Aldridge
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Betreff: Re: Marvel's - The Avengers
Ich war schon kurz nach dem Start drin und habe an anderer Stelle Folgendes geschrieben:
Der ultimative Nerd-Orgasmus. Was Joss Whedon da auf der Leinwand abfackelt, dürfte eigentlich niemanden kalt lassen, der auch nur entfernt was mit Superhelden-Comics und ihren Verfilmungen anfangen kann. Der größte Kritikpunkt am Film war, dass er zunächst angeblich nicht so recht in Fahrt kommt. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wenn nach dem krachenden Prolog die Helden nach und nach eingeführt werden und so langsam zusammenfinden, ist das für Familie Geek ein wahres Fest. Zum ersten Mal treffen sich Schauspieler aus der A-Regie im bunten Kostümchen und in schwarzer Lederkluft zum Krachbumm-Crossover zusammen - was Warner Bros. mit ihren DC-Lizenzen in wohlgemerkt 30 Jahren nicht geschafft haben.
Doch viel wichtiger: Zu den ganzen Schauwerten gesellt sich dann noch ein richtig guter Film. Wie schon häufig beschrieben, räumt Whedon seinen Helden auch wirklich genug Zeit ein, um so etwas wie einen Charakter zu entwickeln. Und dabei schafft er es, die unterschiedlichen Ansätze wie den witzelnden Iron Man, den melancholischen Bruce Banner oder den zuweilen recht cheesigen Thor zu einem funktionierenden Ganzen zu vereinen. Doch auch filmisch gibt es einiges geboten: Anstatt nur brav Einstellung für Einstellung zunächst die Guten den Guten aufs Maul hauen zu lassen, um dann die Guten geschlossen den Bösen aufs Maul hauen zu lassen, erzählt Whedon vorzugsweise in Parallelmontagen, lässt mal die Musik ganz in den Vordergrund treten und liefert selbst in der wildesten Action lange Einstellungen mit fließenden Übergängen von einem Helden zum anderen. Das ist schon ein bisschen eleganter als das, was vergleichbares Popcorn-Kino zu bieten hat.
Wenn man einen großen Kritikpunkt ausmachen will, dann vielleicht bei den Bösewichtern. Die außerirdischen Chitauri sind nicht mehr als nett designtes, aber austauschbares Kanonenfutter. Hätte man dem Eroberervölkchen noch ein bisschen mehr Hintergrund gegeben, wäre vielleicht auch etwas mehr Dramatik drin gewesen. Doch Hauptsache, der Hulk hat was zum "Draufhauen". Was bleibt noch? Perfekte visuelle Effekte, an denen die drei führenden Studios beteiligt waren (ILM im Lead, Digital Domain und Weta). Und der - in meinen Ohren - gelungene Score von Alan Silvestri. Ich habe mich jetzt nicht lange damit aufgehalten, die Themes aus den bisherigen Marvel-Filmen wiederzufinden. Stattdessen fand ich das zu Anfang kurz erklingende "Avengers"-Theme und insbesondere den Elektronik-Einsatz in den Actionsequenzen überaus gelungen. Kraftvolle Musik, die weniger eigenständig rüberkommt als in früheren Silvestri-Werken, die aber sehr gut den Film unterstützt. So gibt´s unterm Strich eine wohlwollende Eins minus und zwei Extra-Sternchen für Hulks knackige Interaktion mit den beiden Götterbrüdern.
Erstaunlich, was Whedon da geschafft hat, zumal er auch für Story und Drehbuch verantwortlich zeichnet. Jetzt bin ich echt gespannt auf den dritten "Iron Man", bei dem Shane Black ("Lethal Weapon", "Last Boyscout") zum Zuge kommt. Übrigens: Wer findet noch, dass Scarlett Johansson unheimlich wie Veronica Ferres aussah?
Zitat von Indy2Go:Leider kann sich der Film aber nicht die Zeit nehmen jeden Helden gründlich zu behandeln, daher kann sich der Zusachauer kaum mit einem Helden identifizieren. ... also der Teil indem die Gruppe zusammengetrommelt wird, hätte von mir aus ruhig etwas kürzer gehalten werden können. ...
Das meinst du jetzt nicht ernst, oder? Das hier war der erste Film überhaupt, der solch eine Truppe wirklich mal angemessen vorgestellt und einen wirklich gelungenen Wechsel von ruhigen und lauten Passagen zustande gebracht hat. Wie man es nicht machen sollte, zeigte zum Beispiel "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen", wo genau diese Punkte viel zu kurz kamen und der Film dadurch letztlich keinem der Charaktere wirklich gerecht wurde. Die "Avengers" sind dagegen Filmkunst in Vollendung...
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