Pascal
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Betreff: Re: Einfetten - Wieviel ist nun richtig?
Nun meine ersten Argumente (wirklich nur meine ganz eigene Meinung, will auch niemanden auf den Schlips treten!):
Zitat von Wikipedia zum Thema Leder:Der Fettgehalt beeinflusst ebenso wie der Wassergehalt die Eigenschaften des Leders: Reißfestigkeit, Elastizität, Wasseraufnahmevermögen.
Also da lese ich nichts davon, dass Leder durch zu wenig Fett automatisch zerbroeselt.
Ich halte Leder nicht fuer lebendig. Lebendig ist fuer mich, was einen Stoffwechsel hat. Und der hat sich beim Leder wohl mit dem Tot des Tieres offensichtlich erledigt. Wenn Leder jedoch Sonnenlicht (UV-Strahlung) ausgesetzt ist oder bewegt wird, hat man jedoch eine Belastung der Kollagenstruktur, die sich mit dem geziehlten Einsatz von den richtigen Fetten mildern laesst. Grundsaetzlich gilt aber auch beim Einsatz von Lederfett: Was einmal im Gewebe zerstoert ist, kann nicht mehr heilen, deshalb sollte man stets fruehzeitig seine Lederprodukte pflegen.
Peitschen halte ich hier fuer kritischer als z.B. Wildlederjacken, da sie beim Gebrauch einer weit hoeheren mechanischen Belastung ausgesetzt sind.
Trotzdem kann ich mir nicht erklaeren, wieso in einem dunklen Schrank bei gleichbleibenden Temperaturen gelagerte Peitschen fast jedes Jahr eingefettet werden sollten. Als einziger moeglicher Grund wuerde mir das Verdampfen des Fettes einfallen. Wenn das Fett weg waere, waere das Leder arg steif und muesste vor dem naechsten Einsatz dringend und hoechst aufwendig wieder nachgefettet werden um einen Materialbruch zu vermeiden. Aber wenn ich mir meine teils zich Jahre alten Fettdosen zuhause anschaue, kann ich keinen nennensweten Materialverlust durch Verdampfung feststellen.
Also deshalb meine These: Benutztes Leder, das Sonnenlicht, Schweiss oder Wasser ausgesetzt wird und/oder mechanisch bewegt wird, sollte auch entsprechend regelmaessig nachgefettet werden. Ordentlich gelagertes Leder braucht sowas IMHO nicht.
Bei zuviel Fettung habe ich sogar schon von Schaeden wie Fettfrass gehoert. Also kann das wohl auch nicht unbedingt gut sein.
Komplizierend kommt fuer kich noch hinzu, dass verschiedene Lederarten unterschiedliche Kollagenstrukturen besitzen. Deshalb brauchen die wohl auch unterschiedlich viel Pflege.Zum Beispiel sind die Fasern bei Rindern zweidimensional vernetzt, beim Kaengguru hingegen dreidimensional. Daher kommen auch die unterschiedlichen Materialeigenschaften der verschiedenen Lederarten.
Noch ein Beispiel: Eine Lederjacke meiner Vermieterin hing ca. 20 Jahre (fast) ungetragen und niemals eingefettet in ihrem Schrank. Es ist fuer mich bislang noch keinerlei Verschleiss feststellbar.
Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich Berichte von ueber 1000 Jahren alten Lederstuecken gelesen, die in irgendwelchen geschuetzten Graebern gefunden wurden. Selbst die wurden von den Archaeologen mit den richtigen Mittelchen wieder felxibel gemacht. (Ich finde aber auf die Schnelle keinen Beleg fuer meine Behauptung, liefere den auf Wunsch aber auch gerne spaeter nach.)
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mal editiert, das letzte Mal am 18.09.2014, 07:20 von Pascal.
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