Indy2Go
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Betreff: Re: Game of Thrones
Ich habe mir die ersten sieben Staffeln bis zur Premiere der achten nochmal angeschaut und diese dann Woche für Woche hinterhergeschoben. Bei der Erstsichtung habe ich mich seinerzeit ja relativ schwer getan, in die Serie reinzufinden. Dieses Mal hatte mich die erste Staffel schon auf Anhieb. Generell finde ich, dass man der Serie in den ersten vier Staffel - abgesehen von den teils störenden Besetzungswechseln, da reagiere ich ja etwas allergisch drauf - nicht viel vorwerfen kann.
Staffel 5 fand ich immer etwas langatmig, umso besser hat mir aber seinerzeit gefallen, dass das Tempo mit der sechsten Staffel etwas angezogen wurde. Da gab' es bedingt schon Kritik, ich finde aber dass die Season noch überhaupt nicht gehetzt o. Ä. wirkt. Im Gegenteil, ich halte Staffel 6, obwohl die Serie da bereits die Bücher überholt hatte, für eine der besten.
Die Kritik an der siebten Staffel war dann sicherlich schon nicht ganz ungerechtfertigt. Sie wirkte teils etwas gehetzt, hat viele Abkürzungen genommen, viele Ereignisse aufeinander folgen lassen. Ich kann es ihr über weite Strecken verzeihen, doch als in der Episode "Beyond the Wall" einfach die Logik massiv drunter litt, hatte das für mich schon einen massiven Beigeschmack. Generell habe ich das geraffte Erzähltempo der Staffel aber immer noch damit zu rechtfertigen versucht, dass sich die Showrunner für die finale Season eben die nötige Zeit nehmen wollen, und die Handlung deshalb vorab nochmal ordentlich vorantreiben.
Im Nachinhein war s vielleicht naiv zu glauben, man könne die Serie in nur einer weiteren (und verkürzten) Staffel zufriedenstellen beenden, dabei begann doch alles so gut: Die ersten beiden Folgen von Staffel 8 sind für mich perfekte Exposition. Mir blutet wirklich das Herz wenn ich sehen, wie schlecht die etwa auf IMDb verglichen mit früheren Folgen dastehen. Gerade "Winterfell" hat so viele Klammern geschlossen, war schreiberisch ein so schönes Gegenstück zu allerersten Folge von 2011.
Spoiler:
Mit "The Long Night" kippte für mich dann aber die Stimmung. Unter'm Strich mochte ich die Folge, sie ist visuell atemberauben, hat eigentlich ein tolles Pacing, damit man nicht von der Schlacht ermüdet wird und sie hat für sich tolle Szenen. Aber die Schlachtplanung erscheint mir als jemand, der von dem Thema schlichtweg KEINE Ahnung hat, dämlich. Die Sache mit den Dothraki wäre ja quasi gezielter Selbstmord gewesen, wäre nicht plötzlich Melisandre aufgetaucht (obwohl die Arakhs zu entflammen im Endeffekt auch nicht viel gebracht hat). Und seit wann gibt es so viel Plot-Armor in der Serie? Bislang konnten Figuren nie knapp dem Tod entrinnen - sie haben 's geschafft - oder eben nicht. Besonders diese antiklimaktische Auflösung hat mich aber etwas enttäuscht zurückgelassen. Ich finde auch nicht, dass das Foreshadowing in irgendeiner Weise auf Arya hingedeutet hat. Gerade Melisandres "blue eyes"-Monolog war für mich ein klarer Verweis auf ihre Ausbildung als Gesichtslose, das man hinterher als Foreshadowing verkaufen will.
So richtig geärgert habe ich mich aber erst mit den darauffolgenden Episoden. Daenerys wird nach einer halben Folge Charakter-"Entwicklung" zur Mad Queen? Varys spinnt in weniger als 5 Minuten Intrigen, wird zum Tode verureteilt und verbrannt? Allein dieser Plot hätte sich in der Vergangenheit auf 1-2 Staffeln gezogen. Da finde ich, darf man als Fan auch guten Gewissens Kritik äußern. Vor allem das Finale fand ich dann auch - so ungern ich auf diesem nervigen Negativ-Hype mitschwimme - schlecht. In vergangenen Staffeln wurde thematisiert, dass Robb Stark einen Krieg unmöglich gewinnen kann, wenn kleine Vasallen wie die Kastarks abspringen und jetzt gehen plötzlich alle davon aus, dass ganz Westeros Bran als König akzeptiert? Und Gerade dieses alberne Sitcom-Ende, in dem der ach so gute König sich erst mal ausklingt, und seinen Rat alleine regieren lässt... Und Bronn soll Meister der Münze sein? Und wozu um alles in der Welt braucht Bran, ein verdammter Grünseher, einen Meister der Flüsterer? Ich finde, dass ist die Kritik der Fans komplett gerechtfertigt, obwohl ich die Maßnahmen die da teilweise eingeleutet wurden - Stichwort Petition - äußerst respektlos, auch gegenüber allen, die abseits von den Autoren an der Serie mitgewirkt haben...
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.
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