Indy2Go
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Betreff: Re: Die letzte Serie
The IT Crowd...
...beweist für mich einmal mehr, dass Sitcoms besser funktionieren, wenn sie Komik nicht einzig und allein aus den Marotten der Figuren beziehen. Zu Beginn amüsiert Sheldon Coopers Türklopf-Fimmel vielleicht noch, aber irgendwann sieht man sich daran satt. Das Resultat: Figuren werden entweder derb umgeschrieben, weil sie nicht mehr funktionieren oder die Macher beharren weiterhin auf ihre Running Gags, über die inzwischen keiner mehr lachen kann. Doch "The IT Crowd" verlässt sich - trotz schrulliger Figuren, die natürlich auch ihre Standart-Gags haben ("Hello, IT. Have you tried turning it off and on again?") - eher auf völlig absurd konstruierte Ereignisse, wie etwa die totgeglaubte Jen und die daraus resultierenden Abstrusitäten. Situations-Comedy halt. Natürlich ist das ein Stück weit das faulere Schreiben, zumal Figuren dann hinterher für eine Folge, weil es das Drehbuch halt gerade verlangt, irgendwelche Eigenschaften angedichtet bekommen, die hinterher nie wieder angesprochen werden. Doch der Punkt ist ja der: Eine Sitcom soll doch in erster Linie lustig sein und das ist sie dann, wenn die Macher sich auch laufend neue Gags einfallen lassen. Im Falle von "The IT Crowd" sind diese sicherlich nicht immer treffsicher, teilweise auch (zumindest für mich) eine Spur zu (!) albern aber die Serie hat es fertig gebracht, dass ich beim Schauen mehrmals laut auflachen musste. Etwas, dass etwa "The Big Bang Theory" (der Vergleich liegt natürlich nahe) schon sehr, sehr lange nicht mehr geschafft hat.
Community...
...zeigt, dass aber auch eine charakterorientierte Sitcom funktionieren kann - wenn man denn eine entscheidende Sache anders macht: Durchdachte Figuren kreieren, auf deren Grundlagen man mehr Gags machen kann, als nur immer und immer wieder denselben. Wobei "Community" in erster Linie von der Unterschiedlichkeit der Charaktere lebt, die stets für einen amüsanten Kontrast sorgt. Die Figuren hängen auch nicht an einem Punkt fest, an dem sie ausharren müssen, bis die Macher erkennen, dass der Unterhaltungswert flöten geht und die Figur urplötzlich umschreiben. Nein, sie entwickeln sich kontinuierlich. Was ich der Serie auch hoch anrechne, ist dass des öfteren mit dem medium experimentiert wird. Eine der - wie ich finde - besten US-Sitcoms, "How I met your mother", zeigte bereits, dass man auch mal aus den Gewohnheiten ausbrechen und etwas Neues versuchen kann. So etwa kommt es öfter mal vor, dass eine Geschichte falsch erzählt wird, bis dann der alte Ted Mosby, der Erzähler, eingreift und die Sache richtigstellt. "Community" traut sich in dieser Hinsicht auch ab und an mal was - ich erinnere mich an eine Folge, aus der Filmfan Abed ein Gangster-Epos machte. Die Folge wurde auch ganz in diesem Stile inszeniert, Abed nahm sogar den Posten des Henry Hill (Ray Liotta in "Good Fellas") ein und fungierte als Erzähler. Solche Experimente würde ich in Sitcoms gern viel häufiger sehen. Ein weiterer Pluspunkt: Die Serie kommt ganz ohne Lacher vom Band aus. Was das soll, verstehe ich bis heute nicht. Richten sich die meisten Sitcoms an Zuschauer, die so dumm schwerfällig sind, dass sie nicht wissen, wann sie lachen dürfen? 
Nachtrag: Mir ist natürlich klar, dass einige Sitcoms vor Publikum aufgezeichnet werden und die Lacher eben davon kommen. Aber das gilt eben nicht für alle.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.
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mal editiert, das letzte Mal am 11.06.2016, 14:03 von Indy2Go.
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