Der Szenarist
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Lese weiterhin gerne alle eure Eindrücke, die noch hinzukommen.
Meine Impressionen nach dem zweiten Anschauen, diesmal deutsche Synchro:
- Der Film ist sehr kurzweilig. Die 2,5 Stunden waren ganz schnell um. Fast noch schneller als beim ersten Mal.
- Die Sachen, die ich beim ersten Mal richtig irritierend fand, störten mich beim zweiten Mal gar nicht so sehr.
- Am überraschendsten fand ich das Deaging, das mich beim zweiten Ansehen viel besser überzeugt hat als beim ersten Mal. Beim ersten Mal war es für mich zu 95 % schlecht. Beim zweiten Mal fand ich es jetzt zu 60 bis 70 % gut. Am schlechtesten ist immer noch die Szene, in der er vor den zwei Soldaten stehend den Becher ausschüttet und lacht. Am besten die allererste Nahaufnahme seines Gesichts (Sack vom Kopf), die garantiert am teuersten war.
- Das muss man schon fast nicht erwähnen, aber die Originalfassung ist natürlich besser. Vor allem in den ruhigeren, emotionalen Momenten und im 1944er-Teil fand ich Harrison Ford überzeugender. Aber Wolfgang Pampel macht einen großartigen Job.
- Wieder wenige Lacher im Kino. Am ehesten (und auch da nur vereinzelt), als Helena Indy bewusstlos schlägt. Gab auch ein paar verpasste Gelegenheiten in der Synchro. Am ehesten viel mir auf, dass Helena Archimedes gegenüber das Wort "Fan" benutzt, aber es in den Untertiteln nicht "Ich bin ein Riesenfan!", sondern "Ich bewundere Sie sehr" heißt. Es ist eine ganz andere Art von Humor als bei Spielberg. Aber vor allem fehlt da oft das richtige Timing, um die Pointen landen zu lassen.
- Es wundert mich nicht, dass ich Mutt und Henry Jones Sr. in Indys Wohnung nicht entdeckt habe, weil man sie leicht übersehen konnte. Fand schön, dass sie direkt nebeneinander standen und damit vergleichbar wichtig für ihn in seinem Leben waren. Und der Einfluss von George Lucas und Steven Spielberg sich wohl durchgesetzt hat, indem die Beziehung zwischen Mutt und Indy problematisch blieb. Einer von beiden meinte glaube ich mal: "The curse of the father-son relationship returns in the form of Mutt."
- Im L'atlantique bekommt Teddy eine Einweisung ins Fliegen. Wir sollen wohl glauben, dass er schon mal geflogen ist. Aber mit dem random dude fand man es wohl doch glaubwürdiger. Dass das kaltblütige Kind Hauke ans Gitter ankettet, hat mich beim Ansehen nicht mehr so sehr schockiert. Er tut es nicht mit Schadenfreude, sondern wirklich nur aus Überlebensinstinkt. Ich hätte ihn das trotzdem nicht machen lassen.
- Ich bin immer mehr auf dem Trichter, dass man das mit dem Kaugummi und Indys List mit der Kontinentalverschiebung sehr subtile Callbacks zu Fate of Atlantis sein sollen.
- Der dritte Akt haut mich immer noch vom Hocker. Der ganze Buildup bis zum Höhepunkt inkl. meiner absoluten Lieblingseinstellung im ganzen Film, wo Helena hinter dem Flugzeug her ist und die Action-Version ihres musikalischen Themas gespielt wird. Hammer! Und wie Indy merkt, dass sie im Jahr 214 v. Chr. gelandet sind (laut Synchrofassung ist das das Jahr). "Giddy as a school boy." Er hat schon ein Lächeln auf dem Gesicht, als er die römischen Triremen entdeckt. Später, als es dann mit den Speeren losgeht, erinnert er mich an Marcus Brody mit "Die Feder ist mächtiger als das Schwert". Es macht sooo viel Spaß, wie überfordert seine Gegner mit der Situation sind und wie cool er bleibt.
- Vielen lieben Dank an Mile nochmal für den Hinweis auf ein Detail, das ich garantiert beim zweiten Ansehen wieder nicht mitbekommen hätte: So klasse, wie Indy in der letzten Szene verstohlens den Kühlschrankmagneten von Marions Foto abnimmt, als er mit ihr spricht.
- Es waren wieder kaum 30 Leute im Kino.
- Mir kommt es fast so vor, als habe man den Film zum wiederholten Anschauen gestaltet. Was ihn natürlich schön in die Indy-Serie einreiht, die dafür gemacht ist. Die Leute, die diesen Film schon nach dem ersten Sehen komplett abschreiben, verpassen meiner Meinung nach etwas. Jedem seine Meinung, aber ich würde sagen: wenn sich selbst meine Einstellung zu manchen Punkten von Sichtung zu Sichtung ändert, dann wird es bei anderen vielleicht auch so sein. Wenn er übernächste Woche noch läuft, gehe ich noch ein drittes Mal rein, wieder in die Originalfassung. Und ich bin jetzt schon gespannt, wie ich ihn in ein paar Jahren beurteilen werde.
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mal editiert, das letzte Mal am 09.07.2023, 13:10 von Der Szenarist.
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