Robby
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Betreff: Re: Nylon Peitschen
Sehr gern geschehen! Wenn ihr spezifische Fragen zu dem Thema habt, könnt ihr euch gerne und jederzeit an mich wenden.
Spezielle Lektüre zum Thema der Nylonpeitschen kann ich leider nicht empfehlen. Schlicht deshalb, weil es zu dem Thema
nichts gibt... Das Problem an der Sache ist folgendes; die einen sagen "Nylonpeitschen haben keine Seele und keinen Charakter",
die anderen sagen gar nichts und benutzen sie, weil sie um deren Qualitäten wissen. Sicher hat Leder - egal ob Roohide oder Latigo -
mehr Charakter, keine Frage. Aber wenn es um die praktische Anwendbarkeit geht, ist Nylon mittlerweile vorne. Bei den Nylonpeitschen
gibt es (grob aufgeteilt) drei Varianten. Die Peitschen, die wie Leder geflochten werden; also Bellies & Overlays, dann die geflochtene
Variante, die zwecks Gewicht mit Paraffinwachs behandelt wird und dann eine völlig andere Methode - nämlich einzelne, starke Nylondrähte
die zu einer Art "Nylonseil" verwoben werden.
Vor- und Nachteile...
Die geflochtene Version mit Bellies & Overlays hat nur den Nachteil, dass sie nicht aus Leder ist, nicht so schön nach Leder riecht und
auch nicht nachdunkelt. Wenn sie gut geflochten ist, braucht es - genau wie beim Leder - recht lange um sie wirklich gut einzuarbeiten.
Mittlerweile wird sogar der Fall Hitch wie bei einer Lederpeitsche geflochten. Die Zeiten von exotisch verdröselten Falls sind vorbei.
Man kann eine solche Peitsche tropfnass cracken, es kann eiskalt sein und matschig. Kein Problem.
Die Variante mit Paraffinwachs ist ein wenig umstritten. Das Paraffinwachs wird nach dem Flechten aufgetragen, um der Peische Gewicht,
"Volumen" zu geben. Das Wachs hat aber die Tendenz, nach und nach abzubröckeln. Damit verändert sich aber auch das gesamte
Verhalten der Peitsche. Man kann sie immer wieder mit Paraffinwachs einlassen - also einstreichen und dann mit einem Fön vorsichtig
flüssig machen und einziehen lassen. Diese Variante ist genauso wetterunempfindlich wie die anderen beiden Versionen auch.
Variante drei - das "Nylonseil". Diese Art von Peitsche wird von Karaka aus Neuseeland produziert. Das ist mit Abstand sie robusteste,
stabilste, am leichtesten zu crackende Peitsche, aber leider auch die häßlichste. Die Modelle von Karaka sind reine, absolute Werkzeuge.
Gemacht, um sofort zu funktionieren und so ziemlich allem zu widerstehen, was man mit einer Lederpeitsche niemals machen sollte.
Es ist die billigste Version, aber eine solche Peitsche möchte man sich nicht an die Wand hängen, glaubt mir. Ich habe 8 Stück davon.
Robust - absolut. Auch für schnelle Kombinationen/Cracks ohne Probleme zu benutzen. Aber sie sehen nicht gut aus. Im Gegenteil.
Sie haben in etwa die Ästhetik einer Rohrzange. Aber - und das ist es, worum es beim Training geht - sie verzeihen jeden Fehler.
Noch ein Wort zum Schwingen. In dem Galileo Beitrag wurden zwei Peitschen verglichen. Eine Lederpeitsche und ein Modell von Karaka.
Die Karaka Peitschen haben generell einen wesentlich kürzeren Fall. Das heißt, bei diesem "Test" war die Karaka Peitsche so gewickelt,
das sie sich im Prinzip "um sich selbst" gewickelt hatte. Der Zug ging also gleichmässig auf den gesamten Peitschenkörper.
Die Lederpeitsche hatte nur den Fall um das Holz geschlungen. Deshalb ist der Fall am Hitch einfach ausgerissen.
Das war der ganze Zauber. Alles sehr ungenau und schwammig. Wie der ganze Bericht selbst. Wenn ihr euch für die Flechtungen interessiert
(und das soll jetzt keine Eigenwerbung werden, okay?), könnt ihr auf die Seite http://www.Whip-Basics.de gehen. Unter "Gallery" findet ihr ein
paar Fotos von Peitschen. Aber nicht nur die fertigen Modelle, sondern das jeweilige "Making of", also die einzelnen Schritte bis zur fertigen
Peitsche. Unter anderem auch ein Modell von Tony Layzell aus England. Die Farben sind nicht relevant - sie wurden nur gewählt, weil
diese Gelb/Grau Kombination kameratechnisch sehr gut nachzuvollziehen ist. Nylonpeitschen können genauso gut in hellen oder dunklen
Erdtönen geflochten werden.
Und wie gesagt - wenn ich helfen kann... Bitte nur melden.
Alles Gute,
Robby
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