Aldridge
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Betreff: Re: Der letzte Film
Justice League - Stell dir vor: Es ist Weltuntergang, und keiner kriegt´s mit. Da kommt ein intergalaktischer und nahezu unbesiegbarer böser Halbgott auf die Erde, doch anstatt gleich ans gewohnte Weltenzerstören zu gehen, schlägt der Mann erst mal sein Lager irgendwo in der russischen Pampa auf. Und dieser gehörnte Herr namens Steppenwolf eiert tagelang mit irgendwelchen Infinity-Cubes, äh, sorry, Mutterboxen (wer lacht da?) herum, welche mal eben weltweit den Garten umgraben und Hell in Dunkel (genauer: in Lila) verwandeln können. Als wenn das noch nicht reicht, haut er seinen geflügelten Minions die ganze Zeit Sprüche wie "Huldigt der Dunkelheit. Labt euch an der Furcht. Diese Welt wird fallen." (oder war es: "Huldigt der Furcht. Labt euch am Fallen. Diese Welt wird dunkel."?) um die Ohren. Mal ehrlich: Wir schreiben das Jahr 2018. Wenn nicht zufällig wieder die Autoren streiken, darf es doch eigentlich nicht sein, dass dem aufgeklärten Blockbuster-Connaisseur noch immer Bösewichte vorgesetzt werden, die eben böse sind, nur weil sie böse sind.
Warum ich so lange auf dem armen Steppenwolf herumtanze (höhö – Wortwitz, gemerkt?)? Weil diese Bocklosigkeit in der Charakterzeichnung irgendwie symptomatisch ist für den gesamten Film. Und weil das eigentlich unverzeihlich ist bei einem Werk, in dem solche Comic-Ikonen wie Superman, Batman oder Wonder Woman auftreten. Da wäre erst mal das Storytelling: In den zwei Stunden Laufzeit passiert ja ne ganze Menge, zugegeben. Aber das alles spult sich so unglaublich konventionell ab, eins folgt aufs andere, und man weiß irgendwie die ganze Zeit, wie es enden wird. Überraschungen? Twists? Spannung? Fehlanzeige. Ok, weiter zu den Figuren: Das sind starke Typen im Anzug, leider nicht mehr. Irgendwie schafft es dieser Film im Gegensatz zu seinen Vorgängern nicht, das gewisse Etwas, das diese Charaktere stets umweht, angemessen rüber zu bringen. Dann hätten wir noch die CGI-Effekte und die Orchestermusik, doch machen wir es kurz: Masse statt Klasse.
Liest sich verdammt negativ, oder? Keine Angst, ganz so schlimm ist das alles auch wieder nicht. Das Problem von Justice League ist nur leider, dass quasi an allen Ecken und Enden gute Ansätze vorhanden sind, die aber weitestgehend ungenutzt bleiben. Die bekannten Turbulenzen hinter den Kulissen sind ja schön und gut. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, als habe man den Film ganz bewusst ein, zwei Stufen schlechter gemacht, als man ihn hätte machen können. Vielleicht liegt es wirklich daran, dass zwei völlig unterschiedliche Regisseure am Werk waren, deren Handschrift man stellenweise sehr genau unterscheiden kann. Oder eben daran, dass Warner um jeden Preis eine erneute Kritik vermeiden wollte, wie es sie bei BvS gegeben hatte. Ich hoffe jedenfalls, dass das Studio trotz mauem Box-Office noch mal eine Vollversammlung der Gerechtigkeitsliga auf die Beine stellt – und es dann auch weiß, was es denn eigentlich will. Fun Fact am Rande: Lustigerweise erinnerte mich Justice League in seiner gehobenen Lahmarschigkeit an den Green Lantern-Film. - 6 / 10
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