Phaidon
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Betreff: Re: Mögliche Gründe für die Schwächen von Indy 4
Zitat von Dark Hunter:
Kannst du mal ins Detail gehen, zu behaupten das Drehbuch ist schlecht, ist schön und gut, aber mal sagen was genau, welcher Teil, wie muss es besser sein, etc. würde mich mal interessieren. Das hat von denen die immer das Drehbuch beschuldigen bislang keiner wirklich mal aufgeführt. Mir scheint es bisher immer ein hohles Argument, wie wenn man bei Philologen sagt, das stammt von Wilamowitz so gesagt und alle schweigen andächtig und nehmen es als gegeben hin, aber keiner weis warum. Ich finde mir gefiel der Film in seiner Art, die raschen Szenen, die Dialoge waren zum Teil passend und witzig, die Art sie aufeinander eingingen, die (sicher im Drehbuch vorhanden) Vorgaben für Einstellungen und Durchführung des Sets/der Aufnahme passten an vielen Stellen. Also was war denn da nun immer soooo grooooootttennschlecht, dass wir das alle so sehen müssen? Genau diese Art ist es, die immer in allen Threads wieder aufkommt, da wird immer behauptet das war schlecht, dies ist mies, das und dort, blabla, aber kaum begründet. Hauptsache man kann Punkte nennen, die vermeintlich schlecht sind. Das ist aber keine Diskussion, sorry, das sind die Standpunkte von denen im OffTopic Thread über die bösen Mods schon die Rede war. Dafür braucht es kein neues Thema, das wurde nun mal schon überall immer wieder hingebetet.
Das muss nicht jeder so sehen. Wie kommst du darauf?
Viele Fans sehen es aber so, wie in vielen Foren offenkundig wird. Ich weiß nicht, ob das schon alle realisiert haben, aber die Situation ist ähnlich wie damals bei Episode I. Auch damals waren viele Fans sehr enttäuscht, aber natürlich gab es auch welche, die den Film und den eingeschlagenen Weg klasse fanden. Das war immer so und wird immer so sein. Letzten Endes wird Episode I heute in der Mehrzahl als übles Machwerk eingeschätzt (meine Behauptung), ob sich die harsche Kritik bei Indy IV sich in einigen Jahren relativiert oder bestätigt, wird sich zeigen.
Du hast natürlich recht, wenn man sagt, das Drehbuch sei schlecht, muss man das natürlich begründen (ich tat's nicht, weil die Schwächen in diesem Thread quasi vorausgesetzt werden). Aber gut, die Liste ist endlos, alles kann ich nicht aufschreiben. Ich werde aber einige wesentliche Kritikpunkte mal beschreiben.
Fangen wir mal bei der Szene an, in der Indy zum ersten Mal auftritt. Schon in den ersten Dialogen wird offenkundig, dass ihnen jegliche Verve fehlt. Sie führen ins Nichts, wirken konstruiert, die Witze sitzen einfach nicht ("Ich meinte: Verpiss dich, Genosse!"). Man merkt, dass Koepp sich Mühe gab, an den Wortwitz der Trilogie anzuknüpfen, aber mehr als "Netter Versuch, nächster bitte." kam nicht heraus. Das Elend geht weiter, als sie die Halle betreten. Das Ganze wirkt, wie hier mal geschrieben wurde, wie eine "Warenhausbesichtigung". Indy geht rum, die anderen folgen, es passiert - nichts. Der Magnetismus wird ewig ausgewalzt (aber später nicht konsequent verfolgt), ohne große Wichtigkeit für die Geschichte. Sämtliche Gespräche hier dienen der reinen Informationsvermittlung und wirken extrem konstruiert. Zugegebenermaßen ist die Actionszene, die folgt, gelungen, aber die Action ist es sowieso nicht, die Indy IV zu einem meiner Meinung nach schwachen Film macht.
Die nachfolgenden Szenen zum Thema Kommunistenhetze erstens langweilig geschrieben (allein dieser General!) und zweitens im Gesamtkontext des Films und dessen Geschichte völlig belanglos - der Strang endet einfach mit der Flucht von Indy und Mutt. Indy braucht keinen besonderen Grund, um von seiner Uni abzuhauen, wie die vorherigen Filme zeigen.
Ganz schwach der Charakter des Mac, der als zwielichtiger Sidekick daherkommen soll, aber einfach völlig unmotiviert die Seiten wechselt, ohne große Begründungen (nur einmal wird hanebüchen das Geld erwähnt). Absolut grottig sein Tod, der so unglaublich vorhersehbar ist. Sein Affinität zum Schmuck ist extrem klischeehaft, und er hat sehr viel Zeit, aus dem langsam zusammenbröckelnden Tempel abzuhauen, aber das darf er im Sinne des Drehbuchs natürlich nicht. Absolut konstruiert, vorhersehbar und ohne jede Wirkung auf den Zuschauer.
Traurig der Charakter Marion Ravenwood, die fast nichts mehr mit der femme fatale aus dem ersten Teil gemein hat, nur zum Anfang darf sie mal ein bisschen rumsticheln. Das zwischen Indy und Marion ist keine Romanze, einfach nur eine kitschige Beziehung. Aufgaben hat sie eigentlich keine, und das einzig nennenswerte, das sie macht, ist das Herunterstürzen im Jeep ("Trust me!). Einfach nur schade, was hier an Potential vergeben wurde.
Viele Passagen sind einfach nur lächerlich. Als bestes Beispiel sei hier die Treibsand-Szene genannt. Die ellenlange Definition von Treibsand seitens Indy lässt nicht Schmunzeln, sondern Heulen. Noch schlimmer wird es gleich darauf: "Sag, es ist ein Seil!". Absolut untypisch für Indy, nur Kopfschütteln wird provoziert.
Wie Marion Indy verklickert, dass Mutt ihr gemeinsamer Sohn ist, wäre im dritten Teil bewegend geschrieben und inszeniert worden. Hier erfolgt es quasi nebenbei. Dass die Zuschauer nicht überrascht sind, ist sowieso klar.
Das ist überhaupt das Problem am Film: Es fehlt das zentrale Problem. Worum geht es hier eigentlich? Weder wird wirklich klar, dass es um die Rettung der Welt geht (Teil 1), noch um eine Vater-Sohn-Beziehung. Alles plätschert unmotiviert vor sich hin. Indy und Mutt marschieren durch Tempel und Gefängnis, es gibt ellenlange Erklärungen zum pseudo-historischen Hintergrund. Später marschiert die Truppe durch Akator, ohne dass etwas passiert. Die "Rätsel" verdienen ihren Namen nicht (Pyramide mit Sand, Tor in die Alienkammer). Beim Treffen mit den Aliens passiert von Seiten Indys auch wieder nix. Alle wirken unmotiviert und unbeteiligt, es gibt kein zentrales Problem zu lösen, und damit auch keinerlei Gefahr oder Spannung. Das Ende Spalkos ist unglaublich uninspiriert, das Zeigen der Aliens Indy-untypisch (wo bleibt die Mystik?).
Man merkt einfach, dass Koepp viele Sachen unter einen Hut bringen musste, und letztlich kommt dabei ein Skript heraus, das keine klare Linie, keinen Esprit hat und manchmal schlicht peinlich ist. Dafür habe ich hier versucht, hier ein paar Beispiele zu geben - wie erwähnt, ließe sich die Liste endlos fortsetzen.
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