Aldridge
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Betreff: Re: Der letzte Film
Aber Entwarnung. Ich habe ja die Tage noch peu à peu ein paar andere Filme geschaut. Ich hatte nämlich unheimlich Bock, die Craig-Bonds mal wieder zu sehen.
Casino Royale (2006) – Casino Royale markiert bekanntlich einen – zumindest moderaten – Neustart des Bond-Franchises. Und so viel Häme Film und Darsteller im Vorfeld einstecken mussten, so überschwänglich wurde der Film schließlich aufgenommen – und das zu Recht. Casino Royale hat zwar alles, was einen typischen Bond-Film ausmacht, etwa schöne Frauen, exotische Locations, einen fiesen Bösewicht. Er erzählt aber auch die Geschichte eines raueren Bonds, der seinen Emotionen nachgibt, anstatt sie unter einer allzu kühlen Oberfläche zu verstecken. Bond ist hier noch mehr Killer als Gentleman-Spion, und die Liebesgeschichte mit Vesper Lynd liefert eine plausible Erklärung dafür, warum Bond letztlich so ist, wie er ist. Dabei bekommt er mit seiner Vesper ein erfreulich selbstbewusstes Bondgirl an die Seite, auch wenn die damals gerade mal 26-jährige Eva Green noch etwas zu viel Babyspeck im Gesicht hatte, als dass man ihr die weltgewandte Frau so einfach abnehmen könnte. Regisseur Martin Campbell vollbrachte dann gleich noch eine filmische Großtat: Abgesehen davon, dass er dem Bond-Franchise nach Goldeneye bereits zum zweiten Mal neues Leben einhauchte, lieferte er auch noch einen netten Anschauungsunterricht in Sachen Filmemachen. Denn er schaffte es, das Pokertournier mit seinem optischen Stillstand genauso spannend zu inszenieren wie die rasanten Actionszenen mit den Parkour-Einlagen. Wenn man dem neuen Bond etwas vorwerfen wollte, dann wäre es allenfalls die etwas ausladende und umständlich konstruierte Geschichte rund um den Börsenspekulanten Le Chiffre, der letztlich nur Handlanger für die Terror-Organisation Quantum ist.
Ein Quantum Trost – Ein Quantum Trost schließt im Grunde direkt an die letzte Szene von Casino Royale an. Doch was die allgemeine Rezeption angeht, stellt er das genaue Gegenteil seines Vorgängers dar: Der erste Actionfilm des deutschen Regisseurs Marc Forster, der zuvor viel Lob mit ausschließlich zarten und leisen Filmdramen geerntet hatte, wurde zwar mit viel Vorschusslorbeeren bedacht, musste letztlich jedoch viel Kritik einstecken. Zugegeben: Forster wollte mit dem Film beweisen, dass er auch kommerzielle Actionware abliefern kann, und hetzt förmlich von Actionszene zu Actionszene, wobei er auch von Stakkato-Schnitten und Wackelkamera reichlich Gebrauch macht. Nahm sich Casino Royale noch ausreichend Zeit, um die Entwicklung seiner Charaktere zu erklären, bleibt in dem kürzesten aller Bondfilme kaum noch Zeit für etwas Tiefgang und Selbstreflexion. Die Frage ist aber auch: Muss es das überhaupt? Die Grundlage der Handlung wurde in Casino Royal gelegt, und nun ist Bond eben auf Rachefeldzug. Dabei inszeniert Forster das Gezeigte durchaus elegant: So arbeitet er konsequent mit Parallelmontagen, um jeder Handlung noch mehr Geschwindigkeit zu geben, und überlässt bei der Schießerei während der Bregenzer Festspiele mal komplett der Musik das Feld, was einen gelungenen Kontrapunkt zur brachialen Action setzt. Olga Kurylenko erhält als Bondgirl zwar nur eine 0815-Backstory, sieht aber immerhin hinreißend aus. Schade bleibt lediglich, dass die Quantum-Story nicht wirklich zufriedenstellend aufgelöst wird. Aber das kann ja im nächsten Bond nach Skyfall noch kommen.
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mal editiert, das letzte Mal am 19.11.2014, 11:38 von Aldridge.
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