Aldridge
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Betreff: Re: Der letzte Film
Young Ones - Endzeit-Western, der um Themen wie Gier, Gewalt und Rache kreist. Die Stärke des Films von Jake Paltrow, seines Zeichens Bruder von Gwyneth und Sohn von Bruce, liegt ganz klar in der Optik. Der Regisseur setzt sein karges Szenario wunderschön in Szene und streut ganz beiläufig gelungene ästhetische Spielereien und hübsche Details ein, die manche Bilder zu richtigen Gemälden machen. Dem stehen allerdings ein nicht gänzlich überzeugendes Szenario und eine minimalistische Story in drei Akten gegenüber, die nur langsam von der Stelle kommt. Das unterstreicht zwar die Tristesse im Dasein der handelnden Personen, macht Young Ones aber zu einem unheimlich spröden und inhaltlich nicht unbedingt neuen Stück Film. Dennoch: Die starken Darsteller, darunter Michael Shannon, Elle Fanning und Nicholas Hoult, bemühen sich redlich und ringen ihren Rollen ein paar interessante Facetten ab. Unterm Strich bleibt Young Ones aber ein interessantes Experiment, das gefühlsmäßig irgendwo im Spannungsfeld zwischen The Three Burials of Melquiades Estrada von Tommy Lee Jones und dem Video zu Knights of Cydonia von Muse irrlichtert.
November Man - James Bond ist zurück? Nein, nicht ganz. Die Parallelen liegen natürlich nahe, und darauf spekuliert der Film auch ein bisschen - immerhin tummelt sich Ex-Bond Pierce Brosnan nach zahlreichen Drama- und Komödienrollen mal wieder im Agenten-Genre. Und das macht er beachtlich: Der 61-Jährige sieht gut aus, wirkt topfit und agiert als altgedienter CIA-Agent genauso konsequent wie als MI6-Spion. Ein James Bond ist der November Man (nach der Roman-Serie von Bill Granger) damit aber noch lange nicht. Regie-Urgestein Roger Donaldson, mit dem Brosnan bereits bei Dante´s Peake gearbeitet hatte, inszeniert den Film dafür bodenständiger, härter und realistischer als das Vergleichsobjekt. Apropos: Die ernsthafte Story rund um die Hintergründe des zweiten Tschetschenien-Krieges ist nicht ohne Reiz und verbindet das große Ganze gelungen mit einem kleinen Subplot zum Hauptcharakter. Doch trotz allem bleibt November Man dann doch klar hinter dem schillernden britischen Star-Agenten zurück, was vielleicht auch dem deutlich geringeren Budget geschuldet ist. Zudem plätschert die Handlung stellenweise etwas dahin und hätte eine etwas straffere Erzählweise vertragen können. Letztlich grundsolide Unterhaltung, die angeblich sogar eine Fortsetzung bekommen soll. Nehme ich gerne, denn Agentenfilme kann es nicht genug geben.
Rare Exports - Gewitzter kleiner Weihnachtshorrorfantasy-Bastard aus finnischen Landen. Die Grundidee klingt verlockend: Der echte Weihnachtsmann hat wenig mit der gutgelaunten Coca Cola-Variante gemein, sondern vielmehr mit einem teuflischen Rächer, der es auf böse kleine Kinder und ebensolche großen Erwachsenen abgesehen hat. Deshalb wurde er in grauer Vorzeit in ein kaltes Grab verbannt - bis man ihn wieder ausbuddelt. Und so aberwitzig das klingt, so charmant wurde das auch umgesetzt: Der finnische Regisseur Jalmari Helander erzählt die Geschichte konsequent aus der Perspektive seines minderjährigen Protagonisten, der zum Schluss hin zu großer Form aufläuft. Und Kameramann Mika Orasmaa (Iron Sky) setzt das alles auch ansprechend und sorgfältig ins Bild. Einen zusätzlichen Reiz bekommt das teilweise makabre Treiben durch das ungewohnte Setting irgendwo in der finnischen Wildnis, genauer: rund um den Berg Korvatunturi in Lappland. Doch so sehr es auch Spaß macht, den sympathischen Hinterwäldlern im Kampf gegen greise Weihnachtswichtel zuzuschauen, so ist die Auflösung des Gezeigten auch leider recht unbefriedigend. Denn - Achtung: Spoiler - der Weihnachtsmann, um den sich letztlich alles dreht, kommt nicht wirklich zum Einsatz. Macht trotzdem eine Menge Spaß.
@ Unheimliche Schattenlichter - Ich fand den Film durch die Episodenstruktur im wahrsten Sinne recht fragmentiert. Der Film hat einerseits keine durchgehende Handlung und kann andererseits die thematische Vielfalt der Serie nicht abbilden. Von den Episoden fand ich immer die erste - aufgrund des Settings - und die "zahme" zweite - aufgrund der Märchencharakters - am besten. Mit dem Gremlin auf der Tragfläche konnte ich noch nie viel anfangen. Letztlich sehe ich den Film als halbherziges Fan-Projekt von Spielberg, der dafür noch einige New Hollywood-Mitstreiter begeistern konnte. Ganz launig und mit den altmodischen Effekten hübsch "80er", aber irgendwie auch kein eigenständiger Film. Bei der Tales from the Crypt-Reihe hat man das dann besser gelöst und den Kino-Ablegern eigenständige Handlungen spendiert (auch wenn sie teils herbe floppten).
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