Dt. Indiana Jones Fan Forum



#1 04.07.2008, 20:57
HenryJ Abwesend
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Betreff: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Guten Abend miteinander,

gestern habe ich nach längerer Zeit noch einmal „Tempel of Doom“ in mein Laufwerk eingeworfen und den Film in voller Länge genossen. Ein netter Film, ohne Frage. Einige Dinge sind mir jedoch sauer aufgestoßen und ich fand mich passagenweise an meine Enttäuschung über die misslungene Jagd nach dem „Kristallschädel“ erinnert.
Nachdem ich bereits in meiner länger zurückliegenden Kritik zum vierten Teil Parallelen zwischen Teil 2 und 4 ausgemacht hatte, ohne den zweiten Teil noch 100-prozentig rekonstruieren zu können, da ich ihn länger nicht mehr gesehen hatte, hat mich der gestrige Filmabend in meiner kritischen Sicht auf Teil 2 bestärkt.

1. Gesamtanlage des Films

Wie bei Teil 4 fehlt mir auch bei ToD ein stimmiger Gesamtrahmen der Erzählung; die Handlung wird nicht systematisch entwickelt, viel mehr scheinen die Protagonisten ziellos von Schauplatz zu Schauplatz zu stolpern. Zunächst stürzt Indy mit dem Flugzeug in ein indisches Dorf, wildert danach ein wenig durch das Schlafzimmer seiner reizenden Bekanntschaft, um anschließend in das blutrünstige Ritual einer hinduistischen Sekte zu geraten. Dem Film scheint wie „Skulls“ das überzeugende, treibende Objekt, eine grundlegende Handlungsmotivation zu fehlen. (bis der Film zu dem Ritual gelangt ist bereits 1 Stunde vergangen (!), bis dahin plätschert der Film, abgesehen von der rasanten Anfangssequenz ein wenig vor sich hin)

2. Motivation der Handlung

Ein Kernproblem von Indiana Jones 4 ist die fehlende mythische Kraft des Artefakts, bei dem nicht hinreichend klar wird, warum man es nun eigentlich unbedingt besitzen müsse, und das zwischenzeitlich wahlweise gegen Ameisen oder tollwütige Russen zum Einsatz kam. Ähnlich steht es um die Steine in „Temple“, die – entgegen wortgewaltiger Beschwörung ihrer Macht – eigentlich nur schmückendes Beiwerk sind.
Nun, man könnte argumentieren, dass im zweiten Teil die Befreiung der Kinder die Funktion des archäologischen Objekts einnimmt und natürlich ist ihre Errettung ein hehres Ziel, das für sich genommen schon als Handlungsmotivation ausreichen mag. Mir persönlich geschieht dies jedoch viel zu beiläufig; die Kinder-Thematik nimmt nur einen minimalen Teil dieses Films ein, vielleicht hätte man sie noch etwas opulenter in Szene setzen können.
Auch auf die Gefahr mich zu wiederholen: Für mich fundiert die Faszination der Indiana-Jones Filme zunächst auf der Formulierung eines großen Projekts, (Die Suche nach der Bundeslade, die Suche nach dem Gral, die Suche nach Atlantis) auf der Faszination der Archäologie, auf den Prinzipien des Jagens und Sammelns sagenumwobener Artefakte.
Weder Teil 4 noch Teil 2 können mich in dieser Hinsicht überzeugen.

3. Die Protagonisten

Bereits aufgrund der geringeren Zahl beteiligter Charaktere schlägt Tempel des Todes den vierten Teil der Serie um Längen, so viel steht fest. Die Identifikation mit den einzelnen Figuren funktioniert deutlich besser, mir fällt auch kein Charakter wirklich auf die Nerven (gut, „Haha, das finde ich komisch“-Shorty kann einem ein wenig auf den Zeiger gehen; und bei einem Freund, der den Film das erste Mal sah, firmierte Willy mit zunehmender Dauer des Ganzen nur noch als „dumme Nuss“; dieser potentiell nervigen Passagen sind jedoch gut dosiert, so dass sich der Nervfaktor absolut im Rahmen hält). Bereits die funktionierende Figurenkonstellation hebt den zweiten Teil deutlich vom vierten ab.
Bei den Punkten belasse ich es jetzt erstmal, vielleicht ergänze ich später noch ein paar Aspekte.

Zur Klarstellung: Mit meinen kritischen Anmerkungen wollte ich in keinem Fall „Tempel des Todes“ auf eine Stufe mit dem neuesten Film stellen. Neben der deutlich besser funktionierenden Figurenkonstellation, sind es auch die komödiantischen Passagen (die Essens-Szene (Affenhirn ;)), die Schlafzimmerszene) und natürlich das grandiose Finale, die „Tempel des Todes“ zu einem gelungenen Film machen, was man vom letzten Teil leider nicht sagen kann. Überhaupt scheint das Ende bei „Skulls“ im Mittelpunkt aller Kritik zu stehen. Viel spricht dafür, dass bei vielen – positiven wie negativen – Beiträgen zu Teil 4, das umstrittene Ende häufig der ausschlaggebende Faktor des eigenen Votums war und dass gerade deshalb, bei den meisten der zweite Teil den vierten locker aussticht. (es gibt natürlich noch eine Vielzahl anderer Aspekte die man nennen könnte, aber das Filmende scheint mir schon ein zentraler Faktor zu sein).

Dennoch: Obwohl Teil zwei deutlich vor dem neuesten Film rangiert, ist mein Gesamtbild von „Tempel des Todes“ weiterhin eher kritisch. In beiden Filmen können mich eher Einzelszenen, weniger die gesamte Komposition überzeugen. In Teil zwei vermögen einzelne Passagen (v. a. das Ende) den Film zu retten, in Teil vier ist dies leider nicht der Fall.

Wie steht ihr zu "Tempel des Todes"?

Gruß
HenryJ
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 04.07.2008, 20:58 von HenryJ.  

#2 04.07.2008, 22:22
Phaidon Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Deinen Ausführungen zu "Temple of Doom" und zu "Crystal Skull" sowie dem Vergleich der beiden stimme ich Satz für Satz zu. Zwei Sachen bzgl. Temple sehe ich aber etwas anders: Der Nervfaktor von Willie und Shorty ist nicht zu unterschätzen. Okay, man kann mit ihnen leben, aber für Protagonisten in einem Indy-Film sind sie definitiv zu schwach und simpel. Außerdem sehe ich es nicht so, dass Temple in der ersten Stunde vor sich hin plätschert. In der Tat passiert so einiges, sogar fast mehr als im rasanten ersten Teil. Das Fehlen des direkten Zieles in dieser Zeit liegt wohl daran, dass bei Ankunft im Pankot Palace ja nun nicht gerade der "Bedrohungseffekt" vorliegt. Letzten Endes ist die Handlungsgrundlage aber klar: Gehe in den Palast und hole den Stein. Generell kämpft Temple mit ähnlichen Schwächen wie Crystal, diese sind aber erstens viel weniger gravierend als im neuen Film, und zweitens werden sie durch hervorragende Einfälle teilweise ausgeglichen.
Von Temple kann man sagen: Ein schöner Abenteuerfilm, wenn auch ein mäßiger Indy-Film.
Von Crystal kann man sagen: Ein mittelprächtiger Abenteuerfilm, und ein schlechter Indy-Film.
 

#3 04.07.2008, 22:30
Jens Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Was bei KotCS meines Erachtens hinzukommt und den Film doch von den anderen Indy-Filmen (also auch von ToD) unterscheidet, ist die Tatsache, dass der Kristallschädel viel zu oft gezeigt wird, er wird ja geradezu inflationär gebraucht. Dadurch (und wohl auch, weil das Prop irgendwie nicht sonderlich beeindruckend aussieht) verliert der Schädel im Verluaf des Films immer mehr an "Mythos", was schade ist.
Ansonsten stimme ich durchaus zu: es fehlt ein gewisses Gefährdungspotential und die Motivation des Titelhelden, nach dem Artefakt zu suchen (warum nach Akator gehen, wenn er doch schon den Schädel hat und ihn auch anderweitig den Russen entziehen könnte; warum die Steine aus dem Palast holen - seit wann ist Indy der gute Samariter?). Das sah bei Raiders ("Eine Armee, die die Lade vor sich herträgt ..." und "LC" ("Die Armeen des Bösen werden über das Antlitz dieser Erde marschieren ...") etwas anders aus.
 

#4 04.07.2008, 22:44
Phaidon Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Zitat von Jens:
warum die Steine aus dem Palast holen - seit wann ist Indy der gute Samariter?).

Das ist etwas, was leider nicht sehr gut umgesetzt wurde. Man wollte Indy quasi vom Playboy in Bond-Manier der sich mit Gangstern in Tauschgeschäfte wertvoller historischer Artefakte einlässt, zum idealistischen Helden aus Teil 1 "wandeln". Von einem, der nach "fortune and glory" sucht, zum Weltenretter. Indy lernt zwar schon eine Lektion im Verlaufe von "Temple", dieses Element wird aber stark vernachlässigt. Letzten Endes ist es aber gelungen, dass trotz einer schwachen Grundstory (auch hier von Lucas vorgegeben) ein guter Film daraus wurde. Das gelang beim vierten Teil leider nicht - David Koepp hat auf ganzer Linie versagt.
 

#5 04.07.2008, 23:33
Indypendent Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Also ich bin da etwas anderer Meinung. Für mich ist ToD nicht nur der schlechteste Indyfilm, sondern auch ein schlechter Abenteuerfilm.

Es ist weniger die Handlung, die mich mir an ToD so negativ auffällt, sondern eher die Grundstimmung. Diese Düsterheit des Films, die wirklich schwachen Charaktere (ich finde sie um Längen schwächer als die in Indy 4), dieses unglaublich nervige Gekreische und Gejaule die ganze Zeit - Das alles spricht mich wirklich überhaupt nicht an.

Ich mag die Indyfilme unter Anderem besonders so gern aufgrund der lockeren Athmosphäre, den trockenen Witzen und der Spannung. ToD wirkt für mich wie ein "Möchtegern-Horrorfilm", mit einer Frau an Indys Seite die nach dem Kennelernen von Ravenwood in Raiders ganz und gar nicht zu ihm passt und einem kleinen nervenden Jungen.

In meinen Augen erfüllt ToD, bis auf am Anfang und teilweise am Ende, keines meiner Kriterien die einen Indyfilm gut machen. Deswegen ist dieser Indyteil auch ganz unten auf meiner Rangliste.

Was ich aber dazu sagen muss: Aufgrund des Schocks, als ich den Film das erste mal angesehen habe, habe ich ihn mir bisher nicht ein zweites Mal angetan. Wie Einige hier vielleicht wissen, weile ich auch noch nicht allzu lange unter den Indyfans. Es kann also durchaus sein, dass ich meine Meinung zu diesem Film irgendwann nocheinmal ändern werde, wobei ich es bezweifel.

Vg Jan


Jan
 

#6 04.07.2008, 23:56
Niob Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
ToD ist nach Raiders mein zweitliebster Indy. Er ist für mich der beste Actionfilm unter den vier Teilen, hat einen klasse Bösewicht, tolle Situationskomik (Indy und Willie's Dialog während sich die Decke absenkt), einen spitzen Soundtrack und nicht zuletzt einen klasse Indy...verschwitzt, blutig, verissen, und manchesmal richtig übel sauer. Das der Film düster ist, finde ich von Vorteil. Warum auch nicht, auch Raiders war ja nicht gerade ein Kinderfilm wie CS, sondern ein ernstzunehmender Abenteuerfilm. Die Rolle der Willie Scott finde ich hervorragend besetzt und auch gespielt. Sie ist nervig, sie soll es aber auch sein...eine verwöhnte, weinerliche Zicke...und das ist von Cate Capeshaw hervorragend dargestellt. Die Sankarasteine sind, auch weil sie im Prinzip ja kein Schwein kennt, natürlich nicht vergleichbar mit der Lade oder dem Gral, aber sie sind im Gegensatz zum Skull klasse ins Licht gerückt worden. Die Szene als Indy die Steine aus dem Schädelaltar holt, untermalt von der grandiosen Musik, erzeugt bei mir heute noch Gänsehaut (im positiven Sinne). Ebenso die Schlägerei mit dem brutalen Hünen auf dem Band...absolute spitze. Wenn ich da an den müden Russenlulatsch aus CS denke...kein Vergleich.
@Indypendent Wo siehst Du denn schwache Charaktere in ToD? Indy ist niemals mehr Indy gewesen...Raiders ausgenommen. Mola-Ram ist (für mich) mit Todt und Belloq der beste Bösewicht (vor allem im Vergleich mit der CS Olga, die im ganzen Film ja eigentlich nie richtig böse war). Und die ganzen Nebendarsteller im Tempel oder auch Lao Che im Club Obi Wan (auch ne geile Sequenz) waren doch klasse besetzt und gespielt.
Nick Zwinkernder Smiley
 

#7 05.07.2008, 00:03
Indypendent Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Zitat von Niob:

@Indypendent Wo siehst Du denn schwache Charaktere in ToD? Indy ist niemals mehr Indy gewesen...Raiders ausgenommen.

Wie meinst du das? Indy war für dich in Teil 3 & 4 nicht mehr Indy?

Zitat von Niob:

Mola-Ram ist (für mich) mit Todt und Belloq der beste Bösewicht (vor allem im Vergleich mit der CS Olga, die im ganzen Film ja eigentlich nie richtig böse war). Und die ganzen Nebendarsteller im Tempel oder auch Lao Che im Club Obi Wan (auch ne geile Sequenz) waren doch klasse besetzt und gespielt.

Ich weiß, dass Willie Scott so wirken soll, und sicherlich macht die Schauspielerin (Name ist mir jetzt gerade entfallen) das auch ganz gut. Trotzdem hindert es mich daran den Film in irgendeiner Art und Weise genießen zu können, weil immer Gekreischt und Geschriehen wird (und dann auch noch in diesem blechernden Dolby 2.0 Sound :P)

Dieser oft beschriebene Gag mit "dem Affenhirn", fand ich z.B. sowas von unlustig. Dagegen habe ich mich köstlich bei der Barszene mit Mutt und Indy in Teil 4 amüsieren können. Es sind viele Sachen gewesen, die einfach nicht gut auf mich gewirkt haben (nicht nur "Witze").

Ich kann dir auch nicht wirklich sagen was es ist, was mich dazu verleitet diesen Indyfilm als schlecht abzustempeln. Das ist einfach so ein Gefühlsding, es ist einfach nicht meine Art Film.
Jan
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 05.07.2008, 00:08 von Indypendent.  

#8 05.07.2008, 00:10
Niob Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Indy ist mir in Teil 3 und 4 zu tollpatschig und deppert dargestellt. Er wirkt völlig anders wie in den ersten beiden Teilen. Ganz im Allgemeinen mag ich den Humor in Teil 3, vorallem aber in Teil 4 nicht besonders bis überhaupt nicht. Das ist nicht nur bei Indy so, sondern in Teil 3 auch bei Sallah und Brody. Es sind völlig andere Charaktere wie in Raiders. Während LC aber noch einige klasse Szenen hat, fehlen mir diese in CS völlig.
Nick Zwinkernder Smiley
 

#9 05.07.2008, 08:44
Emu Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Zitat von Jens : warum nach Akator gehen, wenn er doch schon den Schädel hat und ihn auch anderweitig den Russen entziehen könnte

Im Film wird erwähnt das bei der Szene wo Indy in den Schädel schauen muss ihm vom Skull befohlen wird den Schädel zurückzubringen
Emanuel
 

#10 05.07.2008, 09:10
Fantasius Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Gute Analyse, HenryJ, hier noch einige Bemerkungen: Das grundlegende Handlungsmotiv ist ein Hybrid zwischen der Suche nach den Sankara-Steinen und der Befreiung der Kinder, wobei Letzteres als wichtiger erscheint, da der Charakter von Indy gegenüber Raiders eindeutig in Richtung Held getrimmt wurde. Beide Elemente, Artefakt und Kinder, ergeben für mich eine immens starke Motivation für Indy, was ich bei Skull nicht in diesem Ausmass erkennen kann. Und warum eilen die Protagonisten ziellos von Schauplatz zu Schauplatz? Temple ist einfacher gestrickt wie Raiders und Crusade, strukturell eher eine Art Roadmovie wie "Die Gefährten", trotzdem oder gerade deswegen mit einer klaren Linie. Nach dem Prolog gelangen sie ins Dorf, dort erhält Indy seinen Auftrag, er reist nach Pankot, untersucht den Palast, findet das Ritual und die Steine, befreit die Kinder, tötet den Bösewicht. Simpel komponiert, aber logisch durchgezogen und fantastisch inszeniert. Temple steht für mich weit über Skull, weil jedes einzelne filmische Element besser umgesetzt wurde. Es liegt weniger an der Story, sondern wie man diese erzählt - Skull krankt an vergebenem Potential. Und etwas Subjektives zum Schluss, wenn ich mir Temple anschaue, dann freue ich mich regelrecht auf viele Szenen, z.B.: Indy steht mit dem Licht im Rücken in den Kinderminen, grimmiger Blick, der Thuggee rennt auf ihn zu ... *pitschpatsch* ... der Thuggee segelt im Staub zurück. Genial. Gänsehaut. Allein die Musikuntermalung ist dort Kult, derweil ich nach der ersten halben Stunde bei Skull mich eher vor den Szenen graue und insbesondere den Klimax vergeblich suche.

Adios
Fantasius
 

#11 05.07.2008, 09:19
Fantasius Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Zitat von Emu:
Zitat von Jens : warum nach Akator gehen, wenn er doch schon den Schädel hat und ihn auch anderweitig den Russen entziehen könnte

Im Film wird erwähnt das bei der Szene wo Indy in den Schädel schauen muss ihm vom Skull befohlen wird den Schädel zurückzubringen

Stimmt, das wird im Film gesagt, aber ist es nicht ein Armutszeugnis für den Drehbuchautor, dass er mit diesem Kniff eine Motivation aus dem Hut zaubern muss? Eine Art Blankocheck für jede Art der Suche, der Kristallschädel hat es mir befohlen. Zudem geschieht diese Szene so nach etwa einer Stunde, oder? Die Motivation des Protagonisten sollte schon früher vonstatten gehen, da es tragend für den Film ist. Bei Raiders, Temple und Crusade erfährt Indy und das Publikum jeweils nach dem Prolog, was Sache ist. In der Theorie fand ich übrigens den Kristallschädel als Artefakt ganz gut, nur hat man ihn völlig falsch in den Film eingebaut: Es fehlt bezüglich Inszenierung (und Design) jegliche mystische Erhabenheit.

Adios
Fantasius
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 05.07.2008, 09:20 von Fantasius.  

#12 05.07.2008, 10:15
Hanselation
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Da "Indiana Jones und der Tempel des Todes" mein Favorit ist, sehe ich natürlich gewaltige Unterschiede zwischen ToD und CS. Sicherlich gibt es auch bei ToD Dinge die etwas, sagen wir mal mau sind, aber das Wesentliche ist die Struktur des Drehbuchs, die Umsetzung des Plots.
Und das funktioniert bei ToD tadellos. Bei Raider war es auch so und CS ist auch während des Sehens logisch nachvollziehbar.
Bei CS stellt man sich schon während des Zuschauens ständig Fragen wie: Warum macht er das? Was soll die Szene jetzt dort? Was hat Mac da zu suchen? Wieso macht Indy einen auf gutgläubig als er mit Fräulein Spalko die Karte enträtselt ( damit Mutt der etwas unternimmt dann als Held dastehen kann - gääähhhnn!).
Allein diese Geschichte in der Indy und Marion im Boden versinken hat nur den Grund, eine Möglichkeit zu finden, wie Marion Indy sagt, dass er Mutts Vater ist. Der Schlangenwitz ansich wäre klasse, ist aber schlecht umgesetzt. (Wieso mit dem Kopf zu Indy geworfen?)
Oder: Wie erkennt Mutt Indy am Bahnhof im Zug. Anscheinend hat er ihn vorher noch nie gesehen, was wenn Indy auf der anderen Seite des Zuges gesessen hätte, oder noch garnicht im Zug wäre?
Oder: Wieso nimmt Indy nicht das Auto, welches am Straßenrand steht um der Atomexplosion zu entkommen (wurde ja dadurch für mich unbefriedigend geklärt, dass die Russen es auch nicht im Auto überlebt haben) - aber Indy wußte noch keine weitere Fluchtmöglichkeit!
Das CS Drehbuch ist hölzern.
Parallelen zu ToD hab ich auch entdeckt - alleine das glühende Artefakt;ToD und CS: Frau und Kind dabei, ToD: 2 mal mit dem Schlauchboot fallen - Cs: 3 mal mit dem Amphibienfahrzeug fallen - aber Der 4te Teil ist für mich allein schon storytechnisch ganz klar nicht so sauber gestrickt wie RotlA, ToD und LC.
ToD zeigt die meisten Eigenschaften, die ich an der Figur Indiana Jones mag: Eine lineare Geschichte, Dschungel, Artefake, Verfolgungsjagdten, Entkommen aus scheinbar ausweglosen Situationen, trockener Humor, Gruselfaktor, einen richtig miesen Bösewicht und dazu kommt noch ein melodiöser, den Szenen angepasster Soundtrack und eine super Studiokulisse mit dem Bergwerk und dem Tempel des Todes.
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, das letzte Mal am 05.07.2008, 10:29 von Hanselation.  

#13 05.07.2008, 12:03
Jens Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Na ja ... wenn wir anfangen, die Szenen ihrer logischen Komponente wegen auseinanderzunehmen, werden wohl nur die wenigsten Filme standhalten können. Zwinkernder Smiley

Nur um ein paar Beispiele anzubringen:

Zitat von Hanselation:
Oder: Wie erkennt Mutt Indy am Bahnhof im Zug. Anscheinend hat er ihn vorher noch nie gesehen, was wenn Indy auf der anderen Seite des Zuges gesessen hätte, oder noch garnicht im Zug wäre?

Movie Magic? Woran hat Dr. Schneider Indy erkannt? An seines Vaters Augen?

Zitat:
Oder: Wieso nimmt Indy nicht das Auto, welches am Straßenrand steht um der Atomexplosion zu entkommen (wurde ja dadurch für mich unbefriedigend geklärt, dass die Russen es auch nicht im Auto überlebt haben) - aber Indy wußte noch keine weitere Fluchtmöglichkeit!

Woher wußte Indy, dass Unmengen an Baldachinen seinen Sturz bremsen würden, als er in ToD aus dem Fenster sprang?

Ansonsten kann ich Deine Argumentation ja durchaus nachvollziehen, glaube aber, dass eine allzu "logische" Herangehensweise letztlich jeden Film dekonstruieren kann. Zwinkernder Smiley
 

#14 05.07.2008, 13:44
Hanselation
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Sicher kann man destruktiv tätig werden, ist aber normalerweise nicht so einfach wie bei CS.
Gegenargumente zu deinen Versuchen:
1. Dr. Schneider hat Brody und Indy am vorgegebenen Treffpunkt getroffen.
2. Beim Hineingehen hat Indy die Fassade des Hauses gesehen.
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 05.07.2008, 14:49 von Hanselation.  

#15 05.07.2008, 14:56
Bruhn Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
"Temple" steht zu "Skull" wie "Der weiße Hai" zu "Der weiße Hai IV"

"Temple": Was für ein Film! Der Anfang der im krassen Gegensatz zu "Raiders" steht - genial. Shorty, ein Super-Sidekick! Der Tempel des Todes ist noch immer eines der besten Studio-Sets und das letzte Drittel des Films ist einfach der Hammer. Die Schlägerei an der Steinwalze, die Lorenfahrt, Brücken-Szene... alles spitze. Wie oft hab ich (wenn nicht genügend Zeit vorhanden war) einfach nur zu "Ja genau... und zwar alle Mann!" gespult und von da ab den Film genossen? Unzählige Male...
Leider enthält aber "Temple" auch die schwächste alle Indy-Szenen. Der Sprung mit Schlauchboot. Das ist übertriebene Action und das hat dem Film geschadet. Bei "Raiders" waren die Stunts echt - und auch bei "Crusade" besann man sich dann wieder auf echte Stunts und keine Tricks.
Aber "Temple" hat den Bogen manchmal ein wenig überspannt. Ein weiterer Schwachpunkt ist natürlich Willie. Ich finde sie lange nicht so nervig, wie viele es tun, aber richtig toll ist die Figur nun wirklich nicht. Zum Glück hat Shorty das wieder wettgemacht. "Temple" ist ANDERS als "Raiders" und kein Abklatsch. Das ist das Gute an dem Film.

Dennis Bruhn
 

#16 05.07.2008, 16:11
Jens Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Zitat von Hanselation:
1. Dr. Schneider hat Brody und Indy am vorgegebenen Treffpunkt getroffen.

Touché. Da trete ich zurück und ziehe meinen Hut.

Zitat:
2. Beim Hineingehen hat Indy die Fassade des Hauses gesehen.

Aber das ist eine waschechte Vermutung. Zwinkernder Smiley Mit dem gleichen Recht könnte ich auch behaupten, Ox hat Klein-Mutt einmal in einem alten "National Geographic"-Heft ein Photo von Indy gezeigt ("Mit dem hab' ich zusammen bei Deinem Großvater studiert ...") und Mutt hat sich dran erinnert, als Marion ihm geraten hat, sich an diesen ominösen Grabräuber zu wenden. Zwinkernder Smiley Lachender Smiley
 

#17 05.07.2008, 17:24
Nordfisch Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Ich muss Jens Recht geben. So könnte man auch an Raiders rangehen und ihn wegen der ganzen logischen Fehler als schlecht bezeichnen. Solche Dinge stören mich überhaupt nicht, da es zu Filmen gehört, dass bestimmte Handlungsstränge so verbunden werden bzw. gewisse Szenen so verkürzt werden. Und wenn sie gut gemacht sind, sehe ich da kein Problem. Solche Szenen wie die mit Indy im Zug wird man in vielen Filmen finden. Aber es gibt in KotCS gewisse Szenen, die halt dieses Gefühl aufkommen lassen, dass der Autor irgend einen Grund brauchte, dass das und das passiert. Aber das sind alles nur Kleinigkeiten, die ich gern bereit wäre, zu übersehen.

Was den Vergleich mit Temple angeht, finde ich, dass die Story der jeweiligen Filme so ziemlich gleich schwach ist (die Grundstory). Aber die Umsetzung ist bei ToD meiner Meinung nach einfach wesentlich besser gelungen. Das Drehbuch ist einfach wesentlich besser. Natürlich hat er auch Schwächen, aber über diese sieht man gerne hinweg. Willie stört mich übrigens überhaupt nicht!
Bruhn hat auch schon den guten Ansatz gebracht: ToD ist anders, aber er ist zweifellos immer noch ein Indy-Film, finde ich. Es ist was ganz neues, aber immer noch voll und ganz Indy. LC ist ein sehr guter Film (ich mag ihn auch etwas lieber als ToD), aber er mehr "Abklatsch" von Raiders, als Temple. Bei LC hat man sich wieder auf die sicherere Bahn geworfen: Alte, gut funktionierende Charaktere, ein sehr bekanntes Artefakt, Sallah und Marcus, etc.
Versteht mich nicht falsch, LC ist ein grandioser Film! Aber ich finde, ToD ist die bessere Fortsetzung, weil er einfach ganz anders, aber immer noch ziemlich nah am Original ist.

Zitat von Bruhn:
Leider enthält aber "Temple" auch die schwächste alle Indy-Szenen. Der Sprung mit Schlauchboot. Das ist übertriebene Action und das hat dem Film geschadet.
Da hast du wohl KotCS "vergessen" Lachender Smiley Zwinkernder Smiley
Clemens
 

#18 05.07.2008, 19:16
Hanselation
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Zitat von Jens:
Zitat von Hanselation:

2. Beim Hineingehen hat Indy die Fassade des Hauses gesehen.

Aber das ist eine waschechte Vermutung. Zwinkernder Smiley Mit dem gleichen Recht könnte ich auch behaupten, Ox hat Klein-Mutt einmal in einem alten "National Geographic"-Heft ein Photo von Indy gezeigt ("Mit dem hab' ich zusammen bei Deinem Großvater studiert ...") und Mutt hat sich dran erinnert, als Marion ihm geraten hat, sich an diesen ominösen Grabräuber zu wenden. Zwinkernder Smiley Lachender Smiley

Das scheint mir aber sehr an den Haaren herbeigezogen.
Auf dem Niveau hätte ich dann ja auch mit mehreren Sätzen, z. B. so argumetiert.:
Bei ToD komm Indy am Anfang die Treppe herunter, vermutlich aus seinem Hotelzimmer in dem Haus? Da hat es sicher mal aus dem Fenster nach unten gesehen, denn Indy sucht selbstverständlich immer instinktiv und präventiv nach Fluchtwegen, bevor er sich in Verhandlungen mit Lao Che und Konsorten begibt. Zwinkernder Smiley
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, das letzte Mal am 05.07.2008, 19:16 von Hanselation.  

#19 05.07.2008, 21:04
Jürgen Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Die ToD-Szenen ab: "Lasst uns verschwinden - ja und zwar alle man" (jetzt mal frei aus dem gedächtnss ihr wisst was ich meine) sind für mich mit die betsen Indy-Szenen überhaupt. Aktion, Humor und klasse Saoundtrack dazu - wie Bruhn sagte einfach WOW.
Ausserdem zeigt Temple zum ersten mal das Indy Züge eines echten Helden hat. Held oder nicht Held wurde hier ja auch shcon ausführlich diskutiert. Es geht zum ersten mal nicht primär um ihn, um ein Artefakt ins Museum zu bringen etc. Es geht darum den Stein (und die Kinder) für das Dorf zurück zu bringen. Ohne gegenleistung und ohne rücksicht auf verluste. Wenn das keine Abenteuerfilm ist dan wweiß ich nicht.
You're a teacher?!? Part Time!
 

#20 05.07.2008, 21:10
Jens Abwesend
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Betreff: Re: Nach Teil 4 -Ein erneuter Blick auf Indiana Jones und der Tempel des Todes
Zitat von Jürgen:

Ausserdem zeigt Temple zum ersten mal das Indy Züge eines echten Helden hat. Held oder nicht Held wurde hier ja auch shcon ausführlich diskutiert. Es geht zum ersten mal nicht primär um ihn, um ein Artefakt ins Museum zu bringen etc. Es geht darum den Stein (und die Kinder) für das Dorf zurück zu bringen. Ohne gegenleistung und ohne rücksicht auf verluste. Wenn das keine Abenteuerfilm ist dan wweiß ich nicht.

Genau das fand' ich so schade an ToD. Der zwielichtige, dubiose Grabräuber, der für den eigenen Vorteil arbeitet (und die Welt rettet, wenn es eben sein muss, aber er am Ende den Schatz bekommt) - dieser "Held" aus Raiders, den wir am Anfang im Club Obi Wan noch sehen, der geht während des Films in einer allzu plakativen Katharsis verloren. Ich mochte den miesen Grabräuber irgendwie lieber ... aber das ist meine persönliche Auffassung des Charakters von Dr. Jones alter ego ...
 

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