Indy2Go
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Betreff: Re: Retro als ewiger Trend?
Früher war ja bekanntlich alles besser. Ich glaube, Menschen sind von Natur aus Gegenwartspessimisten. Die negativen Aspekte der Vergangenheit werden gerne ausgeblendet, die positiven als Nonplusultra gewertet. Der Vergleich mit der Gegenwart ist dann schlichtweg nicht objektiv. Das führt auch dazu, dass "die guten alten Zeiten", wie etwa die 80er, auch in Filmen und Serien wiederbelebt werden - und natürlich werden sie dabei auch besser dargestellt, als sie je waren.
Und das spiegelt sich dann auch im stets aktuellen Retro-Design-Hype wieder. Es gibt Telefone, deren Tasten in Wählscheibenform angeordnet sind, Nostalgie-Stereoanlagen mit USB-Port und SD-Slot, aber auch einer Grammophontrichter-Atrappe, es gibt knallrote und -grüne Küchengeräte, die jahrelang niemand mehr sehen wollte. Im Prinzip gibt es auch kaum mehr rationale Gründe für LPs oder gar Kasetten. Trotzdem werden sie noch - oder wieder - hergestellt. Feiern gerade quasi sogar ein Revival.
Ein Grund dafür ist sicherlich auch, dass die heutige Instant-Gesellschaft zu schnellebig geworden ist, dass moderne Produkte sich auch lang modern schimpfen können. Mann will alle zwei Jahre ein neues Handy, also muss der Markt auch dafür sorgen, dass die Geräte dann entsprechend wieder outdated sind. Und da die Zeit für echte Innovationen nicht reicht, verkauft man eben ein randloses Display als solche.
Ich stehe ja viel mehr auf Vintage statt Retro. Gerade im Technik-Sektor ist auch oftmals viel spannender, was sich die Ingenieure früher haben einfallen lassen. Und wenn man sich beim Wählen einer gefühlt 30-stelligen Handynummer mit dem alten Wählscheibentelefon schwer tut, kann man ja auch so ein schnödes Siemens Gigaset, im Schrank verstauen, und das hübsche W38 zwischenschalten - so hab' ich's gemacht.
Ich habe z. B. auch einen Satz alter, handgeschmiedeter Stechbeitel Zuhause - nach und nach vom Flohmarkt zusammengekauft. Einige davon sind weit über 100 Jahre alt und teils so aufwenig, dass auf den Rücken sogar noch ein dünner, glasharter Stahl auf den zähharten feuerverschweißt wurde. Sowas bekommt man heute schlicht nicht mehr. Und mit neuem Heft versehen und schön geschliffen, halten die auch weitere 100 Jahre.
Marc S.
Bismarck biss Marc, bis Marc Bismarck biss.
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