Fantasius
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Betreff: Re: INDY IV - Gefallen hat mir...
Zitat von Steph:Zitat von Dark Hunter:Mal so ne Frage, wann taucht das erste Mal wirklich eine Erzählung auf, dass jemand das Blut Jesu mit nem Kelch aufgefangen hat? Ist das nicht eigentlich auch erst viel später entstanden?
Die gesamte Grals-Legende taucht meines Wissens nach im 12. Jahrhundert zum ersten mal (Wolfgang von Eschenbach?) auf, das betrifft dann wohl auch die christlichen Aspekte (Kelch beim letzten Abendmahl, "Blutauffanggerät" für Josef von Arimathäa). Bin beim Gral aber absolut kein Fachmann...
Das würde ich gerne präzisieren: Der Gral taucht in der Literatur erstmals Ende des 12. Jh. bei Chrétien de Troys auf (Perceval), auf diese Erzählung bezieht sich aber Wolfram von Eschenbach mit seinem Werk. Es ist aber nicht so, dass der Gral immer ein Kelch ist, bei Eschenbach ist es nur ein "dinc". Wer sich für den Gral interessiert, dem kann ich das Reclam-Bändchen von Volker Mertens empfehlen: Der Gral, Mythos und Literatur. Hier ein Auszug aus dem Parzival und ja, völlig off-topic:
"Im Burghofe wächst Gras, ein Zeichen, daß hier fröhliche Ritterspiele selten begangen werden. Parzival wird gut empfangen und mit dem Mantel der Königin, Repanse de Schoie, bekleidet. Ein Mann ruft ihn gebieterisch zum Könige. Ergrimmt ballt Parzival die Faust, wird aber beruhigt, weil es dieses Mannes Amt sei, ihre Traurigkeit durch Scherze zu erheitern. Im Saale findet er hundert Kronleuchter und eben so viel Ruhebetten, auf jedem vier Ritter. Auf drei marmornen Feuerheerden brennt Aloeholz. Der Wirth, der in Pelzwerk gehüllt bei der mittlern Feuerstatt auf einem Spannbette ruht, läßt Parzival neben sich Platz nehmen. Ein Knappe trägt eine bluttriefende Lanze durch den Saal, bei deren Anblick alles in Jammer ausbricht. Nun beginnt die Bewirthung. […] Zwei Gräfinnen bringen scharfe silberne Meßer; bei ihnen sind vier Jungfrauen mit Lichtern. Sechs andere wie die vorigen in getheilten Röcken aus Seide von Ninive begleiten, in Gläsern brennenden Balsam tragend, die in arabischem Seidenstoff gekleidete jungfräuliche Königin, Repanse de Schoie, von welcher der Gral, ihrer Reinheit willen, sich tragen zu laßen würdigte. Diesen setzt sie auf einem grünen Achmardi vor den König, tritt dann zurück und steht mit der Krone in der Mitte der vierundzwanzig Jungfrauen. […] Hundert Knappen nehmen vor dem Gral Brot in weiße Tücher und vertheilen es auf die Tische. Von dem Gral kommt auch sonst Trank und Speise, was und so viel nur ein jeder zu eßen und zu trinken begehrt. Wohl bemerkt Parzival dieß Wunder, des Königs Schmerz und die allgemeine Trauer bei solchem Reichtum, aber der Lehre Gurnemans eingedenk, fragt er nicht, auch dann nicht, als ihm der König ein kostbares Schwert schenkt und dabei seine schwere Verwundung erwähnt."
Adios
Fantasius
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