horner1980
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Betreff: Re: Der letzte Film
Bei mir war gestern und heute wohl das Thema "Deutsche Filme". Die ersten zwei Filme habe ich anläßlich des 40. Geburtstages von Christoph Zirngibl, einer meiner Lieblingskomponisten gesehen und den dritten heute, weil ich irgendwie in der Stimmung war.
JERRY COTTON
Zuerst.. ich hab kaum mehr Erinnerungen an die alten Jerry-Cotton-Filme. Gehörten nie zu den Favoriten von mir, daher konnte ich hier auch komplett neutral rangehen.
Daher muss ich sagen, dass er mich eher an einer leichten Parodie eines Bondfilms erinnert anstatt auf Jerry Cotton. Die Story selbst war schon überraschenderewise durchdacht und war nicht nur auf Humor aus. Doch hätte ich es begrüßt, wenn sich der Film dann noch ne Spur ernster genommen hätte, da ich nicht jeden Witz gelungen fand. Besonders Ulmen, den ich eigentlich mag, hatte den einen oder anderen eher schlechten Auftritt. Nur wenn es wirklich dramatisch wurde, konnte er überzeugen.
Etwas suboptimal von Cyrill Boss und Philipp Stennert fand ich, dass sie nach "Neues vom Wixxer" schon wieder Christiane Paul als die mysteriöse Böse besetzt haben. Dazu auch noch so charakterisiert hatten, dass es schnell klar war, dass sie wohl dahinter steckt. Daher war das am Ende, obwohl sie kurz vor dem Finale noch versucht hatten, von ihr abzulenken, nicht so überraschend. Vielleicht dachten sie sich aber auch.. keiner wird von uns erwarten, dass wir schon wieder die Paul auf so eine Rolle besetzen. Keine Ahnung.
Sehr gelungen fand ich die Inszenierung, die schon eher ernst und aufwändig war. Passend fand ich auch die dunkle Bildsprache und auch, dass sie wohl den Film nachsynchronisiert hatten. Sehr gut fand ich die dramatische Filmmusik, wie sie im Abspann genannt wurde, von Helmut Zerlett und Christoph Zirngibl, die wohltuend den Film sehr ernst nahm. Sie reagierten so gut wie gar nicht mit ihrer Musik auf den Humor im Film und schafften dadurch einen schönen Kontrapunkt. Sonst war er auch sehr themenreich und hatte einige schöne Momente. Für mich eigentlich das wahre Highlight des Films, da die Musik die Story auch spannender machte als sie es im Grunde war.
Trotz seiner eindeutigen Schwächen wusste der Film zu gefallen. Das überrascht mich doch, denn als der Film damals ins Kino kam, hab ich natürlich auch mal den Trailer geschaut und ehrlich gesagt schreckte der mich damals eher ab. Daher schön, wenn der Eindruck eines Trailers nicht den Film widerspiegelt.
LUNA
Zuerst mal der Inhalt des Films.
Die 17jährige Luna wird Zeuge, wie ihre Familie von Russen umgebracht wird. Sie schafft es ihnen zu entkommen und findet in einem Freund ihres Vaters, jemand dem sie vertrauen kann. Nach und nach erfährt sie, dass ihr Vater beim russischen Geheimdienst arbeitet, aber vom BND enttarnt wird und denen dann wichtige Informationen anbietet, damit er bei seiner Familie bleiben kann. Doch es gibt einen Maulwurf im BND, der diese Sache dem russischen Geheimdienst gesteckt hat, welcher daraufhin ihren Vater, ihre Mutter und ihre kleine Schwester getötet haben. Nun sucht sie mit dem Freund, der ebenfalls beim russischen Geheimdienst gearbeitet hat, nach diesen Informationen.
Daraus entwickelt sich wirklich ein sehr interesasanter, spannender und auch intensiver Film. Zu keiner Zeit spürte ich, wie das Interesse abklang. Was aber auch an Lisa Vicari lag, die Luna mit einer gehörigen Intensivität spielt. Für mich ist sie hier besser als noch in "Dark", auch weil sie glaubwürdiger rüberkommt.
Ich mag auch den Look des Films, der etwas düster daherkommt und sehr schön mit der Musik von Christoph Zirngibl und Heiko Maile harmoniert. Diese ist eher atmosphärisch, aber auch thematisch und mit einem Hauch 80er Synthie-Sound. Das in Kombination mit den Bildern ist auch ein Grund, warum der Film nie an Spannung und Interesse verliert.
Wirklich ein sehr guter deutscher Film, dem ich eine klare Empfehlung ausstelle. Derzeit ist er noch auf Prime zu finden, aber ich weiß jetzt schon, dass der wohl bald als DVD oder BluRay in meine Sammlung kommen wird.
DAS SCHÖNSTE MÄDCHEN DER WELT
Der Film basiert, was mir seit dem Trailer schon klar war, auf der Geschichte von Cyrano de Bergerac, doch wie er es schafft, trotz der teilweisen vulgären Sprache der Jugendlichen und den Inhalten der Rap-Battles, wo sie sich mit Raps gegenseitig fertig machen... ja, wie er es schafft, trotz allem diesen Zauber zu bewahren, das ist ganz große Kunst. Die Geschichte brachte mich zum Lachen, zum Nachdenken (Mobbing in der Schule ist mir leider nicht fremd) und zum Weinen.
Dann diese absoluten brillianten Schauspieler, allen voran der wunderbare Aaron Hilmer und ebenfalls großartige Luna Wedler. Ich kannte beide vorher nicht, aber wie sie diese Rollen spielten... ich nahm sie die beiden Rollen absolut ab. Nicht zu vergessen natürlich auch Damian Hardung, der die Rolle des sympathischen, aber doch eher dummen Jungen ebenfalls sehr gut darstellte. Die restlichen Schauspieler waren natürlich auch super. Lustig, aber dass gerade die Schauspielveteranin Heike Makatsch die schwächste Leistung bot, aber es war okay. Der andere bekannte Name war Anke Engelke, die mich in einer ruhigen Szene aber auch mit ihrem Talent überraschte.
Da die Musik in dem Film eine wichtige Rolle spielte, muss ich sie natürlich auch erwähnen. Die Sachen aus dem Rap-Battle, bis auf einen, war nicht mein Geschmack, aber die Stimmung dabei war schon mitreißend. Die anderen Songs IM Film waren einfach perfekt. Einen davon kannte ich ja... "Immer wenn wir uns sehen" und wegen dem Song von Lea wurde ich ja erst aufmerksam auf dem Film, aber auch der andere ist wirklich so toll, das ich mir wohl auch den Soundtrack besorgen werde.
Die beiden Komponisten des Scores, Boris Bojadzhiev und Konstantin Scherer, kenne ich nicht, aber ich fand ihren Score sehr gelungen. Laut Abspann war der Anteil von Bojadzhiev meist nur von der Gitarre gespielt, während die Aufnahmen von Scherer von den Babelsbergern eingespielt wurden.
Die Mischung Songs und Score gefiel mir wirklich sehr gut.
Ja, also ich bin echt überwältigt und auf diese Art und Weise war ich das schon lange nicht mehr. Mit Sicherheit für mich einer der besten neuen Filme, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Was für ein magischer Film.
"Music is the most direct path to the human heart."
Steven Spielberg
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