Aldridge
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Betreff: Re: "Paranoia" - neuer Ford
Habe den Film nun endlich auf BD nachgeholt, und... Tja... Das war leider nichts. Der Film wurde von den Kritikern herbe verrissen und ist an den Kinokassen komplett untergegangen. Und das völlig zu Recht.
Der Film macht im Grunde gar keinen Hehl daraus, dass er eine Hightech-Variante von Wallstreet sein will. Nur weiß er irgendwie nicht, wie das geht. Die Story bietet leider nicht mehr als eine lose Aneinanderreihung von Wirtschaftsklischees und lässt dann doch die wichtigsten Bestandteile einfach weg. Wo soll man mit der Liste an Logiklöchern und unpassenden Versatzstücken anfangen, wo aufhören? Dass die Hauptfigur nach sechs Jahren in Fron und Brot plötzlich übers Wochenende eine völlige Charakterveränderung durchmacht und zum smarten Überflieger wird? Dass Wirtschaftsbosse irgendwelche Auftragsschläger um sich scharen, die auch vor versuchtem Mord nicht zurückschrecken? Dass der Film von hypermoderner Industriespionage handeln will, sich dann aber in altbackener Laptop-Durchsucherei ergeht? Dass Smartphones scheinbar noch immer von einzelnen Tüftlern im heimischen Zimmer entwickelt werden? Oder dass mal wieder eine 0815-Liebesgeschichte eingebaut werden muss mit einer Frauenfigur, die knallhart eingeführt wird, später dann aber doch nur wieder das hilfslose Mädchen darstellt?
Was dann noch völlig fehlt, ist die große Verführung des Hauptcharakters, die Gefahr der Korrumpierung, das Erschleichen von Vertrauen, die Faszination dieser Welt der Hyper-Reichen, was in Wallstreet regelrecht zelebriert wurde. Hier wird nur ein Story-Bestandteil nach dem anderen abgehakt, ohne dass alles einen großen Zusammenhang bekommt. Hinzu kommt, dass wirtschaftliche Mechanismen derart simplifiziert werden, damit es auch noch der letzte Zuschauer kapieren mag, wer die Bösen sind und wie sie ticken. Gar nicht nachvollziehbar ist dann noch, warum der Film eigentlich Paranoia heißt. Ok, ein Überwachungsmotiv zog sich zwar durch den Film, war aber nur Mittel zum Zweck, kam zu keinem Zeitpunkt über lange bekannte Stereotype hinweg und wurde sowieso nicht richtig ausgespielt.
Zugegeben: Das alles ist ganz manierlich abgefilmt. Mehr aber auch nicht. Warum man dann noch Schauspielgrößen wie Harrison Ford, Gary Oldman und Richard Dreyfuss braucht, wenn man ihnen keine Gelegenheit zum Schauspielen gibt, erschließt sich mir nicht. Deren Screentime reduziert sich eh auf wenige Häppchen, die vermutlich in einigen Tagen abgedreht waren. Stattdessen darf Liam Hemsworth ein paar Mal seine Muckis in die Kamera halten (wobei ich auch nicht weiß, wann er sich die antrainiert haben soll, wenn er doch eigentlich der große Technikfreak ist, der von morgens bis abends durchackert). Keine Ahnung, ob man das alles nun Regisseur Robert Luketic anlasten soll, der in seiner Karriere eh nur Plastikfilme gedreht hat, oder dem uninspirierten Drehbuch...
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mal editiert, das letzte Mal am 23.03.2014, 19:48 von Aldridge.
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