Aldridge
Mitglied
Beiträge: 11.773
Dabei seit: 13.08.2009
Wohnort: -
|
Betreff: Re: Luc Besson
Valerian und die Stadt der tausend Planeten - An dieser Stelle soll es gemeinhin darum gehen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Allerdings hat die Tageszeitung die Welt kürzlich 1.000 (nein, eigentlich 20) Gründe aufgezählt, warum man sich unbedingt den neuen Film von Luc Besson anschauen sollte. Jetzt mag man mir vorwerfen, dass ich den Streifen schon lange im Voraus herbeigesehnt und deshalb mehr als wohlwollend betrachtet habe. Allerdings fasst es ein Punkt aus der Welt-Kritik ganz gut zusammen, warum ich den Film als Gesamtwerk gut finde. Könnte ich nicht besser sagen, daher mal ein Zitat:
Zitat von Welt:14. Luc Bessons kinetische Intelligenz, die jede Logik aufhebt, die sozusagen ein Universum eigener Ordnung baut, in dem es, weil in schönen Bildern chronologisch sortiert, total Sinn macht, einen in einer radioaktiven Todeszone verschollenen Freund zu finden, indem man drei watschelnden Entenwesen in eine Kloake folgt, in der ein U-Boot-Kapitän mit starkem französischem Akzent sich widerwillig mit Champagner bestechen lässt, eine Ausfahrt ins benachbarte Reich sagenhafter, riesiger Unterwasserdinosaurier zu machen, um von deren Popo eine klebrige Qualle zu stibitzen, die, wenn man sie sich auf den Kopf setzt, als eine Art Super-Überwachungskamera von allem, was je passiert ist, fungiert. Nach einer Minute frisst sie einem übrigens das Hirn weg. Ungefähr so wie Luc Bessons großartig bescheuerter Plot.
Wenn man sich das Fünfte Element und damit die Story rund um einen fliegenden Taxifahrer anschaut, der ein von der Regierung veranstaltetes Kroketten-Gewinnspiel gewinnt, nur um zusammen mit einem überdrehten Radio-Moderator und einem Mönch auf ein Weltraum-Kreuzfahrtschiff zu fliegen, sich dort eine Oper mit einem blauen Alien anzuschauen und am Ende in einer Pyramide die Welt zu retten, dann kriegt man eine Ahnung davon, wie Science-Fiction bei Luc Besson funktioniert. Valerian ist in der Hinsicht der geistige Vater des Fünften Elements und gleichzeitig seine indirekte Fortsetzung. Und eben auch nicht. Denn Valerian ist bei allen bunten Bildern und allen ausgelassenen Einfällen dann doch ein bisschen konventioneller geraten als das Fünfte Element. Das beginnt bei der Erzählweise und dem Rhythmus des Films, die insgesamt deutlich ruhiger ausfallen als beim Vorgänger. Wie auch schon Bessons letzte Comic-Verfilmung Adèle hat Valerian damit einen kleinen Hänger in der Mitte. Und es geht weiter beim Ton, denn Valerian ist einen Tacken ernsthafter und dramatischer. Was dann automatisch zur Story führt: Die Geschichte rund um eine Verschwörung in Alpha, der Stadt der tausend Planeten, und ein Eingeborenen-Volk von einem fremden Planeten, ist nicht nur vorhanden, sondern gar nicht mal so simpel. Insofern sind Kritiken, Valerian sei reine Optik, schon ein Stück weit Bullshit. Das Ganze wird aber angereichert mit einem großen Flohmarkt, der gleichzeitig in zwei Dimensionen stattfindet (für mich DIE Idee innerhalb des Plots), einer Tanzeinlage von Rihanna als blubberiger Gestaltwandler und natürlich einem abgefahrenen Set- und Kostüm-Design.
Ich kann absolut nachvollziehen, wenn Zuschauer darauf nicht klar kommen. In seiner optischen und erzählerischen Reichhaltigkeit steht Valerian irgendwo zwischen den Star Wars-Prequels und Jupiter Ascending - also nicht unbedingt den beliebtesten, aber den mutigeren Vertretern des Sub-Genres Weltraum-Oper. In den USA ist Valerian sehr schwach gestartet, und das sagt vielleicht auch einiges über das aktuelle Blockbuster-Kino aus. Große Krawumm-Filme dürfen abgefahren und bunt und laut und auch ein bisschen doof sein (siehe Guardians 2), aber nur solange der Stempel einer starken Marke à la Marvel draufklebt. Wenn das nicht der Fall ist, dann haben es solche Streifen - selbst der dritte neue Star Trek vergangenes Jahr, der einige Parallelen zu Valerian aufweist - anscheinend ziemlich schwer. Nun ja, Das Fünfte Element war vor 20 Jahren auch schwach gestartet und wurde trotzdem Kult.
Quelle fürs Zitat: https://www.welt.de/...immel.html
Dieser Beitrag wurde 1
mal editiert, das letzte Mal am 23.07.2017, 12:33 von Aldridge.
|