Aldridge
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Betreff: Re: Star Wars - Die Spin-Off-Filme
Solo: A Star Wars Story - Zunächst mal die gute Nachricht: Solo ist ein rasantes Weltraumabenteuer. Und nun die schlechte Nachricht: Solo ist ein rasantes Weltraumabenteur. Es ist schon bemerkenswert, was Vater und Sohn Kasdan da alles in ihr Script gepackt haben. Da setzt es eine, nein, zwei Heist-Stories, eine Liebesgeschichte, eine Einführung in die dunkle Unterwelt des Star Wars-Universums. Das Imperium ist dabei, die Rebellion übrigens auch. Es gibt ein Clou-Motiv, es gibt ein Oliver Twist-Motiv, ja sogar ein Lohn der Angst-Motiv frei nach Henri-Georges Clouzot. Der Film verbreitet Westernfeeling und Piratenfeeling. Und dann mühen sich die Autoren noch redlich, wirklich jedes kleine Detail, das man vom Charakter Han Solo bislang so kannte - von den Glückswürfeln über den Blaster und seinen zotteligen Weggefährten bis zur legendären Schrottmühle - irgendwie herzuleiten. Fehlte nur noch, dass selbst der Friseur einen Auftritt hat, der Han seine 70er-Jahre Haartolle verpasst. Das eigentliche Kunststück von Solo besteht also darin, dass dieses Sammelsurium an Details auf der Leinwand ein funktionierendes Ganzes ergibt, vor allem wenn man die Turbulenzen hinter den Kulissen bedenkt. Da merkt man, dass mit Ron Howard ein routinierter Regie-Veteran das Ruder übernommen hat.
Doch es ist vielleicht auch die logische Konsequenz des Ganzen, dass - so rasant das alles dargeboten wird, ohne größere Verschnaufpausen und mit einer Menge an Eye-Candy - spätestens beim Abspann auffällt, dass der geneigte Zuschauer über die Titelfigur Solo in den ganzen 135 Minuten absolut nichts Neues erfährt. Han kriegt hier zwar seinen Nachnamen Solo, aber er bekommt keinen wirklichen Charakter. Er ist einfach irgendwie da, läuft brav hinter Woody Harrelson oder Emilia Clarke oder Donald Glover her und erfüllt seine Funktion. Irgendwo ist da zwar tief in der Handlung der Archetyp des jungen Abenteurers versteckt, den es zu den Sternen zieht. Aber bevor der wirklich zutage tritt, wird die Story auch schon wieder zum nächsten Plotpunkt geprügelt, und der Han hastet prompt mit. Leider können es sich die Kasdans dabei nicht verkneifen, Han am Ende unnötig mit der Rebellion in Verbindung zu bringen und ebenso unnötig die alte "Han shot first"-Diskussion aufzugreifen.
Insofern kann ich eigentlich nur zwei Bewertungen vergeben: Die Spin-offs verhalten sich zu den Saga-Filmen bislang wie die Hobbit-Filme zum Herrn der Ringe: Sie sind ein atmosphärischer Sightseeing-Trip in die seit langem bekannte Galaxis. Und sie geben in den besten Momenten etwas mehr Hintergrund zur großen Legende. Diese Aufgabe erfüllt auch Solo ganz gut: Er ist zwar nicht so gelungen wie Rogue One, aber hochunterhaltsam und mit schönen Set Pieces. Daher hat er sich 8 / 10 verdient. Doch als alter Star Wars-Fan, der mit dem Sternenkrieg und letztlich mit Harrison Ford als Han Solo aufgewachsen ist und der sämtliches Hintergrundmaterial zum allseits beliebten Schmuggler bereits vor 30 Jahren verschlungen hat, muss ich sagen: Es ist wirklich eine strunzdumme Idee, den Background dieser ikonischen Hauptfigur zu erzählen, die einerseits bereits lange in die Popkultur eingegangen und andererseits so fest mit einem Darsteller verbunden ist. So ziemlich jeder Handlungsteil vom Sabbacspiel um den Falken bis zu den Gewürzminen von Kessel habe ich mir bereits vor 20, 30 Jahren in der Fantasie ausgemalt. Und in der Fantasie ist natürlich alles irgendwie "größer", als es so ein offenkundig kalkuliertes Studioprodukt sein kann. Das ist keine Entmystifizierung (dämlicher Begriff), aber wenn ich mir einige Bilder von Harrison Ford in der Cantina oder auf Bespin ins Gedächtnis rufe, werde ich irgendwie ganz wehmütig.
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mal editiert, das letzte Mal am 26.05.2018, 09:34 von Aldridge.
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