Indy2Go
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Betreff: Re: Der letzte Film
F wie Fälschung
Das war das merkwürdigste was ich in meinem Leben jemals gesehen habe. Eine Dokumentation? Nein, tut mir leid IMDb, aber das war keine Doku. Wie kann etwas eine Dokumentation sein, dessen Wahrheitsgehalt bei höchstens 50% liegt? Es ist mehr ein Essay, in einer Pseudo-Doku verpackt. Zuerst führt Orson Welles den Zuschauer in den Film ein, verspricht in der nächsten Stunde die Wahrheit zu sagen, kündigt schon Mal Oja Kodar an und stellt Clifford Irving und Elymr de Hory vor. Dann wird erstmal - größtenteils wahrtheitsgemäß - deren Geschichte erzählt, spekulativ auf Irvings Howard Hughes-Biografie eingegangen, wozu Welles auch sagt, er wollte anstelle von "Citizen Kane" zuerst ein Film auf sein Leben basieren lassen. Welles sagt von sich selbst ein Kunstfälscher zu sein, erzählt seine Geschichte bis zu seinem Hollywood-Debüt und dann kommt der Oja-Subplot. Sie ließ sich von Picasso mehrmals malen, bekam die Bilder aber nur unter der Bedingung daran nichts zu verdienen. Dann las Picasso von einer Ausstellung mit genau diesen Bildern, doch als er ankommt stellt er fest, dass er keines davon gemalt habe. Ojas Großvater, ein unbekannter genialer Kunstfälscher malte sie und verbrannte die Originale. Zum Schluss geht Welles auf sein Versprechen ein, eine Stunde lang de Wahrheit zu sagen. Die Stunde sei aber schon seit 17 Minuten um, in welchen er auf Teufel komm raus gelogen hat. Sehr konfus und undurchschaubar, das alles. In der Machart bewusst wie eine Doku gestaltet, kommt das ganze visuell weniger beeindruckend da her, wie die anderen Filme von Orson Welles, trotzdem gibt es einige filmische Spielereien. Der Film spielt irgendwie nicht mit den Regeln der Analyse, wehrt sich dagegen analysiert zu werden. Es ist etwas, dass es sicherlich kein zweites Mal gibt. Die Punkteberwertung unterlasse ich, jedoch bin ich sehr beeindruckt von diesesm Machwerk.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.
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