Betreff: RE: Brennende Flaggen und Karikaturen...
Okay, eigentlich äußere ich mich im Netz ja grundsätzlich nicht zu politischen Themen. Zu diesem Thema allerdings soviel:
Um es mit Tucholsky zu sagen:
Satire darf alles. Aber, ich meine - Satire
muss nicht alles machen, was sie darf. Selbstverständlich halte ich - als angehender (Nebenfach-) Journalist die Pressefreiheit hoch! Besagte Karikaturen waren aber m.E. von vorneherein als Provokation gedacht, die, die ich gesehen habe, waren zum größten Teil auch weder lustig noch kritisch, sondern eher polemisch. Aber wie dem auch sei - Dänemark ist eine Demokratie, in der die Presse - Gott sei Dank! - unabhängig vom Staat ist.
Die Reaktion in einigen islamischen Ländern allerdings ist schlicht unbegreiflich. Mit brennenden Flaggen, gestürmten Botschaften und Morddrohungen unterstützen diese Menschen doch genau die Klischees, die zu diesen ganzen unleidigen Karrikaturen geführt haben!
Ganz und gar zu verurteilen aber sind Regierungen, die die entstandene Empörung ausnutzen und anheizen, indem den Menschen schlicht die Unwahrheit vermittelt wird. So soll ja eine Delegation dänischer islamischer Geistlicher (eine Quelle kann ich bei Bedarf heraussuchen), bei einer Rundreise durch den Nahen Osten nicht nur die veröffentlichten Abbildungen verbreitet haben (was legitim wäre), sondern auch einige weitere - besonders abscheuliche - hinzugefügt haben. Die Wut angestachelt haben, dürften auch Aussagen darüber, dass in Kopenhagen angeblich öffentlich der Koran verbrannt würde. Solche Fehlinformationen, ja Lügen, haben die Situation zusätzlich verschärft, was sicher im Interesse derjenigen lag, die diese verbreitet haben.
Alles in allem aber, hätte dem zuständigen Redakteur der Zeitung, die zu jenem Karrikaturenwettbewerb aufgerufen hat, klar sein
müssen, dass Abbildungen des Propheten, noch dazu in dieser Form, zu einer Reaktion in der islamischen Welt führen
müssen - auch die Heftigkeit dieser Reaktion war m.E. vorauszusehen.
Auf der anderen Seite aber müssen auch andere Nationen Verständnis (im Sinne von "erfassen") für unser kulturelles System aufbringen, in dem der Staat eben keine Macht über die Medien hat. Gerade in einer immer globalisierteren Welt, ist ein solches gegenseitiges (!) "Verstehen" unumgänglich.
Okay, genug palavert.