Dt. Indiana Jones Fan Forum



#1 29.06.2023, 22:10
Part-Time Anwesend
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Betreff: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Ich dachte, ich mache mal den Thread auf, um etwas Beinfreiheit zu haben.

Bin gerade heimgekommen, habe die neuen Non-Spoiler-Reviews voller Ernüchterung gelesen, und muss sagen: Ich fand DoD so großartig, wie er nur sein kann, wenn man nicht einen vollen 2-Stunden-Film mit Deaging drehen will. Von mir, nach dem ersten Sehen, deswegen eine 9 1/2 von 10!

Es war kein Indy-Film wie 1-3 oder auch 4, kein waschechter Indy-Film, sondern ein Film über Indy, den alten Indy, in Form eines Indy-Films. Dabei wurde im Film selbst so viel von den alten Filmen aufgegriffen, teils gespiegelt und auf den Kopf gestellt. Wir Älteren müssen uns eine neue Gear zulegen! Indy wurde bisher oft als menschlicher, verwundbarer Held beschrieben, in DoD ist er zum Menschen geworden. Wie er am Ende in Jogginghose mit einer Marion dasteht, die ebenso alt geworden ist, eher älter aussieht als 60, und ihr ein Opaküsschen gibt, dann glaubt man, dass das sein letztes Abenteuer war. Man hätte am Schluss sogar meinen können, dass alles nur ein Traum gewesen ist, läge das Dial nicht auf dem Tisch.

Ich bin dankbar für die ersten 20 Minuten bestes Indy-Schloss-Nazi-Zug-Action-Feeling, sehr dankbar für den Indy von 1969 und dankbar für den Indy von 1951 als Zugabe - deutlich als kostenlose Zugabe zu erkennen, denn eine Rückblende gab es bis DoD noch nicht, und sie ist auch nicht notwendig. DoD ist kein Film für U40, aber den Ü40 hat Disney ein 300 Millionen teures Geschenk gemacht. Ich sage danke!

Vom Ende bin ich übrigens überrascht worden, ich war da ungespoilert und bin davon ausgegangen, dass Indy in die Geschichte eingeht (auch wenn ich noch auf Marions Auftritt gewartet habe). Hier kann ich mir gut vorstellen, dass wirklich mehrere Enden gedreht worden sind (ist das eigentlich mal bestätigt worden?). Und bei den Römern habe ich gedacht: Sie haben es also tatsächlich gemacht! They did it again, nach den Aliens aus 4. Ich weiß noch, als die Fotos von den Dreharbeiten kursierten und man sich fragte, ob sie nicht zu einem anderen Film gehören.

Am Samstag geht es nochmal ins Kino!
Now, if that's a fact, tell me, am I lying?
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#2 29.06.2023, 22:25
azrael Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Kommen auch gerade aus dem Kino.
Ich kann noch nicht ganz sagen ob ich ihn nun gut fand oder nicht (ich bin heute nicht ganz bei der Sache und meine Gedanken schweifen ständig ab. Hatte einen richtigen fucking, scheiß beschissenen Tag).

Einiges hat mir gefallen, einiges nicht. Ich uss wohl noch ein paar Tage warten bis ich eine Meinung dazu habe.
Eins fand ich aber wirklich doof. Mutt.
Ein Tippfehler kann alles urinieren...
 

#3 29.06.2023, 22:45
Indypendent Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Ich muss mich Part-Time absolut anschließen. Ein wirklich schöner letzter Film. Ich kann die meisten öffentlichen Kritiken überhaupt nicht nachvollziehen. Um Längen besser als Teil 4. In meinen Augen sogar besser als Teil 2, mit dem ich auch nach dem jetzigen Rewatch einfach nie warm geworden bin.

Ich finde, Ford hat da eine wirklich heftige schauspielerische Leistung hingelegt. Gerade in den verletzlichen Momenten kommt einem Indy als Charakter so nah wie eigentlich nie vorher.

Die Action finde ich solide gemacht. Die zweite Verfolgungsjagd ist vielleicht etwas lang geworden. Und klar, das meiste findet in Fahrzeugen statt. Aber dafür hat man in den ersten 15 Minuten einen Indy wie früher. Es wäre einfach lächerlich und unauthentisch gewesen, einen Film in dem Stil von vorne bis hinten durchzuziehen. Harrison hat selbst gesagt, er findet es toll, einen alten Helden altern zu sehen. Das macht ihn menschlich. Dem schließe ich mich absolut an.

Über die Zeitreise lässt sich sicher streiten. Mir hat sie gefallen. Insgesamt finde ich, hat die Story viel mehr Inspiration und das Rad ist auch ein interessantes Gadget. Mikkelsen ist ein solider Gegner und seine Helferlein ebenfalls gut gecasted.

Wir haben Sallah, wir haben Marion... Am Ende hatte ich Tränen in den Augen.

Von mir eine 7/10. Wie gesagt, ein wirklich schönes Ende. Danke Mangold.
Jan
 

#4 29.06.2023, 23:21
Pascal Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Bin ebenfalls gerade zurück vom Kino.

Super zusammengefasst, Part-Time. Da kann man nicht widersprechen. Mir persönlich war es ein Tacken zuviel Verfolgungsjagden. Auch den obligatorischen Schlangenwitz hätte ich nicht gebraucht. Aber ganz nüchtern: was hätte man da besser machen können? eigentlich nichts.

Viele Überraschungen gab es ja während des Filmes nicht. Aber als Indy dann angeschossen wurde, dachte ich echt, das war's jetzt. Und als er einfach eins auf dem Detz bekommt und dann doch nicht alleine in der Vergangenheit zurückbleibt - klasse.

Auf jeden Fall besser als Teil 4, aber nicht ganz so gut wie Teil 3, den beiden für mich schwächsten Teilen der bisherigen Quadrologie.

deshalb: 10 von 10, besser hätte ich es auch nicht hinbekommen
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#5 29.06.2023, 23:42
azrael Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
So mein zweiter Anlauf. Ich hatte irgendwie gehofft, dass Indy im fünften Teil sein eigenes Lebenswerk beendet. Das in die etwas sein Leben lang gesucht hat was er jetzt beendet.
Die Suche nach der Bundeslade war Ravenwoods Lebensinhalt, die Suche nach den Sankara Steine waren der Lebensinhalt von Mola Ram. Die Suche nach zentral war der Lebensinhalt von Jones Senior. Und die Geschichte mit den Kristallschädeln aber das ist nicht innerhalb von Oxley.
Und diesmal war es der Lebenshinhalt von Shaw und Schmidt/Voller.
Ein Tippfehler kann alles urinieren...
 

#6 29.06.2023, 23:54
Pascal Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Ich dachte immer, das Kreuz von Coronado wäre das Ding gewesen, wonach er sein ganzes Leben nach gesucht hat (zumindest viele Jahrzehnte).
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#7 30.06.2023, 00:11
Damon Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Indy sucht nach Fakten. Archäologie selbst ist sein Leben.

Das und Nazis verprügeln, natürlich.
Damon
 

#8 30.06.2023, 04:54
azrael Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Zitat von Pascal:
Ich dachte immer, das Kreuz von Coronado wäre das Ding gewesen, wonach er sein ganzes Leben nach gesucht hat (zumindest viele Jahrzehnte).

Ich hatte mir da etwas gedacht, was auch etwas Übernatürliches an sich hat.
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#9 30.06.2023, 06:14
Pascal Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Das hatte die Wählscheibe doch auch nicht, oder? Soweit ich den Film verstanden habe, hat sie nur mit Mathematik berechnet, wo und wann sich ein Zeitportal von alleine öffnen wird.
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#10 30.06.2023, 06:44
Toth Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Ich finde, dass wohl noch nie ein Film dem Zuschauer das bleibende Genie von Steven Spielberg so eindringlich vor Augen geführt hat wie dieser. Der Produktion hat es sichtlich nicht an Ressourcen gemangelt, doch visuelles Genie, erzählerische Eleganz, inszenatorische Rafinesse und und ein durch und durch vitalisierender Spirit of Adventure lassen sich nun mal auch für alles Geld der Welt nicht kaufen.
Das Resultat ist ein Film der keineswegs schlecht ist, sondern einfach nur frustrierend mittelmäßig und spaßbefreit. Aus dem einst so geschätzten berühmten Archäologen einen verbitterten Saufbold zu machen hebt dabei auch nicht gerade die Stimmung. Ein fast schon deprimierender Abschied für unseren geliebten Helden.

https://www.youtube.com/watch?v=ItbCLh4Auoo
Some bad hat, Harry!
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#11 30.06.2023, 06:48
Kukulcan Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Zitat von Pascal:
Das hatte die Wählscheibe doch auch nicht, oder? Soweit ich den Film verstanden habe, hat sie nur mit Mathematik berechnet, wo und wann sich ein Zeitportal von alleine öffnen wird.

Auch bei meiner zweiten Sichtung leider in Englisch habe ich es nicht kapiert. Sah für mich so aus, als könne man da was einstellen und dann hate es sich auch noch bewegt. Wenn sie nichts bewirkt, warum führte dann dieser (alle?) Riss(e) zurück zu Archimedes? Reiner Zufall?
 

#12 30.06.2023, 06:56
Leusel Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Meine Gedanken zum Film:

- Prolog war der Oberhammer. Sowohl das Deaging, als auch der Inhalt und die Action. Obwohl der Film streng genommen auch ohne den Prolog funktioniert hätte. Zusammen mit der Rückblende zu 1951 lässt es in mir den Wunsch aufkommen, das eine Indy Anthologie-Serie angekündigt wird. Zwinkernder Smiley
- Es war nie langweilig, aber nach einer Weile hat man sich doch nach dem Climax gesehnt. Jener kam dann übergangslos und war sehr gelungen. Als Ende hätte ich, trotz Marions tollem Auftritt, aber doch lieber gesehen, das Indy in der Vergangenheit bleibt. Ich teile die Mutmaßung, das mehrere Enden in Betracht gezogen wurden.
- Archimedes war ein kluger Kopf, aber er kann etwas basteln, das in etwa mit einem göttlichen Artefakt mithalten kann?
- Das Spin-Off mit Helena ist scheinbar wieder vom Tisch, nach der Sichtung bräuchte ich aber auch nicht unbedingt eines. Sie war nicht nervig, jetzt aber auch nicht so interessant.
- Ford wirkte teilweise fitter, als in Teil 4.

Insgesamt fand ich, das der Film von Regie und Aufbau ganz anders war, als die sowieso schon sehr grundverschiedenen vorangegangen Filme. Das Spielberg nicht mehr am Steuer war, war wertfrei spürbar. Im Ranking würde ich ihn auf Platz 3 hinter KotCS/LC und RotlA, aber noch vor ToD einsortieren. Ein würdiger Abschluss, Indy kann nun in den wohlverdienten Ruhestand.
Das lausigste Mitglied des deutschen Indy Forums
 

#13 30.06.2023, 07:12
Kukulcan Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Zitat von Leusel:
Als Ende hätte ich, trotz Marions tollem Auftritt, aber doch lieber gesehen, das Indy in der Vergangenheit bleibt. Ich teile die Mutmaßung, das mehrere Enden in Betracht gezogen wurden.

Ich bin mir da nicht so sicher. Einerseits wurde das Ende mal als "bold" bezeichnet. Auf das jetzige Ende trifft das nicht zu (es sei denn, man meinte damit einfach die Überraschung, dass es gar nicht nach 1939 zurück geht).

Aber andererseits, die komplette Mutt und Marion Story ergibt ist mit dem aktuellen Ende einfach rund. Ich galube einfach nicht, dass sie alles umgeschmissen haben und diesen übergreifenden Handlungsbogen erst nachträgich eingebaut und dann mit Karen Allen nachgedreht haben.

Enie Helena Serie ist mit dem jetzigen Ende genauso drin, da muss man Indy nicht in der Vergangenheit lassen oder komplett aus der Realität entfernen (was ja angeblich die ungeliebten Enden mehrerer Testscreenings waren). Ich gehe davon aus, dass das Script den jetzigen Film wiedergibt, evtl. haben sie aber intern das Ende geprüft, in dem Indy in der Vergangenheit bleibt.

Zitat von Leusel:

- Archimedes war ein kluger Kopf, aber er kann etwas basteln, das in etwa mit einem göttlichen Artefakt mithalten kann?

Hier hat die "Suspension of Disbelief" bei mir einfach funktioniert, weil ich gut unterhalten wurde. Natürlich konnte Archimedes so etwas nicht.

Götter und Magie sind bei mir locker durch die "Aufhebung der Unglaubhaftigkeit" abgedeckt, "wissenschaftliche" Dinge eher nicht. Ich glaube nicht, dass man ein Zeit-Dingsi (was auch immer genau es tut) aus mechanischen Teilen bauen kann. Ich glaube aber auch nicht an Zeitreisen. Eine "glaubhafte" Erklärung für mich wäre gewesen, dass Archimedes selbst ein gestrandeter Zeitreisender ist.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 30.06.2023, 07:16 von Kukulcan.  

#14 30.06.2023, 07:14
dcc Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Indiana Jones and The Dial of Destiny

Ich war nie Indiana Jones Fan. Ich sah die Filme nie in meiner Kindheit oder Jugend (tatsächlich dachte ich lange „ich will das nicht sehen, weil mich Western nicht interessieren“. Indianer und so :-) ) Irgendwann in meinen späten 20ern und nicht allzu lange vor Teil 4 habe ich dann die Originaltrilogie nachholt. Als „Spätberufener“ war für mich die massive Kritik an Teil 4 immer etwas merkwürdig. Für mich war das wie selbstverständlich ein Indiana Jones Film, mit moderneren Mitteln gedreht, auf die der Film aber an manchen Stellen zu sehr setzt.

Dass es überhaupt noch mal 15 Jahre später einen fünften Teil geben sollte, klang für die einen wie eine Verheißung, für die anderen wie ein schlechter Witz. Nach dem Kinobesuch jetzt muss ich feststellen, es ist fast wie ein Märchen, wenn man den 77 jährigen Pampel noch mal auf dem 80 jährigen Ford hört, und dazu 140 Minuten lang die wunderbaren Klänge vom 91 jährigen John Williams hört. Dass zudem noch der ein oder andere aus der alten Garde der Indiana Jones Filme auftaucht, ist wie die Kirsche auf der Sahnetorte – das Ganze wirkt wie eine Ode an die Reife die das Alter mit sich bringt, ein letztes Aufbäumen der guten alten Zeit. So fühlt sich dann auch ein Großteil des Films an.

Leider beginnt alles ganz anders. Im Gegensatz zu einer merkwürdigen Mehrheit der Kritiker und Zuschauer fand ich das De-aging alles andere als überzeugend, nein es wirkt sogar als habe man relativ schlampig Fords Gesicht aus einem Videospiel gestohlen und es auf einen völlig anderen Körper gesetzt (viel besser dann in dem späteren Rückblick auf die 50er!). Dass das Ganze aber auch noch eingebettet wird in eine in Teilen frappierend an MCU-Action erinnernde Sequenz, macht es nicht besser und lässt Schlimmes erahnen (gerade die hektisch, verwaschene Motorradsequenz würde viel besser in einen Captain America Film passen). Doch auch hier gibt es im Grunde Gutes: Wie Jones sich Wagon-weise von vorne bis hinten durch einen Zug voller Nazis „schlawinert“ ist großes Kino, völlig Spielberg-like, und lässt hoffen – eine Hoffnung, die im restlichen Film nicht mehr enttäuscht wird.

Sobald es im Anschluss nämlich ins Jahr 1969 übergeht, ist auf einmal alles im Film echt. Die Kulissen, die Action, die Stunts, die Charaktere – langsam komme ich gefühlsmäßig im Film an. Es ist zunächst eine ungewohnte Zeit, für den Zuschauer als auch unseren Helden, der sich deplatziert fühlt und dem es privat nicht gut ergangen ist. Die Szenen im liebevoll rekonstruierten Amerika der späten 60er sind spannend. Mangold wandelt hier leicht auf den Spuren eines Spionage Thrillers, mit vielen undurchschaubaren Charakteren (überhaupt, das Casting ist top!). Mit der großen Actionszene, welche langsam und spannend in einem Archiv beginnt und dann in eine große Verfolgung inmitten einer Parade ausartet setzt der Film ein Highlight. Gut geplante Action, immer behält man den Durchblick, teils überraschend, dann plötzlich brutal, fast immer gelingt die Illusion, dass der alte Hauptdarsteller hier selbst am Werke ist.

Spätestens wenn es danach auf Reisen geht, verliert man sich völlig in der spannenden Handlung und im Abenteuer. Die Locations und Kulissen atmen echtes Indy Feeling und die Szenen werden jetzt immer besser. Fords Interaktionen mit Waller-Bridge sind Klasse! Sie ist leicht die beste weibliche Hauptrolle in der Serie, mindestens seit Allen in Raiders. Ja, teilweise hat sie viel Screentime, übernimmt oft das Heft des Handelns, löst auch Rätsel mal selbst und rettet unseren Helden (naja, sie versucht es zumindest…). Doch nie fand ich das störend. Gleiches gilt auch für den kindlichen Sidekick. Weite Teile im zweiten Akt erinnern aufgrund dieser Konstellation sehr an Temple of Doom – nur eben, dass weder Helena noch Teddy je so stören wie Willie und Shorty.

Etwas zu früh kommt die nächste große Actionszene – bzw. gleich im Doppel. Ich lehne mich da weit aus dem Fenster, aber die kreative Inszenierung des Katz- und Mausspiels bei der Auktion und die anschließende Tuk-Tuk Action spielen für mich in der allerersten Liga der Indiana Jones Action. Nein, das hätte Spielberg heute nicht besser inszeniert. Auch an anderen Stellen ist Mangolds Regie unauffällig aber doch einfallsreich etwa wenn sich Indie im Fenster spiegelt, und es über seine Erinnerung dann über zu Helena geht, die sich auch im Fenster spiegelt.

Schön ist im gesamten Film, dass Ford nie Dinge tun muss, die völlig unglaubwürdig wirken. Zwar verteilt er ordentlich Schläge, doch meist hilft ihm eine List, oder aber er wird mal wieder gefangen. Genau das könnte man ggf. an der Handlung kritisieren. In der gesamten zweiten Hälfte wird Jones eigentlich ständig gefangen genommen, befreit, und wieder von vorne. Allerdings war das auch in den früheren Filmen oft so, und zudem ist der ganze Film hier in gewisser Weise ein Katz- und Mausspiel zwischen dem Bösewicht Voller und der Truppe um Indy.

A propos Voller. Mads Mikkelsen gibt einen wahrlich formidablen Bösewicht ab, der von vorne bis hinten immer präsent ist. Mal schleimig, mal brillant, mal durch und durch Nazi-böse, brutal, und einfach widerlich rassistisch (allein die Andeutung reicht). Dass der Film so eindeutig Indy wieder gegen die Nazis kämpfen lässt, ist irgendwie erfrischend konsequent. Spätestens als im Finale alle ihre Nazi Uniformen anlegen, habe ich mich dabei ertappt, welchen diebischen Spaß ich hatte wieder einen „richtigen“ Indiana Jones Film zu sehen!

Alles in Nordafrika und dann Sizilien ist astreines Indy Materia. Rätsel über Rätsel, ohne dass dann noch viel durch Exposition unterbrochen werden muss (ein Schwachpunkt von Teil 4).

Überall liest man, der Film sei rund 20 Minuten zu lang. Ich habe das nicht so empfunden und war überrascht als es schon zum Showdown ging. Dennoch, der Film hat ein im allerbesten Sinne altmodisches Erzähltempo. Es ist kein 95 Minuten Film voller Action à la Liam Neeson, den man mal eben so durchzieht. Der Film zelebriert die Zeit (im wahrsten Sinne dann auch).

Und dann kommt er also: Der Showdown.

Ein Merkmal der Serie ist ja, dass am Ende immer das passiert, was sich die ganze Zeit andeutet, aber man nicht für möglich hält. In Teil 1 ist das kurz und „bunt“, in Teil 2 ist es eingebettet in eine sowieso recht skurrile Wodoo Handlung, Teil 3 verzeiht man alles weil mit Connery eh alles perfekt ist, und Teil 4 hat… nun ja lassen wir das.
Wenn man sich auf Indiana Jones einlässt, dann ist der Showdown hier konsequent und absolut stimmig, gerade auch deshalb, weil hier thematisch so vieles so schön zusammenpasst (Zeit, Archäologie,...).

Nicht alles ist perfekt. Die Motivation des Helden und seine Entwicklung im Film, und ebenso die von Helena hätte besser herausgearbeitet werden können, um das Ende des Showdowns und die finalen Szenen besser einzubetten. Ein wenig habe ich das Gefühl, dass man mit dem hier behandelten Thema bzw. der Fähigkeit des Artefakts eine noch tollere Story oder vielmehr aussagekräftigere Motive und Parallelen zur Situation und Sehnsucht des Helden hätte erzählen können.
Leider muss ich gestehen, dass nach einmaligem Sehen des Films viele Fragen zur Funktionsweise des Artefakts und den „geschichtlichen Hintergründen“ offen bleiben,

Ein kleines Fazit.
Als jemand der auch immer Teil 4 mochte würde ich doch jetzt sagen: Mit Dial of Destiny hat die Indiana Jones Trilogie einen späten, aber würdigen Epilog erhalten. Schön, dass es noch solche Filme gibt!

P.S.: Eines muss aber gesagt sein. Schon lange habe ich keinen alberneren CGI Moment gesehen als wenn ganz am Anfang „Indiana Jones“ (oder eher eine 16-bit Animation aus Super Nintendo Zeiten) über den Zug sprintet.
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, das letzte Mal am 02.07.2023, 08:27 von dcc.  

#15 30.06.2023, 07:26
Kukulcan Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Zitat von dcc:
Indiana Jones and The Dial of Destiny...

P.S.: Eines muss aber gesagt sein. Schon lange habe ich keinen alberneren CGI Moment gesehen als wenn ganz am Anfang „Indiana Jones“ (oder eher eine 16-bit Animation aus Super Nintendo Zeiten) über den Zug sprintet.

Ich bin sehr verwundert, dass das niemandem sont aufgestoßen ist. Das hatte für mich tatsächlich Videospielcharakter, wie die eine Szene in Herr der Ringe, wo die Helden in Draufsicht schlecht animiert durch Moria rennen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es ein schlecht animierter Computer-Indy ist (erste Vermutung). Beim zweiten Mal hatte ich das Gefühl, es war das übliche Greenscreen Problem, wenn durch nicht perfekte Anpassung der Geschwindigkeit eine Art Moonwalk entsteht.

Young Indy fand ich recht überzeugend, aber er wurde ja mindestens von zwei Leuten gedoubelt. Jeder Mensch hat unterschiedliche Gesichtsproportionen und Deepfaking kann das nicht korrigirien (siehe Solo mit Ford Gesicht, man hat immer das Gefühl, es ist ein Mix aus Ford und Ehrenreich, weil dessen Gesicht einfach breiter ist). Aber ein starkes "Wobbling" habe ich nicht gemerkt.

Ein bisschen bin ich bei dir, ich behaupte Spielberg hätte die Anfangssequenz besser inszeniert (wenn auch nur in wichtigen Details), aber die Tuk Tuk Chase war für mich allererste Sahne, inkl. des wunderbaren Morgenlichts (ob nun so gefilmt oder in der Post noch angepasst). Habe den Anfang trotzdem genossen, aber den 1969 Teil mehr.
 

#16 30.06.2023, 07:56
azrael Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Zitat von Kukulcan:
Zitat von dcc:
Indiana Jones and The Dial of Destiny...

P.S.: Eines muss aber gesagt sein. Schon lange habe ich keinen alberneren CGI Moment gesehen als wenn ganz am Anfang „Indiana Jones“ (oder eher eine 16-bit Animation aus Super Nintendo Zeiten) über den Zug sprintet.


Genau das ist mir auch ins Auge gefallen. es sah fast aus wie eine Zeichentrickszene.
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#17 30.06.2023, 08:24
Leusel Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Als Kritikpunkt vielleicht noch eine Anmerkung: Man war doch recht plötzlich wieder in der Gegenwart angekommen, nachdem die Hinreise ein so großer Ärger war. Einmal auf die Fresse und schon wieder daheim. Zwinkernder Smiley
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#18 30.06.2023, 08:27
Kukulcan Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Zitat von Leusel:
Als Kritikpunkt vielleicht noch eine Anmerkung: Man war doch recht plötzlich wieder in der Gegenwart angekommen, nachdem die Hinreise ein so großer Ärger war. Einmal auf die Fresse und schon wieder daheim. Zwinkernder Smiley

Ich hatte mir etwas mehr Zeit mit Archimedes erwartet. Aber dass man zeigt, wie Teddy mit Helena und Indy zurück in den Riss fliegt und sie dann nach Hause fliegen, das wäre für mich schlechtes Filmemachen.
 

#19 30.06.2023, 09:21
dcc Abwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Ich fand die ersten 15 Minuten wirklich wie aus einem Marvel Film. Das wirkte auf mich völlig wie der erste Captain America Film. Dabei muss ich aber sagen, dass insbesondere die Schloss-Szenen für mich kaum funktioniert haben. VIelleicht kann ich das beim zweiten Mal mehr genießen. Es war für mich zu viel auf ein mal:
- De-aged Ford
- Ein völlig digitaler CGI Look des Schlosses
- Viel zu große Action zu schnell (Bombe, Explosionen, Motorrad,...)

Den Teil im Zuge habe ich dann schon viel mehr genossen, einfach weil hier eine gewisse Rafinesse ist in der Art wie sich Jones durch den Zug schleicht, schlawinert und kämpft.

Was ich übrigens wunderbar gefunden hätte:
Es gibt da die mega starke, emotionale Szene mit Helena und Indy an Bord des Schiffes, wenn er von all dem Drama der letzten Jahre erzählt. Die endet dann mit Helenas Beobachtung, dass er immer noch den Ring trägt. Ich finde, das hätte sie am Ende aufgreifen können als Indy behauptet, er wolle in der Vergangenheit bleiben. Im Grunde erkennt ja Helena, dass er sich was vor macht und sich nur den Gesprächen mit Marion nicht stellen will - obwohl die Ehe ihm ja sehr wohl noch alles bedeutet (siehe Ring). Da das aber nicht aufgegriffen wird, verwundert es etwas, dass Helena ihn K.O schlägt und gegen seinen Willen zurückbringt.

Auch Helenas Charakterentwicklung wird nicht recht zu Ende gebracht. Sie ist ja durch und durch Kapitalistin die nur durch ihren eigenen Reichtum motiviert wird. Zwar gibt es einen schönen indirekten Hinweis, dass sie sich geändert hat (das Dial etc liegt neben dem aufwachenden Jones - sie hätte es ja in der Zeit leicht zu Geld machen können) aber noch schöner wäre es gewesen, wenn sie im Finale klar uneigennützig handelt, zum Beispiel Reichtum bewusst aufgibt um Indy zurückzubringen
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 30.06.2023, 09:23 von dcc.  

#20 30.06.2023, 09:21
treasurelane Anwesend
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Betreff: Re: Dial of Destiny - Reviews auch mit Spoilern
Schade, schade. Erstmal eine Trennung, die ich vollziehe. Auf der einen Schulter sitzt der, der sich freut, dass es überhaupt noch etwas Neues gibt. Auf der anderen jemand, der den Film als Indiana Jones Film und Fan mit trotz allen verständlichen Abstrichen doch noch unter höheren erwartungen beurteilt. Um diesen Kerl geht es jetzt; und der ist enttäuscht.

Zuerst mal ist der Film natürlich auch immer wieder von der aktuell bekannten Disney-Agenda durchzogen. Wer hier was tut ist oft bestimmt durch die scheinbare "Politik", die man wohl in jedem Film unterbringen zu müssen meint. Das allein macht aber den Film nicht schlecht oder ungenießbar. Das dazu.

Es gab viele Gerüchte darüber, wie chaotisch dieses Werk entstanden sein sollte. Wie bruchstückhaft, wie Baukasten-mäßig. Nach der Sichtung kann ich mir das nur zu gut vorstellen.

Ganz kurz, wild durcheinander und bündig das, was mir gefallen hat:

- Die Figur des Voller, seine Motivation, seine Geschichte über die ganze Handlung hinweg, sein Schauspiel, seine Gravitas. Super. Beste Rolle im ganzen Film.
- Ich nahm old-Indy in manchen Momenten ab, dass er keinen Bock mehr hatte, das verdammte Dingsi zu suchen. Die Verzweiflung, die Desilliusionierung kommt zu Beginn der 1969er Zeit teils gut rüber
- Der eine Dialog mit Helena auf dem Boot von Renaldo, dass er eben trauert, dass sein Sohn unnötig starb und auch seine Beziehung zu Marion daran zerbrach; da hatte ich ein Tränchen im Auge, das war super emotional

mehr Pros zu finden wird schwieriger, als das Rad des Schicksals zu finden...Spaß beiseite...

Die Anfangssequenz wirkt zu Beginn in dem emsigen Treiben im Schloss und so richtig dicht und stimmungsvoll. Kretschmann macht für mich einen super Job. Ein Moment, als Indy in den Zug mit feiernden/besoffenen Soldaten kommt, der wirkte richtig gut, fast wie in "das Boot" oder so. Das war stark. Der Verlauf der Action an sich. Nun ja. Da hätten Indy (Explosion) und Voller (Stange voll ins Gesicht) eigentlich schon sterben müssen. Film erledigt. Auch verstand ich nicht, wie Indy plötzlich dann wieder zum Zug mit Basil kommt, wie das geplant/ausgedacht gewesen sein soll. Dass er auch vorher plötzlich in das Auto steigt wirkt alles irgendwie zufällig und beliebig, aber was solls. Der Sprung am Ende mit Basil, den hätte man schöner inszenieren müssen, oder überhaupt inszenieren. Da hätte man was draus machen können. Wie er ihn versucht dazu zu überreden und ihn dann mitreißt etc.pp.
Zur CGI während dieser Etappe: Die besten wenigen Sekunden sahen wir im Trailer schon 1000 mal und da ist es wohl wirklich einfach ein reinkopiertes, unbewegtes Gesicht. Ich finde es wirkt ansonsten deutlich sichtbar künstlich. Sowohl was Gesicht angeht, als auch was Körperbewegungen betrifft. Auf dem Zug abgehakt und auch nochmal ganz am Schluss der Szene als er unter der Brücke mit Basil geht. Da merkt man, dass old-Indy läuft. Trotz allem (ich hätte sowieso kein de-aging angewendet, egal wie gut): Die Anfangssequenz passt. Die ist in Ordnung.

Der 1969er Beginn ist auch ganz nett, wenngleich das mit dem Baseballschläger etwas deplatziert und unausgespielt wirkt. In der Uni dann die Folien mit dem punischen Krieg, tja, die schmeißt er dermaßen auf dem Projektor, dass weder im Hörsaal, noch im Kinosaal irgend ein Gefühl für die Welt des MacGuffin aufkommen kann. Die dann folgende New York Parade ist o.k. Wenn gleich hier auch kein schöner Kampf mit dem Hünen stattfindet; das geleakte Video mit dem Schild-Boxer fand ich lustiger als das, was im Film davon übrig blieb...

Aber ich werde zu lang in der Rückschau. Um es zusammen zu raffen:

Im weiteren Verlauf des Films fehlen essentielle Dinge.

Die Action ist nicht so Dominostein-mäßig inszeniert, wie von einem Indy-Film bekannt. Die Tuk-Tuk Szene ist wirklich alles, was einem ein wenig in Erinnerung bleiben kann - nicht muss.

Der MacGuffin darf keine Magie, keine Anziehungskraft entwickeln. Wenn mal kurz drüber gesprochen wird, dann nur, dass Sekunden später wieder irgendjemand das zufällig durch eine "Action"-Sequenz abbricht. Wenn es ein "Rätsel" zu knacken gibt, dann wird das auch gerne Slapstick haft an einem neutralen Ort in einem seltsamen Dialog durchgebetet, wofür sich keiner interessiert und wo kein Zauber aufkommen kann. Das Dingsi zeigt wie ein Kompass auf ein Loch im Himmel. Das wars. Das Ding selbst strahlt nichts aus. Ich habe auch kein musikalisches Motiv erkannt. Man hätte auch einfach einen Text von Archimedes übersetzten können, der irgendwo am Himmel einen entscheidenden Sturm vorhersagte/berechnet hat. Fertig. Dingsi wäre somit unnötig gewesen. Also für DIESEN Film. Nicht für einen Indiana Jones Film. Da hatten selbst die Sankara Steine mehr Flair und Zauber.
Es fehlt furchtbar stark an Abenteuer-Szenerien. Da haben zu Recht alle Vorgänger mindestens immer zwei unterschiedliche Schatzsuch-Szenerien geboten. Im Grunde eine "Vorkammer" und dann den Haupttempel. Wie ist es leider Gottes hier? Die Tauchszene ist viel zu schnell vorüber. Ja man brüstet sich noch damit, dass es nur 3 Minuten sein dürfen, obwohl das dan nnatürlich inszenatorisch und spannungstechnisch mitnichten ausgespielt wird. Runter, Kiste rauf. Fertig. Kein "Rätsel", kein Clou, kein Schalter, kein geheimer Raum, nichts. Ich erinnere da zum Bleistift an den Friedhof aus Teil 4; um Längen besser gemacht. Dann am Ende nochmal ein par Sekunden Indy zwischen den Aalen. Das ist "lazy" wie schonmal hier gelesen geschrieben, ohne Liebe zum Detail, ohne Logik, nur für die Strichliste. "Bedrohlicher Moment": check. Das Einzige, was mir beim Tauchgang positiv aufgefallen ist, war, dass die Unterwasser-Welt ziemlich realistisch rüberkam.
Und dann der Archimedes Tempel: Viel zu wenig Abenteuer. Keine Fallen!. Einziger Mechanismus war der Pool, den wir im Grunde 1:1 schon in den 2 Minuten aus dem Clip gesehen haben. Auch das insgesamt eher lieblos. Einmal sagt Indy, dass "Metangas" im Raum wäre. In einem tollen Abenteuerfilm wäre das gas z.B. in den Raum geströmt, nachdem man den Sarg geöffnet hatte. Indy hätte dann unter Druck einen Ausgang finden müssen. Aber doch nicht in DoD, nein, nein. Auch gab es keinen Trick mit Spiegeln des Archimedes oder sonstigen Erfindungen, die da hätten eingebaut werden können. Kernkompetenz eines solchen Filmes für mich verfehlt.

Die Charaktere sind bis auf Voller eigentlich alle ziemlich doof. Holbrook, sein Hüne, die ganzen CIA-Leute...allesamt austauschbar, seelenlos bis richtig doof. Da war Dovchenko richtig gut dagegen. Helena ist keine Vollkatastrophe, aber mehr auch nicht. Nervt natürlich hier und da und hat natürlcih auch ihre Agenda-Szenen. Insgesamt eher schwach und eher unpassend. Auch Indy selbst ist nicht, wie das immer gerne schnell gesagt wird so 100% super dargestellt. Manchmal da schaut er schon etwas seltsam drein und wirkt nicht mehr wie Indy. Aber insgesamt macht ers noch gut.

Sie Story insgesamt wirkt noch szenenhafter als in Teil 4. Auch viele Plotholes. Einfach etwas zusammengewürfelt. Abenteuerfeeling kommt bei mir nicht wirklich auf. Die realen Orte sind im Grunde immer nur kurz angeteasert, werden nicht ausgespielt. Funfact: Im Hotel Atlantique ist es Nacht, dann kurze "Action", sie rennen raus: taghell. Egal. Wie gesagt die Schatzorte sind verdammt kurz und viel zu wenig. Keine echte Charakter-Entwicklungen. Im Grunde: Tauch nochmal n bisschen tiefer als die, die damals das eine Dingsi-Teil gefunden haben, finde dort den random-Rätseltext von Archimedes und geh schnell zum Grab. Das ist die Story im Bezug auf den MacGuffin.

Warum? Könnte man fragen: Eine rein zeitliche Erklärung: Diese Minuten hat man vom Abenteuer-Aspekt etc. abgezwackt und für das teils lächerliche Ende benutzt. Dass sie mitten im Kriegsgeschen vor 2000 Jahren ankommen mag ja noch irgendwas haben. Aber spätestens als sie auf Archimedes treffen und allerspätestens als sie mit ihm versuchen zu diskutieren ist der fremdschäm-Faktor voll dabei. Als Helena unterbricht und Dinge wie "...ja, Archimedes, Sie sind wirklich toll, aber sagen Sie jetzt bloß nicht, dass er dableiben soll..." sagt, kann man sich nur noch abwenden. Wohin sind wir da mit dem Franchise gekommen? ich dachte nach dem Mega-Spoiler schon, dass solch ein kelch an uns vorübergehen würde. Der Schlag ins Gesicht ist dann auch unwürdig für die letzten Momente dieser ikonischen Figur. Ein Agenda-Move auch. Hätten sie ihn seine Entscheidung treffen lassen und ihn dort gelassen - in dieser CGI-künstlichen Szenerie am Rande bemerkt - und ferig wärs. Nein, das hat der alte Depp nicht zu entscheiden. Da muss Helena ran. Dann Marion am Ende: "ich fülle den Kühlschrank auf..." furchtbar. Auch optisch. Die Frau sieht doch gar nicht so schlecht aus, wie ihr sie da geschminkt habt. Ich habe sie erst gar nicht erkannt. Na am Ende ist es wohl wenigstens Indy, der sich den Hut schnappt. Aber: Diesen Fanservice hätte man sich nach diesem Ende, nach diesem Film auch getost an den Hut stecken können!

Fun Fact: In den Trailern wurden teilweise Szenen zusammengeschnitten, die es so gar nicht gab. (Hüne unter Wasser in der Boot-Szene, Atlas-Kugel Szene?, "danach habe ich gesucht mein ganzes Leben" sagte er nicht in der Höhle...)

Unterm Strich: Wenigstens nochmal ein Film, in dem Indiana Jones (oder auch very old Henry Jones Jr.) nochmal vorkommt. Es gibt Action, es gibt dies und das. Ein verrücktes, Frankenstein-haftes Werk. Ein bisschen wie ein Fiebertraum...wäre das doch das Ende gewesen, als er daheim aufwacht...Wenigstens nochmal etwas. Besser als nichts. Aber natürlich für alle neutralen Zuschauer völlig unnötig.
Dieser Beitrag wurde 7 mal editiert, das letzte Mal am 30.06.2023, 09:36 von treasurelane.  

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