Aldridge
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Betreff: Re: Der letzte Film
Lethal Weapon - Mel Gibson sitzt in einem versifften Wohnwagen und ist total am Ende - und dann geht die Geschichte los. Lethal Weapon benötigt eigentlich keine Vorstellung mehr, zählt er doch zu den ikonischen Actionfilmen der achtziger Jahre und funktioniert als Prototyp des Buddy-Movies. Natürlich gab es bereits zuvor Actionfilme, in denen zwei stahlharte Profis, äh, na, zumindest zwei grundverschiedene Kerle zusammenkommen, böse Buben abknallen und zum Schluss das Ideal der Männerfreundschaft hochhalten. Allerdings verpasste der damals erst 26-jährige Drehbuchautor Shane Black dem Doppel Riggs-Murtaugh ein paar überaus flotte Sprüche und reicherte das Ganze mit einigen gesunden Härten an. Dass die Story aus heutiger Sicht doch ein gutes Stück weit Konservatismus und Selbstjustiz propagiert - geschenkt, das gehörte bei den harten Männern damals halt dazu, da schlägt man doch gerne ein Auge zu. Dass die Geschichte auch ansonsten recht zusammengeflickt wirkt - ebenfalls geschenkt. Dafür kam vor und hinter der Kamera mit Mel Gibson, Danny Glover und Richard Donner ein Gespann zusammen, bei dem die Chemie ganz einfach stimmte. Als Buddy-Movie funktioniert das Teil heute noch genauso gut wie damals und macht immer wieder Spaß. Einen Extrapunkt gibt es dann noch für die Eric Clapton-verstärkte Musik von Michael Kamen.
Blood Father - Mel Gibson sitzt in einem versifften Wohnwagen und ist total am Ende - und dann geht die Geschichte los. Klingt irgendwie bekannt, oder? Ist aber trotzdem ganz anders. Die Rumpfgeschichte rund um einen abgewrackten Ex-Biker und Ex-Knacki, der seine Tochter vor ein paar bösen Buben beschützen darf, ist eigentlich ein reinrassiges B-Movie. Was das staubtrockene Treiben in der Ödnis von New Mexico dann aber über den Durchschnitt hebt, ist einerseits natürlich Gibsons Schauspiel, das schon den Grindhouse Get the Gringo veredelte, und andererseits das Drehbuch, das dem Vater-Tochter-Gespann ein paar ebenfalls staubtrockene Dialoge spendiert. Wie sich die beiden - Achtung, noch ein ein Buddy-Movie - langsam zusammenraufen und durch die Lande ziehen, macht jedenfalls Laune. Und unterwegs begegnen sie auch noch einigen gern gesehenen Schauspielkollegen wie William H. Macy, Diego Luna und Michael Parks in seiner letzten Rolle. Dass die Story in gewisser Weise bis zum Ende dem Gibson-Film Edge of Darkness gleicht - geschenkt. Dass Gibson zumindest an einer Stelle mal wieder kurz auf seinen persönlichen Glauben verweisen darf - ebenfalls geschenkt. Von Regisseur Jean-François Richet angenehm schörkellos inszeniertes Actionfilmchen mit weichem Kern unter der harten Oberfläche.
Trainspotting - Kleine Zeitreise zurück in die Neunziger. Das Ding ist Kult, keine Frage. Die Junkie-Odyssee aus Schottland bewegt sich jedenfalls gekonnt irgendwo im Spannungsfeld zwischen Party-Stimmung und Gesellschaftskritik. Damit fing Trainspotting damals perfekt den Zeitgeist ein - und wenn Renton (Ewan McGregor) gleich am Anfang zu Iggy Pops Lust for Life durch Edinburgh rennt und nebenbei seinen Off-Text gegen das biedere Leben in der Yuppie-Ära runterrasselt, dann funktioniert das heute erstaunlicherweise noch genauso gut. Trainspotting bietet schon eine interessante Mischung: Der Film setzt auf Schock, indem er etwa aufs dreckigste Klo Schottlands führt oder ein totes Baby in Nahaufnahme zeigt. Gleichzeitig wird der Drogentrip dank optischer Kniffe und seinem Off-Erzähler so fluffig und rasant präsentiert, dass er irgendwie einen Heidenspaß macht. Hinzu kommt eine Schar fähiger (Jung-)Schauspieler - neben McGregor etwa Robert Carlyle, Jonny Lee Miller, Kevin McKidd und Ewen Bremner - die in den Folgejahren nicht ohne Grund recht gefragt gewesen sind. Ob das Ganze jetzt verharmlosend oder abschreckend wirkt, darüber kann man auch 20 Jahren später noch lange und sinnlos diskutieren. Einfach ein brillant-rohes Ding. Die Fortsetzung, die vom Publikum komischerweise weitestgehend ignoriert wurde, liegt hier übrigens schon bereit und wird möglichst bald geschaut.
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mal editiert, das letzte Mal am 27.06.2017, 00:25 von Aldridge.
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