Lacombe
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Dabei seit: 09.05.2009
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Betreff: Re: Der letzte Film
Der Begriff Anti-Kriegsfilm ist generell etwas fragwürdig, da ohnehin jeder das Gezeigte subjektiv wahrnimmt, was immer zu unterschiedlichen Ergebnissen führt. Außerdem hatte Spielberg ja nie vorgehabt, einen Anti-Kriegsfilm zu drehen. Vielmehr ging es ihm darum, den Veteranen von damals Respekt zu zollen, angesichts der Opfer, die sie in diesem Krieg bringen mussten. Es wäre sowieso ein wenig übertrieben, von einem Amerikaner (noch dazu einem Juden!) zu verlangen, einen pazifistischen Film über den Kampf gegen das Naziregime zu drehen.
Umso höher ist ihm anzurechnen, dass er nicht der Versuchung erliegt, den Gegner pauschal zu dämonisieren, sonderm recht nüchtern einfach das Geschehen einfängt und uns urteilen lässt. Das ausgerechnet der verschonte Soldat am Ende Tom Hanks erschießt mag konstruiert wirken, gehört aber zu den Verdichtungen, die in einem Film notwendig sind, um Botschaften zu vermitteln. Diese lautet für mich aber keinesfalls, das diese fiesen Krauts einfach unverbesserlich sind. Dazu war die Inszenierung zu lakonisch, zudem es deutlich klar wird, dass der Deutsche einfach die Leute erschießt, die ihm eben gerade vor den Lauf kommen.
Ich teile Toths Ansicht, dass hier vielmehr die brutale Kriegslogik demonstriert werden sollte, wonach gutgemeinte Gesten sich niemals auszahlen. Dafür spricht auch, dass dies ja das Leitmotiv des gesamten Films ist, da es ja gerade darum geht, dass die "humanistische" Mission der Soldaten (den letzten Angehörigen einer Familie zu retten) militärisch völlig sinnlos ist. Man denke auch an die frühe Szene, in der Private Carpazo für seinen Versuch, Zivilisten (die im Krieg nicht zählen, nicht einmal Kinder) in Sicherheit zu bringen sofort bestraft wird und von Captain Miller kurz vor seinem noch gemaßregelt wird. Als Miller dann selbst der Versuchung der Menschlichkeit erliegt, ereilt ihn das gleiche Schicksal. Auch Captain Hamill (Ted Danson) kommt es in einer anderen Szene zugute, dass er und seine Leute einfach kaltblütiger sind als die deutschen Soldaten und ohne viel Federlesens schießen. Die Lektion ist klar: wer zuerst tötet, der lebt länger.
Das auch die Deutschen keine eiskalten Killermaschinen sind, zeigt auch die Szene, in der Upham von dem Deutschen, der gerade vorher Mellish getötet hatte, verschont wird. Offenbar sieht er Upham nicht als eine unmittelbare Gefahr an, so dass er einfach an ihm vorbeiläuft.
Der Vorwurf der Deutschenfeindlichkeit ist für mich daher ungerechtfertigt. Vielleicht liegt es einfach daran, dass der Film konsequent aus amerikanischer Sicht erzählt wird, genau wie etwa "Das Boot" konsequent die Deutschen in den Vordergrund rückt. Dies brachte ihm bei einigen Briten, die ich kenne, den Vorwurf ein, zu freundlich zu den "Nazis im U-Boot" zu sein. Auch dies ist meiner Meinung nach ungerecht.
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