eaglecrow
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Betreff: Die Evolution einer Bullenpeitsche oder: etwas Materialkunde
Wie versprochen habe ich mich nun ran gemacht, etwas genauer auf das Material meiner Peitschen einzugehen. Um das Ganze für nicht zu einer Textwüste werden zu lassen, habe ich auch ein paar Bilder geschossen. Das hat sich bei meiner Camera als nicht ganz einfach herausgestellt, aber mit einer Leiter im Lederatelier geht alles viel einfacher
Zunächst zu dem Werkzeug, das ich verwende und ein wenig "Peitschen hardwear":
v. links n. rechts (oben):
Stahlnagel
Zange (um den hitch zu knoten)
Rasiermesser mit Holzheft zum Riemenschneiden
Zirkel (zum markieren der ersten 20cm bis 30cm der Riemen)
Halbmondmesser (Allroundmesser, dass ich sowohl für Känguru- als auch Rinsleder brauche, zum Ausschneiden und Schärfen)
Lederschere
Hausgemachte Flechtseife
Shellac (Baumharzlösung für das letzte Finish auf der Peitsche)
unten:
Bleiband für Griffende
schwarzer Nylonfaden f. cracker
weißer Nylonfaden für bolster und Griffaufbau
Redhide für falls
und nun:
die Evolution einer Peitsche
Grundsätzlich ist eine Bullenpeitsche dazu da, um Lärm zu erzeugen. Jedoch kann man mit einer guten Peitsche noch viel mehr, als es einmal ordentlich „krachen“ zu lassen. Wichtig ist, dass eine Peitsche vom Griff bis zur Spitze gut ausbalanciert ist. Dies ist nur möglich, wenn die Peitsche in mehreren Schichten gearbeitet ist
Meine Indy – bullwhips sind folgendermaßen aufgebaut:
1. Die Basis einer Peitsche bildet ein etwa 20cm langer Stahlnagel, an dessen Spitze ein Lederband befestigt ist, dem sogen Kern (engl. „core“). Der Nagelkopf ist mit Blei beschwert, um später die richtige Balance des Griffs zu sichern.
2. Über diese 1. Schicht kommt das erste 4fach Geflecht (engl. „1st bellie“) aus Känguruleder
3. Dieses ist nun mit einem Mantel aus Rindsleder gepolstert (engl. „bolster)
4. Es folgt der 2nd bellie, ebenfalls 4fach geflochten und aus Känguruleder.
5. Nun kommt die letzte innere Schicht, der 2. bolster. Er ist wieder aus Rindsleder, besteht diesesmal allerdings aus 2 oder 3 Teilen, da er bereits annähernd so lange wie die Originallänge der Peitsche ist.
6. die letzte, äußere Schicht (engl. „overlay“) ist aus 12 Riemen Känguruleder geflochten. Diese werden im Laufe des Flechtens zunächst auf 10, dann 8 und schließlich auf 6 Riemen reduziert.
7. Der „overlay“ endet in einem hitchknot“, mit dem der „fall“ befestigt wird. Der „fall“ muss aus dickem, höchst robustem Rindsleder bestehen, da auf diesen die meisten Kräfte und Abnutzungen einwirken
8. An der Spitze des Falls ist der „popper“ oder „cracker“ aus gedrehten polyesterfaden befestigt, der letztendlich die Schallmauer durchbricht und so den Peitschenknall erzeugt!
Dieser Aufbau entspricht den Peitschen, die von David Morgan für Indiana Jones gemacht wurden
von oben nach unten: Griffbereiche 1st bellie, 1st bolster, 2nd bellie, 2nd bolster, overlay
und so sieht die fertige 8ft. nat. tan bullwhip aus:
Ich hoffe, euch gefallen die Bilder
Eagle Crow
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mal editiert, das letzte Mal am 11.03.2009, 18:18 von BreinederIndy.
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