Fantasius
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Betreff: Re: Wie hättet ihr Indy 4 gemacht?
Meine Ideen zur Verbesserung des Films - sie stammen letztlich aus dem "Indiana Jones 4 Deluxe" Thread, der eigentlich äquivalent zu diesem ist, trotzdem sei eine zusammenfassende Darstellung meiner Gedanken nochmals erlaubt, da hier wieder reger diskutiert wird
Zum Prolog:
Den Anfang kann man beibehalten, nur wurde Indy nicht gekidnapped, um die Alienkiste zu suchen, sondern eher aufgrund seines Wissen bezüglich der Lade, da diese von den Sowjets begehrt wird (gleiche Motivation wie die Nazis). Als Geisel dient Mac, damit Indy keine unüberlegten Ratschläge erteilt. Man darf davon ausgehen, dass Spalko und der ganze KGB Apparat die Kistennummer ausspioniert haben, so wäre im Lagerhaus der Fokus klar auf Indys Versuch fokussiert, die Lade vor den Sowjets zu bewahren. In diesem Sinne erfolgt dann die Actionsequenz, die im Grunde der tatsächlichen des Films entspricht, mit dem Unterschied, dass Mac Indy treu bleibt und eventuell gar das Leben rettet (Aufbau der Freundschaft) und Indy letztlich mit dem Truck und der Lade flieht. Sein Fluchtweg entspricht dann natürlich dem Weg durchs Testgelände, so könnte man auch elegant das Artefakt loswerden: Aus irgendeinem Grund gibt der Truck seinen Geist auf (zerschossener Reifen? Benzinknappheit?) und Indy muss schweren Herzens die Lade zurücklassen, flieht mit Mac nach Doomtown (das einiges weiter weg ist von Ground Zero), versteckt sich sehr wohl im Kühlschrank, der aber nicht kilometerweit durch die Luft segelt, sondern einfach zwischen den Trümmern der Stadt liegen bleibt. Truck und Lade sind nach der Atomexplosion letztlich unauffindbar, Indy und Mac kommen ins Visier des FBI/CIA u.s.w. Wichtig an der ganzen Sache: Der Inhalt der Kiste wird dem Zuschauer nie gezeigt und auch nicht explizit erwähnt, trotzdem weiss jeder Fan, was drin ist und für den Rest bleibt es mysteriös. Es verleiht dem Artefakt eine verborgene Kraft, die der Bundeslade auch gerecht wird.
Zur Friedhofssequenz:
Was mich mitunter extrem gestört hat, waren die fast nicht vorhandenen Fallen. Die wurden im Tempel von Akator eher nebenbei und lustlos abgehandelt, obwohl sie eigentlich ein fester Bestandteil des Indy-Universums sind. Beim Friedhof hätte man einige platzieren können. Die merkwürdigen Bewacher würde ich gänzlich streichen, sondern eher ein Rätsel zur Öffnung des Einganges der Katakomben einführen. Vielleicht ein Schieberätsel mit planetaren Konstellationen? Die Maya sollen ja durchaus bewandert darin gewesen sein.
In den Katakomben selbst wäre als Hommage an Raiders die erste Falle mit einem Peitschenschwung zu überwinden, derweil der Graben mit Wasser gefüllt und einer Anaconda bewohnt ist. Warum Indy nicht mit der grössten aller möglichen Schlangen konfrontieren? Und ja, mit einer CGI-abstinenten echte Anaconda. Die zweite Falle wurde im Film angedeutet, meiner Ansicht nach aber völlig verschenkt, nämlich die rotierende Maya-Kalendertafel. Cleverer wäre es gewesen, wenn Indy und Mutt auf der Achse der Steintafel hätten balancieren müssen, da ein Tritt zu weit rechts oder links diese rotieren und die Grabentdecker in die tödliche Tiefe (ev. Pfahlspitzen) hätte stürzen lassen. Als Überraschungseffekt wäre die Rotation natürlich zu Beginn nicht ersichtlich, Indy und Mutt betreten folglich einen grösseren Raum mit dem Kalender als Boden. Links und rechts in Nischen wären die geraubten Schätze der Konquistadoren, wer sich also moralisch vergeht und auf diese zuginge, würde die Rotation auslösen. Prädestiniert dafür ist natürlich Mutt, während Indy auf die andere Seite stehen muss, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Als letzte Falle könnte man den Treibsand in die Grabkammer verlegen. Indy und Mutt erkennen in diesem letzten Raum einen Hut auf dem Sandboden, und Mutt kann ihn als denjenigen von Ox identifizieren. Hier wäre auch eine kleine Schockszene à la Forrestal angebracht, da beim Aufheben des Hutes der eingesunkene und verdurstete Körper von Ox zu sehen wäre bzw. einzig dessen Kopf. Der Charakter Ox wird sowieso nur als Motivation zur Schädelsuche gebraucht, man kann ihn also locker verschmerzen. Zudem gewännen die Fallen an tatsächlicher Bedrohung und Indy wäre auch nicht erst der zweite, der den Kristallschädel findet, da Ox offensichtlich gescheitert ist. Mutt sinkt natürlich im Sand ein, daher wenig Zeit für Sentimentalitäten, so dass Indy ihn erneut retten muss. Zum Schluss kann man das Finden des Schädels im Stile der Sankara Steine-Szene orchestral inszenieren, um dem Artefakt mehr Gravität zu verleihen. Mutt drängt anschliessend ängstlich darauf, den Rückweg anzutreten, während Indy schelmisch bemerkt: "You go first." Damit wäre meiner Meinung nach die gesamte Sequenz um Welten besser als im tatsächlichen Film und auch ernster im Ton.
Zu Spalko:
Die hätte viel bedrohlicher wirken müssen! Warum nicht aus ihr eine Art sadistische Domina machen, in der Art von Famke Jansen bzw. gemäss dem Bondgirl aus Goldeneye? Erstens hat Cate Blanchett ganz eindeutig das erotische Äussere dazu und zweitens wäre damit die Möglichkeit gegeben, Indys Love interest diesmal mit der Hauptgegnerin zu kombinieren (Elsa war nur die Marionette), was Marion aus dem Film gekegelt hätte. Ansätze gabs dazu, als Spalko (bei der Parapsychologie-Nummer mit dem Kristallschädel) Indy an die Knie fasst. Das farblich kühle und eng geschnittene Outfit passt auch hervorragend in diesen Gedanken, zudem hätten sich damit sicherlich einige interessante Gewissenskonflikte bezüglich Leidenschaft und Moral ergeben.
Zur Alienthematik:
Wenn schon, dann ist Subtilität das Stichwort! Wie in einem anderen Thread erwähnt, hat Indy ja einen mythischen Anknüpfungspunkt in den Friedhofskatakomben geliefert: Die Maya haben ihre Köpfe zur Huldigung der Götter verformt, so wäre es auch gut gewesen, wenn der Kristallschädel zwar länglich, aber nicht in den Ausmassen gewesen wäre. Ob die Götter nun tatsächliche Aliens oder imaginierte Wesen waren, muss der Film nicht beantworten. Und ja, der Schädel sollte als einzelnes, nicht in die Reihe der neumodischen Fakes geltendes, somit altes Artefakt aufgebaut werden. Die Kraft, die im Kristall ruht, ist dabei eine allwissende, faustische bzw. göttliche. Wer den Schädel nach Akator zurück bringt, erlangt göttliche Allwissenheit. Der Preis für dieses ist aber das irdische Leben! Natürlich setzt Spalko den Schädel auf ein durchaus menschliches Skelett und dann kann sie immernoch in Raiders-Manier in Lichtstrahlen aufgehen, nur würde kein Ufo folgen, sondern die Destruktion des Tempels in einem Lavainferno. In diesem Sinne könnte man tatsächlich die Problematik der menschlichen Wissensgier (Atombombe-Akator) thematisieren, ohne dass der Film plötzlich zu philosophisch wird. Es würde der ganzen Struktur einfach mehr Tiefe verleihen und eine latente Aliengeschichte kann jeder Interpret für sich ziehen. Indy ist letztlich zu weise, um wirklich allwissend sein zu wollen, schliesslich hat er dies von Henry Sr. (vgl. Gral) gelernt.
Adios
Fantasius
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