Kukulcan
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Dabei seit: 04.03.2013
Wohnort: Köln
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Betreff: Re: Non-Spoiler Reviews
Habe mir für den Bekannten, der mir den Pressevorstellungseintritt beschafft hat, eine Rezension aus den Fingern gesogen:
Ich fühle mich heute, als müsste ich eine Rezension wie einen Beipackzettel beginnen:
Sind sie allergisch gegen Computereffekte und in einer Zeit hängengeblieben, als alle Effekte noch „praktisch“ waren? Reagieren sie mit Ausschlag auf woke Disney-Kultur? Verursachen starke Frauen in Filmen bei Ihnen Angstzustände, vor allem wenn sie Helden aus ihrer Kindheit alt aussehen lassen?
Wenn sie das bejahen können, wird der Film Sie sicher in ihren Vorurteilen bestärken - auch wenn diese Dinge eigentlich gar nicht zutreffen. Natürlich werden heute Filme anders gedreht als vor, ja, wirklich, inzwischen 42 Jahren. Auch wenn an ganz vielen echten Locations und echten Sets gedreht wurde, wird der eine oder andere Computereffekt zu erkennen sein. Jeder unvoreingenommene Betrachter wird trotzdem einfach nur die tolle Arbeit von Kameramann Phedon Papamichael genießen und in die schnellen, gelungene Action Sequenzen eintauchen, die wie immer perfekt von John Williams untermalt werden.
Spielt in dem Film eine starke, selbstbewusste, manchmal flapsige junge Frau mit, die unserem Helden auch mal Kontra gibt? Ja! Stiehlt sie unserem Helden die Show und muss ihn ununterbrochen vor sich selbst retten? Nein! Helena startet ungefähr so problembehaftet in den Film wie Indy und beide entwickeln eine witzige Chemie, weil sich ähnlich und doch unterschiedlich sind.
Also ein perfekter Indiana Jones Film? Mal abgesehen davon, dass er nie den Erwartungen der ersten Teile gerecht werden kann - ein sehr guter Indy Film. Seine Länge von 150min macht ihm etwas zu schaffen, manchen Zwischenstopp hätte man einfach weglassen können, ohne dass die Story gelitten hätte. Die Story ist einfach und gradlinig und man muss sich auf diese Gradlinigkeit einlassen und die dem Rad des Schicksals innewohnende „Magie“ hinnehmen. Es ist eine andere Art des „Suspension of Disbelief“ gefragt als in Teil 1-3 oder auch Teil 4.
Ist der Film eine deprimierende Geschichte über einen abgehalfterten alten Professor? Mal abgesehen davon, dass für mich die Entwicklung von Indy zu einem „Grumpy Old Man“ nicht allzu abwegig erscheint, es kommt nicht darauf an, ob eine Geschichte mit einer hohen Note beginnt, wichtig ist, dass sie auf einer hohen Note endet. Aber ich würde vielleicht zu viel verraten, wenn ich sagen würde, dass dem so wäre.
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