Aldridge
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Betreff: Re: Der letzte Film
Boston - Der Originaltitel Patriot´s Day sagt eigentlich alles: Das hier ist ein riesengroßes filmisches Trostpflaster für alle Bostoner im Allgemeinen und alle direkt Betroffenen des Terroranschlags auf den Boston Marathon vor 5 Jahren im Speziellen. Der Film lässt zu keiner Zeit auch nur irgendeinen Zweifel daran aufkommen, wer hier die Bösen sind (natürlich die beiden Attentäter) und wer die Guten (alle anderen, vorneweg die "Helden" der Bostoner Polizei). So ist dem Film auch gar nicht nach Ursachenforschung oder dergleichen, vielmehr geht es um Zusammenhalt im Angesicht der Katastrophe. Mark Wahlberg hat dabei die etwas undankbare Aufgabe, keinen wirklichen Charakter, sondern eine fiktive Polizisten-Rolle quasi als Pars pro toto für alle Rettungskräfte spielen und etappenweise sämtliche Gefühlsregungen von Schock, Wut, Hass, Trauer etc. abbilden zu müssen. So gut gemeint das Ansinnen vielleicht ist, damit schießt der Film etwas übers Ziel hinaus. Immerhin: Regisseur Peter Berg hat nach Operation: Kingdom und Lone Survivor (und Deepwater Horizon) ein Händchen dafür, solche Stoffe sauspannend auf die Leinwand zu hieven. Die Charaktere werden sauber eingeführt, die Bilder sind eindrucksvoll und Längen kommen auf mehr als 130 Minuten Laufzeit auch nicht auf. Das hebt den Film weit über diversen Patriotismus-Müll hinaus. - 7 / 10
Meine Frau, die Spartaner und ich (Meet the Spartans) - Ähm, äh, also... Nun, ich sollte vielleicht zu meiner Verteidigung vorbringen, dass ich nach einem langen Messe-Tag einfach mal durch Prime "gezappt" und irgendwie nicht mehr die Kraft hatte, auf "Stop" zu klicken. Das Spoof-Duo Jason Friedberg und Aaron Seltzer war mir namentlich zwar ein Begriff, aber ich habe mich nie an eines ihrer Machwerke herangetraut, deshalb war ich einfach mal auf perverse Weise neugierig. Tja, und gleich in den ersten 5 Minuten wurde da eine solche Breitseite an Kotz-, Kack-, Fick- und Furzwitzen auf mich abgefeuert, dass ich nicht mehr in der Lage war, mich zu wehren. Was dann folgte war irgendwie surreal, denn der Film versuchte sich an Parodien bekannter Filme der Nuller Jahre, aber es gelang ihm einfach nicht, das alles auch in eine Story zu packen, wie man das selbst von Spoofs erwarten sollte. Wenigstens war der böse Spuk nach 60 Minuten vorbei, was auch zeigt, dass die Macher weder Absicht noch Können besaßen, so etwas wie eine Story zu erzählen. Immerhin: Die Darsteller (Schauspieler wäre zu viel gesagt) hatten die Chuzpe, bei dem Mist mitzumachen. Carmen Electra ist zurecht lange vergessen. Und - ich mag es fast nicht schreiben - Michael Bay ist rehabilitiert, so schlecht ist nicht mal der. Einziger Lichtblick: Sean Maguire spielt als Leonidas so herrlich bewusst überzogen, dass ich zumindest ihm gerne zugeschaut habe.Dafür gibt es einen *hust*Ehren*hust*punkt. - 1 / 10
Gone Girl - Endlich nachgeholt. Hätte ich vermutlich nicht machen sollen. Irgendwie sehe ich Rosamund Pike jetzt mit anderen Augen. Miststück! - Nein, nur Spaß. Ich finde die Pike als Schauspielerin einfach großartig. Hier zeigt sie sich mal in einer völlig anderen Rolle als bisher und überzeugt auf ganzer Linie. Dabei ist es schön anzuschauen, wie Regisseur David Fincher den Fall um eine verschwundene Hausfrau zunächst leicht verschachtelt einführt, dann die ersten Twists präsentiert und schließlich die Balance findet zwischen Kriminalfall und Charakterstück. Das fesselt und führt den Zuschauer geradewegs in - auch wenn´s ne schreckliche Phrase ist - menschliche Abgründe. Interessant die Besetzung der Nebenrollen mit Tyler Perry oder Neil Patrick Harris (oder Boyd Holbrook). Gone Girl funktioniert irgendwie auch als kleine Satire auf die (amerikanische) Mittelschicht, dafür leistet er sich dann aber wieder ein paar Schwächen in der Auflösung der Story. Sicher nicht Finchers bester oder tiefsinnigster Film, aber schön erzählt, atmosphärisch stark, toll gespielt, ziemlich spannend, dafür: - 8 / 10
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mal editiert, das letzte Mal am 11.03.2018, 14:35 von Aldridge.
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