind auch immer wieder Hinweise darauf,
auf was man achten sollte. Die "Do's" und die die "Don'ts". Ihr arbeitet auch für euer Geld. Also lasst euch nicht über den Tisch ziehen, okay?
Wenn ihr Fragen habt, können wir hier gerne darüber sprechen/schreiben. Es gibt bestimmt noch den einen oder anderen Aspekt, der Raum für
Gespräche lässt.
In diesem Sinne - liebe Grüße und alles Gute für euch,
Robby
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