Dt. Indiana Jones Fan Forum



#1 20.05.2008, 01:13
sas Abwesend
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Betreff: Gute Kritiken zu Indy 4
Es gibt nicht nur schlechte! Hier eine aus "Der Standard", einer österreichischen Qualitätszeitung. Noch dazu vom Chef des Kulturressorts persönlich, der in den letzten 10 Jahre sicher nicht mehr als zwei Filme gut bewertet hat. Der Mann LIEBT den neuen Film.

Achtung: Es sind einige (kleine-mittlere) Spoiler in der Kritik!

Alter Hut wird wieder jung

In "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" sinnen Steven Spielberg und George Lucas zum vielleicht letzten Mal Kindheitsträumen nach
Wien – Elvis dröhnt aus dem Autoradio, junge Rock-’n’-Roll-Fans steigen aufs Gas, sie überholen einen Armeekonvoi, ganz kurz entwickelt sich ein kleines Wettrennen, und dann: Eine Abzweigung, die Jugendlichen verschwinden johlend im Off dieser Geschichte, und mit den Soldaten fährt die Kamera vor die Tore einer militärischen Sperrzone. Kurz kommt der Ortsname Roswell ins Bild, und schon weiß jeder halbwegs Gebildete: Möglicher Absturz eines UFOs, und ebenso möglich: Vertuschte Atomwaffentests Mitte der 40er-Jahre.

Willkommen im Universum von Indiana Jones, wo selbst die schnellsten Andeutungen ganze Großkapitel auch an kinematografischen Querverweisen aufreißen: Schon die jugendlichen Autoraser sind so ein Verweis. 1973 hatte ein junger US-Regisseur namens George Lucas unter dem Titel American Graffiti eine heute legendäre Kinoeloge auf rebellierende Jugend in Kleinstadt-Amerika inszeniert – und sensationelle 120 Millionen Dollar Einspielergebnis erzielt. Tatsächlich nahm er dann aber eine ganz andere Abzweigung. Deren erste Station hieß Star Wars (1977), und die zweite Jäger des verlorenen Schatzes (1981).

Neubegegnung dritter Art

Letzterer war der erste der Indiana-Jones-Filme. Er etablierte endgültig das Erfolgsprinzip des Blockbuster-Kinos, und der Regisseur wiederum, mit dem sich Lucas zusammengetan hatte – Steven Spielberg: Er hatte mit Unheimliche Begegnung der dritten Art (1977) bereits seine ersten Kino-Außerirdischen hinter sich. 1982 sollte mit E.T. ein weiterer folgen. Und damit standen sowohl Lucas als auch Spielberg sehr lange und sehr erfolgreich im Verdacht, Vertreter eines cleveren Popcornkinos zu sein.

Spielberg konnte sich trotz beständiger Versuche im "seriösen" Fach erst mit Schindlers Liste (1993) vom reinen Unterhaltungskino emanzipieren. Lucas wiederum verwaltet seither seine beiden milliardenschweren Trademarks Star Wars und Indiana Jones. Und wenn die beiden, lebenslang befreundet, jetzt 19 Jahre nach ihrer letzten Kollaboration Indiana Jones und der letzte Kreuzzug wieder zusammenarbeiten, dann haben "Abzweigungen" wie die eingangs erwähnte natürlich durchaus sentimentale symbolische Bedeutung.

Klar, für Menschen, die mit dieser Kinoära groß geworden sind, muss man solche mittlerweile historischen Fakten nicht mehr herunterbeten. Aber vielleicht sind sie für jüngere Leser ganz nützlich, damit sie ermessen können, was sie unter dem insgesamt doch recht doofen Titel Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels erwartet: Hochgradig nostalgisches, altmodisches Abenteurerkino voll von Erinnerungen an Kindheits-schundlektüren und -filmen der Vätergeneration und den darin ihr Unwesen treibenden "Wilden", Ungeheuern, unheimlichen Ruinen und effizienten Faustschlägen.

Der Witz im rettenden Detail

Gleichzeitig: Eine erholsame Ablenkung davon, was Blockbuster-Kino mit all seinen digitalen Überbietungseffekten heute scheinbar sein muss: Möglichst wenig Handlung, und das möglichst laut. Na gut, auch in den Indiana-Jones-Filmen war "Handlung" auch immer schon eher ein Vorwand für fortgesetzte Überraschungen und Schreckensmomente. Aber der Witz, er lag und liegt auch heute im elegant und liebevoll gestalteten Detail: In Kamerabewegungen, die keine hysterischen Schnittfolgen benötigen, um Tempo zu machen und Spannung aufzubauen. In gut geschriebenen Dialogen. Und: In kunstvoll doppelbödigen Gut-Böse-Schemata, in denen sich der Held nicht selten sehr blamiert.

Grandioses Bubenkino, könnte man sagen – und auch für diesen Film nur unterschreiben, was der US-Kritiker Roger Ebert formulierte: "Wenn Sie Indiana-Jones-Filme lieben, wird Ihnen auch der hier gefallen. Wenn nicht, müssen wir gar nicht erst anfangen zu argumentieren."

Für die Liebhaber also und für die Jetzt-bald-Liebhaber sei hier von einem Plot zwischen Archäologie und UFO-Forschung nur so viel verraten: In insgesamt 126 Minuten "verschwenden" Spielberg und Lucas anfangs unüblich viel Zeit, den mittlerweile 65-jährigen Harrison Ford von der Patina des "gealterten" Action-Helden zu befreien. (War er vor 19 Jahren im dritten Film noch selbst "Sohn" des damals 59-jährigen Sean Connery, so wird er jetzt selbst verspätet mit einem Sohn, gespielt von Shia LaBoeuf, konfrontiert.) Aber vor allem die zweite Hälfte des Films, wenn sich im Dschungel von Peru die Ereignisse überstürzen: Da ist der Film wirklich die reine Freude.

Wir sagen hier nur: Autoverfolgungsjagden mit superbösen Russen (die die Nazis der ersten drei Filme abgelöst haben), dazu Duelle in der Nachfolge von Erroll Flynn, Lianenschwünge, wie sie Tarzan nicht besser hingekriegt hätte, mörderische Termiten, scharfe Sägeblätter – und überall Skelette, Mumien, Spinnweben, zwischen denen ein alter Hut wie der von Indiana Jones noch staubiger wirkt. Und, wie immer bei Spielberg: Die reine Schaulust. Augen auf, oft vom Schrecken geweitet, und weiter zur nächsten visuellen Eskapade. Kino pur! (Claus Philipp, DER STANDARD/Printausgabe, 20.05.2008)
sas c|:)
 

#2 20.05.2008, 01:38
5IC Abwesend
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Betreff: Re: Gute Kritiken zu Indy 4
Danke für diese Review, aber auch hier gilt: Dieser Thread ist allgemeingültig für Feedback zu Indy 4!

*closed*
Chris
 

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