Indy2Go
Mitglied

Beiträge: 5.914
Dabei seit: 16.01.2011
Wohnort: Xanadu
|
Betreff: Re: The Twilight Zone
Warnung: Spoiler!
Nachdem ich nun alle auf Deutsch erhältlichen Folgen der Originalserie gesehen habe, möchte ich gerne ein paar Worte über meine persönliche Top 10 sowie eine "honorable mention" verlieren. Das Folgende entspricht natürlich nur meiner bescheidenen Meinung.
1. Time Enough at Last
Die Folge erinnert von der Grundprämisse her etwas an "Fahrenheit 451", sie enthält einige skurrile Einfälle, gut geschriebene Charaktere und zeigt einen sehr sympathisch zerstreuten Protagonisten, der auch hervorragend dargestellt wird. Das grandiose an ihr jedoch ist in erster Linie der absolut unfaire, regelrecht schockierende Story-Twist am Ende. Der Mann, der sein ganzes Leben lag nichts als lesen wollte, bekam nun endlich die Möglichkeit das, und nur das zu tun. Doch nachdem diese Erkenntnis kam, zerbrach seine Brille, ohne die er praktisch blind ist. Das ist so unvorhersehbar und so wahnsinnig gut platziert - dazu die sehr starke Inszenierung und der grandiose Cast.
2. Nightmare at 20,000 Feet
Ich habe diese Folge vor einigen Tagen zum ersten mal gesehen, doch ich kannte sie bereits. Ich glaube fast nichts wurde so oft kopiert, zitiert, neu aufgelegt oder parodiert. Und das alles wegen des verdammt genialen Kniffs am Ende - das Monster hat scheinbar nicht existiert. Keiner hat einen Zweifel daran, dass der Protagonist einfach irre war, doch siehe da: Die Tragfläche ist tatsächlich beschädigt. - Genial! Ebenfalls erwähnenswert: William Shartner spielte die Hauptrolle.
3. The Eye of Beholder
Auch diese Folge erinnerte mich stark an "Fahrenheit 451", was natürlich an dem sehr ähnlich aufgebauten Staat liegt, der den Menschen fragwürdige Ideale vorgibt. Unglaublich ist, wie es dem Produktionsteam gelungen ist, die Gesichter der Ärzte und Schwestern nie zu zeigen, ohne das dem Zuschauer klar wird, dass etwas faul ist. Den Look der aus unserer Sicht hässlichen Kreaturen ist sehr cool; Schweinenasen und grotesk verdrehte Gesichter. Der Twist ist hier zugleich eine Art Lehre: Schönheit liegt im Auge des Betrachters.
4. To Serve Man
Die Folge leidet ein wenig unter dem enormen Erwartungsdruck. Zudem verliert sie - was man ihr natürlich nicht negativ anhaften kann - durch die Synchronisierung, wodurch die Doppeldeutigkeit verloren ging, welche die Folge ja überhaupt erst so genial macht. Aber ich habe davon abgesehen nichts zu meckern gefunden. Auch die Darstellung der Aliens war mal ganz was anderes. Großartig!
5. I Shot an Arrow into the Air
Hier ist es vor allem wieder der Twist am Ende: Die Menschen, die scheinbar auf einem unbewohnten Asteroiden gelandet sind, schlachten sich nahezu gegenseitig ab um mit den geringen Wasservorräten alleine länger zu überleben, doch tatsächlich sind sie nur wenige Meilen von einer Straße nach New Orleans entfernt. - Sie haben die Erde nie verlassen, die Rakete kam einige Kilometer versetzt wieder runter.
6. Living Doll
Auch diese Folge kennt man, bevor man sie gesehen hat. Vermutlich hat die mörderische Puppe sogar hier ihren Ursprung. Erstaunlich ist, wie sehr mich die Folge aus heutiger Sicht noch gegruselt hat. Dagegen ist "Chucky" ein schlechter Scherz.
7. Where Is Everybody?
Die erste Folge der Serie. Die Handlung ist sehr psychologisch, funktioniert aber auch aus heutiger Sicht hervorragend. Besonders cool fand ich das Setting dieses Testraumes, da kam richtige Gänsehaut auf. Erwähnenswert ist zudem, wie sehr die Folge bei Tage in einer idyllischen Kleinstadt zu gruseln wusste, da war die Serie David Lynch um Jahre voraus.
8. People Are Alike All Over
Die Message der Folge ist unglaublich. Was den Protagonisten beruhigen sollte, stellt sich als sein Unglück heraus. Die Menschen sind überall gleich - deshalb landete er auch in einem marsianischen "Zoo", wo er von allen beäugt wird.
9. The Monsters Are Due on Maple Street
Eine Folge, die von einer Invasion handelt, die sich jedoch noch gar nicht ereignet hat. Trotzdem gab es Tote. Weil die Menschen so viel angst haben, dass sie Freunden, welche seit Jahren neben ihnen wohnen, aus den einfachsten Gründen so sehr misstrauen. Die erde zu invadieren ist nicht viel Arbeit, das meiste Machen die Menschen schon selbst. Genial!
10. Mr. Denton on Doomsday
Ein Western mit Martin Landau. Der Plot dürfte schon zur damaligen Zeit nichts neues gewesen sein, aber sehr nett wie die Handlung geschlossen wurde. Dazu die sehr sehr starke Inszenierung.
Das sind natürlich nur einige der vielen wirklich atemberaubenden Folgen. Die Liste ist auch keineswegs Fix. Das ist nur mein aktueller Eindruck, also das was mir als besonders gut im Kopf hängen geblieben ist. So "müsste" man eigentlich auch noch Folgen wie z. B. "The Obsolete Man" oder ""It's a Good Life" nennen, da sie den genannten in nichts nach stehen.
Nun zu der "honorable mention" ...
A World of His Own
Die Folge handelt von einem Autor, der seine Figuren durch Beschreibung zum Leben erweckt. Will er sie los werden, verbrennt er das Band, auf dem er sie (akustisch) beschrieben hat. Es ist die letzte Folge der ersten Staffel, somit mussten sich die Macher etwas besonderes einfallen lassen, um Rod Serling auftauchen zu lassen, denn die nächste folge konnte er ja noch nicht ankündigen. Also war er am Ende mit im Geschehen, er sagt es sei eine alberne Geschichte, die natürlich nicht wahr ist. Woraufhin der Protagonist, der zuvor einen Umschlag aus dem Safe holte, worauf der Name seiner Frau steht (zur Erklärung: Sie war seine Schöpfung - in dem Umschlag war das Tonband), einen weiteren Umschlag mit dem Namen "Rod Serling" holt, und diesen in den Kamin wirft. Weg war er, der Herr Serling. Herrlich!
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.
|