Aldridge
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Betreff: Re: Mich erstaunt...
...das Lokalblatt in meiner Heimatstadt.
Warum? Man konstruiere mal folgende absurde Situation vor seinem inneren Auge: Da schlendert der Ortsbürgermeister eines Stadtteils über den städtischen Friedhof und sieht, dass am Ehrenmal ein Kranz niedergelegt wurde mit einer "8" im Gebinde. Der gute Mann argwöhnt sofort Böses, denn die "8" steht ja bekanntermaßen in Neonazi-Kreisen für den achten Buchstaben im Alphabet, der da lautet "H" und bedeutet "Hitler". Er setzt sofort alle Hebel in Bewegung, lässt die vermeintlich braunen Trauerblümchen vom städtischen Bauhof entfernen, rennt sofort zur Zeitung ob seiner Heldentat und argwöhnt sogar, ob nicht der Schützenverein des Ortsteils etwas damit zu tun habe...
Die gutbezahlten Damen und Herren Journalisten, die ihren Job ja von der Pike auf gelernt haben und sonst auch immer das Siegel "Qualitätsjournalismus" vor sich hertragen, lassen sich die Geschichte vom Ortsbürgermeister natürlich genau so in die Feder diktieren und drucken sie ab, ohne Rücksprache mit der Stadt, mit den Beerdigungsinstituten oder mit dem Pastor zu halten. Tenor: Da muss wohl was Braunes im Gange sein auf dem Friedhof, so munkelt man.
Jetzt haben die Protagonisten dieser kleinen Geschichte allerdings wohl nie so richtig im Religionsunterricht aufgepasst, denn dann wäre ihnen aufgegangen, dass eine "8" keine "8" mehr ist, sobald man sie um 90 Grad zur Seite kippt, sondern das Zeichen für die im Christentum so gern zitierte "Unendlichkeit" - die als solche auch durchaus mal auf dem Friedhof auftaucht. Eine kleine Nachfrage beim Bestattungsunternehmen, und das Treiben der bösen Neonazis auf dem Friedhof des kleinen Stadtteils hätte sich als folgende kleine Geschichte entpuppt: Eine Beerdigung hatte stattgefunden, und es ist Usus, dass gebrauchte Trauergebinde zum "Abblühen" ans Ehrenmal gelegt werden - besser als sie direkt in den Kompost zu geben. Dabei ist einer Mitarbeiterin ein Fehler unterlaufen, denn die "Unendlichkeit" wurde in der Eile aufrecht hingestellt.
Ok, mag man sich denken. Nachricht war ne Ente, kleine Recherche hätte fünf Minuten gedauert, gesunder Menschenverstand sogar noch weniger, und nun wäre es an der Zeit für eine Richtigstellung in der Zeitung. Aber Pustekuchen. Stattdessen musste das Bestattungsunternehmen sogar noch darum bangen, namentlich genannt und im Nachbericht öffentlich vorgeführt zu werden.
Ja, so hat es sich zugetragen. Und obwohl ich mit den handelnden Personen weder verwandt noch verschwägert bin, so frage ich mich doch: Ticken die noch ganz frisch?
Grüße -
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mal editiert, das letzte Mal am 05.05.2010, 11:17 von Aldridge.
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