HenryJ
Mitglied
Beiträge: 22
Dabei seit: 22.05.2008
Wohnort: -
|
Betreff: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Guten Abend miteinander,
gestern habe ich nach längerer Zeit noch einmal „Tempel of Doom“ in mein Laufwerk eingeworfen und den Film in voller Länge genossen. Ein netter Film, ohne Frage. Einige Dinge sind mir jedoch sauer aufgestoßen und ich fand mich passagenweise an meine Enttäuschung über die misslungene Jagd nach dem „Kristallschädel“ erinnert.
Nachdem ich bereits in meiner länger zurückliegenden Kritik zum vierten Teil Parallelen zwischen Teil 2 und 4 ausgemacht hatte, ohne den zweiten Teil noch 100-prozentig rekonstruieren zu können, da ich ihn länger nicht mehr gesehen hatte, hat mich der gestrige Filmabend in meiner kritischen Sicht auf Teil 2 bestärkt.
1. Gesamtanlage des Films
Wie bei Teil 4 fehlt mir auch bei ein stimmiger Gesamtrahmen der Erzählung; die Handlung wird nicht systematisch entwickelt, viel mehr scheinen die Protagonisten ziellos von Schauplatz zu Schauplatz zu stolpern. Zunächst stürzt Indy mit dem Flugzeug in ein indisches Dorf, wildert danach ein wenig durch das Schlafzimmer seiner reizenden Bekanntschaft, um anschließend in das blutrünstige Ritual einer hinduistischen Sekte zu geraten. Dem Film scheint wie „Skulls“ das überzeugende, treibende Objekt, eine grundlegende Handlungsmotivation zu fehlen. (bis der Film zu dem Ritual gelangt ist bereits 1 Stunde vergangen (!), bis dahin plätschert der Film, abgesehen von der rasanten Anfangssequenz ein wenig vor sich hin)
2. Motivation der Handlung
Ein Kernproblem von Indiana Jones 4 ist die fehlende mythische Kraft des Artefakts, bei dem nicht hinreichend klar wird, warum man es nun eigentlich unbedingt besitzen müsse, und das zwischenzeitlich wahlweise gegen Ameisen oder tollwütige Russen zum Einsatz kam. Ähnlich steht es um die Steine in „Temple“, die – entgegen wortgewaltiger Beschwörung ihrer Macht – eigentlich nur schmückendes Beiwerk sind.
Nun, man könnte argumentieren, dass im zweiten Teil die Befreiung der Kinder die Funktion des archäologischen Objekts einnimmt und natürlich ist ihre Errettung ein hehres Ziel, das für sich genommen schon als Handlungsmotivation ausreichen mag. Mir persönlich geschieht dies jedoch viel zu beiläufig; die Kinder-Thematik nimmt nur einen minimalen Teil dieses Films ein, vielleicht hätte man sie noch etwas opulenter in Szene setzen können.
Auch auf die Gefahr mich zu wiederholen: Für mich fundiert die Faszination der Indiana-Jones Filme zunächst auf der Formulierung eines großen Projekts, (Die Suche nach der Bundeslade, die Suche nach dem Gral, die Suche nach Atlantis) auf der Faszination der Archäologie, auf den Prinzipien des Jagens und Sammelns sagenumwobener Artefakte.
Weder Teil 4 noch Teil 2 können mich in dieser Hinsicht überzeugen.
3. Die Protagonisten
Bereits aufgrund der geringeren Zahl beteiligter Charaktere schlägt Tempel des Todes den vierten Teil der Serie um Längen, so viel steht fest. Die Identifikation mit den einzelnen Figuren funktioniert deutlich besser, mir fällt auch kein Charakter wirklich auf die Nerven (gut, „Haha, das finde ich komisch“-Shorty kann einem ein wenig auf den Zeiger gehen; und bei einem Freund, der den Film das erste Mal sah, firmierte Willy mit zunehmender Dauer des Ganzen nur noch als „dumme Nuss“; dieser potentiell nervigen Passagen sind jedoch gut dosiert, so dass sich der Nervfaktor absolut im Rahmen hält). Bereits die funktionierende Figurenkonstellation hebt den zweiten Teil deutlich vom vierten ab.
Bei den Punkten belasse ich es jetzt erstmal, vielleicht ergänze ich später noch ein paar Aspekte.
Zur Klarstellung: Mit meinen kritischen Anmerkungen wollte ich in keinem Fall „Tempel des Todes“ auf eine Stufe mit dem neuesten Film stellen. Neben der deutlich besser funktionierenden Figurenkonstellation, sind es auch die komödiantischen Passagen (die Essens-Szene (Affenhirn ;)), die Schlafzimmerszene) und natürlich das grandiose Finale, die „Tempel des Todes“ zu einem gelungenen Film machen, was man vom letzten Teil leider nicht sagen kann. Überhaupt scheint das Ende bei „Skulls“ im Mittelpunkt aller Kritik zu stehen. Viel spricht dafür, dass bei vielen – positiven wie negativen – Beiträgen zu Teil 4, das umstrittene Ende häufig der ausschlaggebende Faktor des eigenen Votums war und dass gerade deshalb, bei den meisten der zweite Teil den vierten locker aussticht. (es gibt natürlich noch eine Vielzahl anderer Aspekte die man nennen könnte, aber das Filmende scheint mir schon ein zentraler Faktor zu sein).
Dennoch: Obwohl Teil zwei deutlich vor dem neuesten Film rangiert, ist mein Gesamtbild von „Tempel des Todes“ weiterhin eher kritisch. In beiden Filmen können mich eher Einzelszenen, weniger die gesamte Komposition überzeugen. In Teil zwei vermögen einzelne Passagen (v. a. das Ende) den Film zu retten, in Teil vier ist dies leider nicht der Fall.
Wie steht ihr zu "Tempel des Todes"?
Gruß
HenryJ
Dieser Beitrag wurde 1
mal editiert, das letzte Mal am 04.07.2008, 20:58 von HenryJ.
|