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#1 30.11.2023, 17:13
Alf Abwesend
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Betreff: heise online: KI im Filmstudio: Wie Disney Harrison Ford für Indy V verjüngte
Die Künstliche Intelligenz von Disney Research half, den fast 80-jährigen Schauspieler Harrison Ford weniger als halb so alt auf die Leinwand zu zaubern.

Künstliche Intelligenz von Disney Research verjüngte Harrison Ford für den ersten Akt von "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" von knapp 80 auf rund 35 Jahre.

03.07.2023 09:30 Uhr
c't Magazin
von André Kramer

Stolze 15 Jahre sind seit dem vierten Teil der Indiana-Jones-Reihe vergangen, ganz zu schweigen von den Anfängen in den Achtzigerjahren. Der aktuell im Kino gezeigte fünfte Teil "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" soll die Reihe nun endlich beschließen. Er beginnt mit einer Einstellung, die im Jahr 1944 spielt, rund sechs Jahre nach den Ereignissen von "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug", dem dritten Teil der Reihe von 1989.

Der 1942 geborene Harrison Ford war während der Dreharbeiten im Juni 2021 bereits fast 80 Jahre alt. Auf der Leinwand kämpft er aber eine knappe halbe Stunde als 35-jähriger Indy gegen die Nazis. Disney nutzte die selbst entwickelte künstliche Intelligenz FRAN (face re-aging network), um den Schauspieler digital zu verjüngen – um mehr als die Hälfte seines Alters.

Forscher von Disney Research erstellten mehrere tausend synthetische Porträts und ließen sie digital altern, um damit das neuronale Netzwerk zu trainieren. FRAN kann Personen in Filmaufnahmen im Resultat sowohl verjüngen als auch altern.

Ein junger Harrison Ford

Voraussetzung für die digitale Frischzellenkur ist Bildmaterial der zu verjüngenden Person in ähnlichen Posen und mit vergleichbarer Beleuchtung in einem jüngeren Lebensalter. In diesem Fall konnte Disney auf das reichhaltige Lucasfilm-Archiv zugreifen. Die Filmaufnahmen für Indy V entstanden in für die digitale Nacharbeit üblicher Manier: Harrison Ford trug Punkte auf dem Gesicht, die dem 3D-System das Tracking erleichterten. Es dauerte laut Regisseur James Mangold zwei Tage, bis das mit FRAN gerenderte Material mit der verjüngten Version bereitstand.

Der Kontrast: Die letzten beiden Akte des Films spielen 25 Jahre später und zeigen einen älteren Indiana Jones. Allzu genau nachrechnen sollte man nicht.

Im Kino gab es schon einige digitale Verjüngungskuren, beispielsweise für Samuel L. Jackson im 2019 erschienenen Superheldenfilm "Captain Marvel" und im selben Jahr für Robert De Niro, Joe Pesci sowie Al Pacino in Martin Scorseses Mafiadrama "The Irishman". Auch in letzterem setzte Industrial Light & Magic (ILM) für insgesamt 1750 Einstellungen künstliche Intelligenz ein, die aber im Jahr 2019 noch nicht völlig überzeugen konnte.

In den vergangenen Jahren experimentierte Lucasfilm mit verschiedenen Deaging-Methoden: Im Star-Wars-Prequel "Rogue One" aus dem Jahr 2016 ließ ILM den 1994 verstorbenen Peter Cushing als Grand-Moff Tarkin und die junge Prinzessin Leia aus dem allerersten Star-Wars-Film von 1977 wiedererstehen. Die Charaktere entstanden als texturierte 3D-Modelle. Eine Kombination aus Motion-Capture von Schauspielern und Keyframe-Animation direkt am Rechner erweckte sie zum Leben.

Im Film wirkten die Charaktere jedoch noch digital und unecht. Ein anderer Ansatz erzielt weniger künstlich wirkende Resultate: Das Video wird Bild für Bild retuschiert, wie für eine Modezeitschrift. Da sich Falten oder absackende Hautpartien in Gesichtern aber dynamisch bewegen, besteht die Schwierigkeit darin, ein konsistentes Bild zu erhalten.

In den Disney+-Serien "The Mandalorian" und "Das Buch von Boba Fett" verjüngte ILM Luke Skywalker unter anderem mit Deep-Learning-Technik. Auch bei dieser Technik flackerte das Bild. Solche Methoden funktionieren gut bei einzelnen Bildern, müssen in Videoaufnahmen hingegen aufwendig nachbearbeitet werden. Ihnen haftete aber längst nicht so sehr der Uncanny-Valley-Effekt an. Das Publikum ist geneigt, einen gezeichneten sprechenden Hund als Hauptfigur zu akzeptieren oder einen gefilmten Schauspieler, jedoch nicht eine fast realistisch gerenderte Figur eines Menschen. Das Unauthentische wahrzunehmen, etwa die Folgen eines Schlaganfalls, dient dem Überleben, irritiert aber im Kino.

Die FRAN-Methode von Disney Research liefert stabilere Resultate mit weniger Artefakten und weniger Flimmern als frühere Ansätze. Ende 2022 stellten die Disney-Entwickler ihre Technik auf der Siggraph vor (PDF).

Disney Research erklärt die Technik als "Production-Ready": FRAN steht als sogenannte Node, also als Baustein für eine digitale Effekt-Pipeline in einer 3D-Software, für das Compositing-Programm Nuke zur Verfügung.

(akr)

Besonders spannend ist die verlinkte PDF, die die FRAN-Technik vorstellt.

Quelle: https://www.heise.de/...03346.html
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 30.11.2023, 17:20 von Alf.  

#2 30.11.2023, 18:42
Pascal Abwesend
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Betreff: Re: heise online: KI im Filmstudio: Wie Disney Harrison Ford für Indy V verjüngte
Das PDF ist auf jeden Fall beeindruckend. Aber es macht mir nochmal klar, dass das Deaging von Filmen eine ganz andere Gewichtsklasse als das Deaging von Fotos ist.

Den Uncanny-Valley-Effekt sind wir noch nicht los.
Laird Dr. Pascal Ivanović Kurosawa is one of the most over-rated moderators in this forum.
aktuell page of diary in work: sign.10,page11 (No. 155 of 288)
 

#3 30.11.2023, 21:33
MichaelSop Abwesend
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Betreff: Re: heise online: KI im Filmstudio: Wie Disney Harrison Ford für Indy V verjüngte
Ich schreib mal was, bevor es ein anderer tut.
Das ist ein guter Artikel. Und auch das PDF ist sehr interessant.
Es entschuldigt aber nicht die mangelhafte Recherche des Autors in Bezug auf das filmische Alter.
Wenns bloß ein kleiner Zahlendreher wäre; kein Act. Aber der Autor nutzt die Zahl, um ein Statement zu machen.
Das passt ja auch nicht zum Beispielbild im Artikel. Das sieht Harrison nie wie 35 aus.
Sondern wie - richtigerweise - 45. Da Indy, 1899 geboren, im Jahre 1944 so alt ist.

Das fällt dem geneigten Heise-Kunden wahrscheinlich nicht auf.
Ich kann als Indy-Fan aber nicht darüber hinwegsehen.
Wäre ohne dem Fauxpas ein wirklich guter Artikel.
Michael Soppa
Not that Jones, the other Jones!
 

#4 30.11.2023, 21:40
FloW Abwesend
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Betreff: Re: heise online: KI im Filmstudio: Wie Disney Harrison Ford für Indy V verjüngte
"Eine Eins mit Stern für Dr. Großhirn." 🤠
 

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