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...Man muss sagen, wie es ist: Harrison Ford hat es einfach immer noch drauf. Was ihn von anderen Hollywood-Stars immer unterschieden hat, war seine tiefenentspannte Natur-Lässigkeit. Ford war nie ein De Niro, Pacino oder DiCaprio, die sich die Seele aus dem Leib gespielt haben. Scheinbar mühelos ließ er seine magnetischen Kräfte walten und konnte mit einem coolen One-Liner mehr sagen als andere mit langen Monologen. Das funktioniert auch mit 80 noch bestens, erst recht in dieser Rolle, die er so gut eingetragen hat wie Indiana Jones seinen Abenteurerhut. Dafür dass „Das Rad des Schicksals“ nicht allein zur nostalgischen Wohlfühlveranstaltung wird, sorgt die fabelhafte Phoebe Waller-Bridge, die mit ihrer taufrischen Performance einen gelungenen Kontrast zu der betagten Kinoikone bietet. Ihre Helena trägt den Abenteuergeist des jungen Indiana Jones genauso in sich wie die moralische Unberechenbarkeit ihrer Generation. Die „Fleabag“-Autorin und -Darstellerin füllt die Rolle des weiblichen Sidekicks mit sprühender Intelligenz und Chuzpe.
Mit 80 schnappt sich Harrison Ford ein letztes Mal Lederjacke, Schlapphut und Peitsche, um ein einzigartiges Artefakt vor den Nazis zu retten. „Indiana Jones und das Rad des Schicksal“ ist so was wie ein Greatest-Hits-Album – und ein Eingeständnis der eigenen Endlichkeit.
Regisseur James Mangold, der Zuckerbrot und Peitsche von Steven Spielberg übernommen hat, macht insgesamt einen super Job, das Alter-weißer-Mann-Unternehmen würdevoll über die Linie zu bringen. Es gibt Pferderennen durch die New Yorker U-Bahn und während der Parade zu Ehren der Mondlandung, gefilmt übrigens im schottischen Glasgow, sodass sich die Handlung auf die Wochen um den 13. August 1969 datieren lässt. Auf Mads Mikkelsens Bösewicht ist auch Verlass. Er spielt den Wernher-von-Braun-Verschnitt Jürgen Voller mit gefriergetrockneter Grandezza. Und wer das Ende, wenn es im Flugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg durch einen Riss in der Zeit ins antike Griechenland geht, zu überkandidelt findet, sollte sich erinnern, dass „Indiana Jones“ immer schon Tiki-Cocktails aus Wissenschaft und Esoterik servierte – die Bundeslade, die zu Gott auffuhr, der Heilige Gral, der ewiges Leben spendete, jetzt eben Maschinengewehre gegen Katapulte in der Schlacht um Syrakus im Jahre 212 vor Christus. „Störe meine Kreise nicht“, soll Archimedes dem römischen Soldaten zugerufen haben, unmittelbar bevor ihn dieser erschlug. In diesem Sinne ist „Indiana Jones“ auch in unserer Gegenwart noch eine ziemlich runde Sache. Zugleich hat alles seine Zeit.