Fabilousfab
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Betreff: Re: The Great Circle - Feuerzeug (Imco)
Hier noch eine kleine Firmengeschichte zum Imco:
Sturmerprobt. Der Klassiker

Mit zuverlässiger Reibradzündung und auf die Windverhältnisse einstellbarem Sturmring. Das Brennstoffreservoir bildet eine mit Baumwollwatte gefüllte Aluminiumhülse. Das Feuerzeugbenzin muss im IMCO Triplex häufiger nachgefüllt werden, weil der nicht durch ein Austrittsventil gebremste Brennstoff über einen Docht zum Feuerstein wandert und sich deshalb auch bei Nichtgebrauch verflüchtigt.
IMCO. Von Österreich nach Japan
IMCO (ein Akronym für Julius Meister & Co) begann in Österreich 1918 mit der Fertigung von hochfunktionalen Feuerzeugen, deren Technik verblüffend einfach gehalten war. Den Überklassiker des Unternehmens, das IMCO Triplex, gibt es seit 1936, in den 1950er Jahren kam das von der gleichnamigen Designrichtung beeinflusste Modell Streamline hinzu. Beide sind robuste, einfach zu bedienende und preiswerte Low-Tech-Geräte, die bis zur Schließung der Produktion im Jahr 2012 hergestellt (und selbstredend auch von Manufactum angeboten wurden). Ein Jahr später erwarb der japanische Feuerzeughersteller Windmill die Namensrechte von IMCO und rekonstruierte die mittlerweile gänzlich verschlissenen Werkzeuge zu ihrer Herstellung. Seither produziert er die beiden Exil-Österreicher in seiner chinesischen Dependance.
1907 gründete Julius Meister in der Geblergasse in Wien-Hernals die Österreichische Knopf- und Metallwarenfabrik Julius Meister & Co., aus den Initialen wurde der Markenname IMCO gebildet. Gefertigt wurden zunächst vorwiegend Knöpfe für den militärischen Bedarf. Nach dem Ersten Weltkrieg endete die Nachfrage dafür und so verlegte sich IMCO ab 1918 auf die Herstellung von Feuerzeugen, zunächst aus ausgeschossenen Patronenhülsen. Die Formen der frühen IMCO-Feuerzeuge lassen die Urform der Patrone noch erkennen. Das erste IMCO Feuerzeug wurde 1918–1919 entwickelt und 1922 das erste Patent Nr. 89538 angemeldet. Seitdem wurden ca. 70 verschiedene Feuerzeuge entwickelt und weltweit vermarktet. Zum Anfang des 20. Jahrhunderts war die österreichische Feuerzeugindustrie führend, da auch der Zündstein (sog. Auermetall) vom Österreicher Carl Auer von Welsbach erfunden wurde.
1926 übernahm Bernhard Silberkopf, bereits seit März 1911 Gesellschafter des Unternehmens, die Firmenleitung. Sein Sohn Hanns (* 1890) wurde Gesellschafter. 1928 erfolgte der Umzug in die Seitenberggasse nach Wien-Ottakring. Im Jahr 1931 wurde Silberkopf alleiniger Inhaber des Unternehmens, das er nach seinem Tod im Jahr 1935 seinem Sohn Hanns vermachte. Nach dem Anschluss Österreichs nahm sich Hanns Silberkopf, selbst jüdischer Abstammung, am 13. April 1938 aus Angst vor Repressionen der Nationalsozialisten das Leben und vermachte die Firma seinen Mitarbeitern. Alfred Racek und Johann Raganitsch wurden neue Inhaber des Unternehmens.
1936 kam das Benzinfeuerzeug TRIPLEX Super auf den Markt, das ein großer Verkaufserfolg wurde. Mitte der 50er Jahre wurde die Benzinfeuerzeugreihe technisch verbessert und um die Modelle Junior und Streamline erweitert. Die Fertigung wurde in den 1960er Jahren wegen der beginnenden Produktion von Reibrad- und Piezo Kunststofffeuerzeugen mit Gas von Wien nach Tribuswinkel bei Baden verlegt. Besonders etablierte sich IMCO mit Schrägflammenfeuerzeugen für Pfeifenraucher am Markt. Bis 2012 wurde dazu noch eine Linie mit hochwertigen Designfeuerzeugen und Stabanzündern entwickelt.
1965 verließ Johann Raganitsch das Unternehmen und erhielt eine Abfindung in der Höhe von 65 Millionen Schilling, Alfred Racek leitete IMCO bis zum Verkauf an die Familie Haas im Jahr 1988 weiter. Bis zu seiner Schließung im Jahr 2012 produzierte die IMCO Österreichische Feuerzeug- und Metallwarenfabrik GmbH über eine halbe Milliarde Feuerzeuge, die weltweit verkauft wurden. Am ehemaligen Unternehmensstandort in Tribuswinkel stellt heute die Firma CI-Clip Büroklammern her, die über die ehemalige IMCO-Homepage vertrieben werden. Die japanische Firma Tsuge seisakusho erwarb 2013 den Markennamen und die Rechte zur Produktion von IMCO Feuerzeugen und stellt nun Reprint-Editionen her, die baugleich mit den Triplex-Modellen sind.
 |  |  | Das Imco IFA Patent Nr. 89538 | Das Imco 6000 Funkmeister | Imco Triplex Junior (links), Imco Triplex Super (mitte), Imco Streamline (rechts) |
Die IMCO Benzinfeuerzeuge JUNIOR, SUPER und STREAMLINE bildeten bis 2012 das Herzstück der IMCO Produktion. Die jahrzehntelange Erfahrung mit der Entwicklung und dem Bau von Feuerzeugen wird sichtbar, wenn man die ausgereifte Technik der IMCO Benzinfeuerzeuge betrachtet. Bereits 1936 wurde das Feuerzeug TRIPLEX als erstes halbautomatisches Feuerzeug vorgestellt, bei dem sich die Flamme bereits bei der Öffnung der Kappe entzündet. Nach einer kleinen technischen Verbesserung 1955 stellte dieses Feuerzeug bis 2012 die Basis für die Benzinfeuerzeuge von IMCO dar. Wie in den Anfängen in den 30er Jahren wurden die IMCO-Benzinfeuerzeuge bis zuletzt aus hochwertigem Stahl gefertigt. Die bauartbedingt getrennte Zuführung von Feuerstein und Brennstoff hatte den Vorteil, dass während des Ersetzens des Feuersteins weder Benzin verdunsten kann, noch Werkzeug hierfür benötigt wird und daher auch keine Kleinteile verloren gehen können.
Und auf Reddit haut sich auch jemand die Arbeit gemacht die 6000er Serie zeitlich einzuordnen.
Fabian
Nichts schockiert mich, ich bin Wissenschaftler
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