Kukulcan
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Betreff: Re: "Der Atem Gottes", nur der bussfertige Mann wird bestehen
Prinzipiell hab ich ja nichts gegen Logik-Lücken (meinetwegen sollen die alten Chachapoyas schon Lichtschranken gekannt haben), aber die Häufung hier finde ich so grauslig.
Der arme Galsritter war sicher ein gebildeter Mann und auch im Mittelalter entzogen sich Menschen nicht der Logik. Bei seiner Jahrhundere dauernden Warterei hätte er sich ernsthaft mal Gedanken darüber machen sollen, dass er vergeblich wartet, weil auch die Bußfertigen und die Würdigen schon von der ersten Prüfung dahingerafft werden. Außer, dass eben ein nicht grade so heiliger Archäologe vorbeikommt und mit etwas Glück diese merkwürdige Falle überlebt.
Zur zweiten Prüfung muss man ja kaum was sagen, die ist auf so vielen Ebenen falsch, dass man gar nicht mit dem Aufzählen anfangen will.
Die dritte Prüfung, da kann Pascal noch so viel reden, macht als vom Menschen erschaffen keinen Sinn, es sei denn Indy ist plötzlich nachtblind, kurzsichtig und hat sein räumliches Sehen verloren. Tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass eben das vom Film ausgedrückt werden sollte, dass sein göttlich vernebelter Sinn nach dem ersten Schritt wieder klar wird oder dass die Brücke tatsächlich vorher unsichtbar gewesen sein soll. Zu behaupten, wir wissen nicht, wie dunkel es ist, stimmt einfach nicht, weil wir sind ja dabei.
Das Schlimme ist, dass das Drehbuch so offensichtlich auf eine bestimmte Handlungsweise ausgelegt ist. Jeder Ungläubige hätte ganz einfach getastet, wäre gesprungen bzw. hätte ein Seil oder ein Brett oder was immer genutzt und hätte vor allem erst mal eine Lampe zur Hilfe genommen. Selbst wenn man also behaupten würde, die Täuschung könnte wie im Film dargestellt funktionieren, niemand würde eine solche Prüfung bauen, weil sie für jeden Nichtgläubigen eben gar keine Prüfung darstellt (grade Leute wie Grabräuber, die die Dollar-Zeichen in den Augen haben, sind sehr kreativ). Dieser Grabräuber weiß ja nicht, dass er bitte keine weltlichen Hilfsmittel nutzen soll, um einen für ihn (angeblich anscheinenend brückenlosen) Graben zu überqueren.
Das Gleiche bei den Grälen. Julian Glover bringt das zwar recht überzeugend rüber, dass er tatsächlich unbesehen an den einen von vielen Protzgrälen glaubt, aber glaubhaft fidne ich das nicht. Vernunftbegabte Menschen denken zumindest ein wenig nach bei Entscheidungen, die ihr Leben betreffen. Die letzte Prüfung ist ja nun offensichtlich gottgeschaffen. Da fragt man sich aber, warum muss sich Gott da als Hütchenspieler gebahren, wenn er doch jeden Ungläubigen einfach per Blitz niederstrecken kann. Wiederum "gewinnt" auch nicht der gläubigere oder bessere Mann (das ist völlig unwichtig), sondern der, der einfach nur kurz nachdenkt.
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