Betreff: Re: [Film] 2012
Gestern Abend gesehen... Und ich weiß noch immer nicht, ob ich da einen Standard-Krachbumm-Film gesehen habe oder den intelligentesten Blockbuster der vergangenen Jahre.
Die Story ist zunächst mal normale Katastrophen-Hollywood-Ware. Auf den obligatorischen Familienkrempel rund um John Cusack, seine Kinder, seine Ex und ihren Neuen, den engagierten Wissenschaftler Chiwetel Ejofor und den durchgeknallten Verschwörungstheoretiker Woody Harrelson muss man wohl nicht weiter eingehen. Die Katastrophen stehen klar im Mittelpunkt, und da gibt es auch wirklich einiges aufs Auge. Die Effekte sind wirklich gut, und der Zuschauer behält auch im größten Getümmel den Überblick.
Emmerich macht manche Sachen richtig gut, indem er auf überzogenen Pathos und unangebrachte humoristische Einlagen verzichtet. Manche Sachen dagegen klappen nicht so gut, v.a. die Dramaturgie: Man fiebert an keiner Stelle mit den Personen mit, und auch der Weltuntergang selbst ist irgendwann einfach da (ok, er wurde angekündigt, aber z.B. die drohende Kältewelle in "The Day After Tomorrow" war eine viel "greifbarere" Gefahr). Dazu kommt, dass zwar sechs Milliarden Menschen über die Wupper gehen, aber niemand wirklich "stirbt", nur vereinzelte Menschen laufen im Hintergrund ameisenhaft umher und fallen irgendwo herunter...
Spoiler:
Soweit, so Mainstream. Was eigentlich einen bitteren Beigeschmack hinterlässt, ist der "Subtext" (wenn man es denn so nennen will) der Story: Die Archen am Ende werden nicht zwingend mit den schlauesten Köpfen der Welt besetzt, sondern mit Politikern und denen, die es sich leisten können. Der Rest der Welt wird derweil gar nicht informiert, von den Regierungen mehr oder weniger unkommentiert ins Verderben geschickt - und fügt sich dann auch ohne großen Protest in sein Schicksal. Das alles wird zwar im Laufe der Handlung immer mal wieder erwähnt und diskutiert, aber das moralische Grundproblem hätte viel stärker im Mittelpunkt der Handlung stehen können. Natürlich ist das alles weitaus realistischer eine eine "Wir retten auch den letzten Mann und den letzten Schmetterling"-Story.
Wie gesagt: Ich rätsel noch, ob Emmerich sich etwas dabei gedacht hat oder ob es einfach nur ein besonderer Storytwist sein sollte. Angeblich plant Emmerich eine Fernsehserie "2013", die den Film weitererzählt. Ich bin gespannt, was da wohl für eine neue Gesellschaft entworfen wird...
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mal editiert, das letzte Mal am 12.11.2009, 10:16 von Aldridge.