Pascal 06.08.2014, 10:38
Betreff: Die Suche nach dem Göttlichen - Missionierung mittels Kinofilme?

Zitat von Marcus Brody:
"Die Suche nach dem Kelch Jesu Christi ist die Suche nach dem Göttlichen in uns allen. Aber wenn du Fakten verlangst, Indy, so kann ich dir keine bieten. In meinem Alter ist man bereit, gewisse Dinge einfach zu glauben."

Signore Aldridgo und ich hatten auf anderen Themen gestern eine interessante Diskussion, die ich lieber in einem eigenen Thread sehen wuerde...

Immerhin gab es in den Indy-Filmen bereits die Themen "Heiliger Gral" und "Bundeslade". Aber aktuell scheint in den USA eine ganze Reihe christlich thematisierter Filme anzulaufen, teils grosse Produktionen, teils aber auch mit eindeutig missionarischen Gedanken.

Ich kopiere nun die bereits geschriebenen Beitraege zum Thema hier hin:

Pascal 06.08.2014, 10:41
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Wann wird's zuviel?

Zitat von Aldridge (Ausschnitt):
...

YouTube https://www.youtube.com/watch?v=vKQGw7JHFZQ



Den Streifen sollte man wohl nach Möglichkeit meiden, wenn ich mir das hier anschaue: http://de.wikipedia.org/wiki/Left_Behind Erstaunter Smiley

Regie: Vic Armstrong. Sollten Indy-Fans kennen... Zwinkernder Smiley

Pascal 06.08.2014, 10:43
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Wann wird's zuviel?

Zitat von Pascal (Ausschnitt):
Wenn die Buecher von einem christlich motivierten Irren geschrieben wurden (scheint ja so), macht das die Story auch nicht zwangslaufig schlechter. Zungestreckender Smiley
...
besser so, als irgendwelche subtilen Beeinflussungsversuche. Wenn es schoen offensichtlich ist, kann ich mich bei sowas immer hervorragend amuesieren.

Ich kann man gut vorstellen, das wir da jede Menge pseudoreligionswissenschftlichen Spoekes serviert bekommen, der sich sehr gut mit einem Becher Cola und einer handvoll Popkoerner runterspuehlen laesst.

Pascal 06.08.2014, 10:45
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Wann wird's zuviel?

Zitat von Aldridge:
Das ist ja der Punkt: Was meinst du wohl, wie viele potenzielle Kinogänger sich vorher darüber informieren, welche Gedankenwelt hinter dem Streifen steckt. Die nehmen das als pure Unterhaltung, und schon sind wir bei "subtiler Beeinflussung". Gerade in der Verpackung halte ich so etwas für echt bedenklich, egal aus welchem Lager das kommt.

Dabei fällt mir ein: Knowing entpuppte sich in der zweiten Hälfte auch als religiös angehauchter Blödsinn. Wieder mit Mr. Cage. Schade, der sollte mal lieber National Treasure 3 drehen.

Pascal 06.08.2014, 10:50
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Wann wird's zuviel?

Zitat von Aldridge:
Ergänzend zu der doch recht kontroversen Aufnahme des Left Behind-Trailers im Trailerthread vielleicht noch etwas Hintergrund zu der Welle an religiösen Filmprojekten, die derzeit in den USA losgetreten wird:

Zitat von Rüdiger Sturm:
Religion in Kinofilmen
Hollywood entdeckt die Bibel neu
26. Juli 2014
von Rüdiger Sturm
Die amerikanische Filmbranche hat die christliche Spiritualität für sich entdeckt. Ein Indiz für eine Renaissance der Frömmigkeit oder kalkulierte Strategie?

Jordan Roberts ist kein Name, der in Hollywood für Aufsehen sorgt. Er verfasste die Drehbücher zu vergessenen Filmen wie „Around the Bend“ oder „Frankie Go Boom“. Sein einzig bemerkenswerter Beitrag zum Kino war bislang das Skript für die amerikanische Fassung von „Die Reise der Pinguine“. Und doch wird der Autor derzeit von den Studios begehrt wie selten zuvor, bekommt mindestens eine Anfrage pro Woche. Der Grund dafür hat nur zum Teil mit seinen handwerklichen Qualitäten zu tun. Denn er hat eine Eigenschaft, die ihn über seine Kollegen hinaushebt: Er geht regelmäßig in die Kirche.

Im amerikanischen Kino ist das Heilige so beliebt wie zuletzt in den Fünfzigern, als fromme Epen wie „Das Gewand“ oder „Ben Hur“ die Bibel zum großen Geschäft machten. Das augenfälligste Beispiel ist derzeit das apokalyptische Spektakel „Noah“, das weltweit rund 360 Millionen US-Dollar einspielte. Pünktlich zum Weihnachtsfest schickt dann Starregisseur Ridley Scott („Gladiator“) das Volk Israel wieder in den „Exodus“, danach will er als Regisseur oder Produzent den biblischen König David in Szene setzen. Eine Neuverfilmung von „Ben Hur“ befindet sich in Vorbereitung.

Gleichzeitig setzt Oscar-Gewinner Martin Scorsese einen Kontrapunkt zum hedonistischen Kapitalismus von „Wolf of Wall Street“. In der Romanadaption „Silence“ widmet Scorsese sich den Christenverfolgungen im Japan des 17. Jahrhunderts. Auch Steven Spielberg folgt der Tendenz zur Transzendenz. So sicherte er sich die Rechte an dem Drehbuch „The Kidnapping of Edgardo Mortara“, der – wahren – Geschichte eines jüdischen Jungen, der von den päpstlichen Behörden seinen Eltern entzogen wurde und letztlich dem Augustinerorden beitrat.

Bei all diesen Projekten handelt es sich um Hollywood-Hochglanz. Doch in diesem Frühjahr lief in den USA gleichzeitig eine Reihe von bescheidener konzipierten Filmen an, die beinah im Wochentakt für frohe Botschaften sorgten. 2013 wurde „The Bible“ auf dem „History Channel“ zum Quotenerfolg und dann auf DVD und Blu-ray zur bestverkauften Miniserie überhaupt. Die geschäftsbewussten Produzenten brachten die neu geschnittenen und leicht ergänzten Szenen der Jesus-Geschichte als Spin-off mit dem Titel „Son of God“ in die Kinos – ihr geringer Zusatzaufwand wurde mit knapp 70 Millionen US-Dollar an der Kinokasse honoriert. Inzwischen folgten noch weitere, „glaubens-basierte“ Filme, so der Branchenjargon.

Frühe Erfahrungen mit Jesus

Die unabhängige Produktion „God’s Not Dead“, in der ein christlicher Student seinen Glauben gegen seinen atheistischen Professor verteidigt, spielte in den USA 60 Millionen Dollar ein. Und wenn Gott nicht tot ist, dann gibt es auch einen Himmel: Die Bestsellerverfilmung „Heaven is for Real“ über die Nahtoderfahrung eines kleinen Jungen behauptet sich seit Wochen in den Top Ten und mehrte das Vermögen seiner Schöpfer bislang um mehr als 96 Millionen Dollar.

Nicht dass die Branche bislang solche Themen komplett gemieden hätte. Mel Gibsons „Passion Christi“ erwies sich 2004 als eine der erfolgreichsten unabhängigen, also nicht von den Studios finanzierten Produktionen aller Zeiten. Aber noch nie gab es eine derartige Konzentration von Erbauungswerken. Bob Waliszewski, ein ehemaliger Pastor im Dienst der evangelikalen Organisation „Focus on Family“ jubelt: „Im Lauf der letzten 20 Jahre habe ich noch nie so viele solcher Filme gesehen – das ist das Drei- bis Vierfache der normalen Menge.“

Die Gründe sind vielfältig. „Heaven is for Real“-Regisseur Randall Wallace, der für das Drehbuch des martialischen „Braveheart“ für einen Oscar nominiert nominiert wurde, interpretiert den biblischen Massenmarkt so: „Wir hatten mehr als ein halbes Jahrhundert ohne Weltkriege, in dem sich die Menschen auf materielle Güter und ihr Selbst konzentrierten. Das führte zwangsläufig zu einem Hunger nach Spiritualität, wie wir ihn jetzt erleben.“ Mike Medavoy, erfahrener Branchenmogul, der Filme von „Einer flog über das Kuckucksnest“ bis zu „Black Swan“ verantwortete, sieht den Auslöser ebenfalls beim Zeitgeist: „Wir leben in viel komplizierteren Zeiten, weil wir durch die modernen Kommunikationstechnologien mit einer unglaublichen Fülle von schlimmen Erfahrungen, Katastrophen konfrontiert werden. Also suchen die Menschen nach einer Erklärung für ihr Leben, die über reines Geld hinausgeht. Daher wollen sie inspirierende Geschichten, die sich nicht nur um fliegende Männer in Kostümen drehen.“

Mit kommerziellem Kalkül

Wird also aus der amerikanischen Filmindustrie das Holy-Wood? Deren Beteiligte sind eigentlich nicht für ihre sonderlich religiöse Art zu denken bekannt: „Am Sonntag geht Hollywood nicht unbedingt in die Kirche, es erholt sich eher vom Kater der Poolparty,“ so Top-Manager Mark Gill, Produktionschef der Firma Millenium („Expendables“). Das Kalkül, das hinter den Glaubensstreifen steckt, ist also nicht zuletzt kommerzieller Art. „Unser Film ist ein Event, das auf dem erfolgreichsten Buch der Welt basiert“, erklärt Produzent Brad Weston seinen „Noah“. „Die Branche springt auf den Trend auf, weil sie ein Geschäft darin sieht“, so Gill.

Gestartet wurde dieser Trend indes von den echten Gläubigen, die mit einem kleinen Klingelbeutel fürs Budget auskommen mussten. Mit christlichen Dramen wie „Fireproof“ und „Courageous“ etwa zeigte der Filmemacher und Pastor Alex Kendrick in den letzten sechs Jahren, welches Potenzial in diesem Marktsegment steckte. Seine Billigwerke spielten in den Staaten jeweils 34 Millionen Dollar ein. „Soul Surfer“, die Geschichte der gläubigen Surferin Bethany Hamilton, die von einem Hai schwer verletzt wurde, kam in den USA auf ein Ergebnis von 43 Millionen Dollar.

Fans auf dem Land

Und dieses Potenzial wurde noch nicht annähernd ausgeschöpft, bestenfalls von Mel Gibsons Passionsepos. Einer Schätzung des Branchenmagazins „Variety“ zufolge beläuft sich die Zahl gläubiger Christen allein in den USA auf über 180 Millionen. Chris Stone, CEO der Consultingagentur FaithNomics, die sich auf das Marketing für christliche Konsumenten spezialisiert, gibt an, dass seine Zielgruppe über eine jährliche Kaufkraft von 1,75 Billionen Dollar verfügt.

Dass die Produzenten des Mainstreams diese Klientel erst jetzt ins Visier nehmen, hat auch seine Ursache darin, dass sich die Filmbranche auf die Hauptmärkte in den amerikanischen Küstenregionen und Großstädten konzentriert. Das Publikum derartiger Filme dagegen findet sich, wie die Einspielergebnisse zeigen, in den Kleinstädten und mittleren Landesteilen. Aber jetzt lassen sich auch zunehmend die Spieler der ersten Liga auf diese vermeintliche Peripherie ein. „Heaven is for Real“ etwa wurde produziert von Sony, zur Besetzung zählen bekannte Charakterdarsteller. Für die Schöpfung der Bibel-Miniserie zeichnet Mark Burnett verantwortlich, ein Mogul des Reality-TV („Survivor“). Im Herbst kommt „Left Behind“ in die Kinos, die Verfilmung von endzeitlichen Bestsellerromanen voll christlicher Motivik, in der Nicolas Cage die Hauptrolle spielt. Oscar-Gewinner Forest Whitaker wiederum soll den Bestseller „The Shack“ über die Begegnung eines Mannes mit Gott verfilmen.

Getrieben wird der Trend nicht nur von Strategen, die sich ein neues Geschäftsfeld erschließen, sondern auch von den singulären Interessen herausragender Filmemacher. Für Darren Aronofsky war „Noah“ ein langjähriges Herzensprojekt, auch Martin Scorsese versucht sein „Silence“ seit Jahren zu stemmen. Gerade diese Beispiele zeigen, wie sehr künstlerische Fantasie von religiösen Traditionen durchtränkt sein kann: „Die Bilder der Heiligen, die Statue von Jesus mit seinen Wunden im Grab, das alles hat mich zutiefst geprägt“, so Scorsese.

Der Hang zum Göttlichen hat aber auch seine Tücken. Als das Paramount-Studio im Vorfeld der „Noah“-Kampagne eine vom Regisseur nicht autorisierte Schnittfassung bei ausgewählten christlichen Zuschauern testete, gab es bei denen Heulen und Zähneklappern. Das Studio sicherte sich dann schleunigst die Unterstützung großer lokaler Kirchenorganisationen. Filmemacher und Hauptdarsteller Russell Crowe durften zwar dem Papst nicht ihr Werk vorführen, nahmen aber immerhin öffentlichkeitswirksam an einer Generalaudienz auf dem Petersplatz teil. Eine ähnliche Herausforderung dürfte die Werber bei „Exodus“ erwarten, dessen Regisseur, der bekennende Agnostiker Ridley Scott, angeblich mit einer unkonventionellen Gottesdarstellung aufwartet.

Mangelware sind allerdings Visionen des Glaubens, die sich nicht in die traditionellen Formen von Frömmigkeit fügen. In Cannes hatte zwar eine erste Fassung von „Der Prophet“ Premiere, eine Adaption des spirituellen Romans von Khalil Gibran. Aber die kam auch nur deshalb zustande, weil sie von einem Star wie Salma Hayek angeschoben wurde. Seit Jahren schwirren Pläne für eine Version von Anne Rice’ höchst unkonventionellem Jesus-Roman „Christ The Lord“ umher, die bislang noch nicht realisiert wurden. Ebenfalls glücklos war „Basic Instinct“-Regisseur Paul Verhoeven. Immer wieder versuchte er vergeblich seine jahrzehntelangen Studien zur historischen Jesusfigur in einen Film umsetzen. Aber laut Verhoeven wird die Glaubenswelle ohnehin wieder abebben: „Die Menschen wollen in ihrem Glauben bestärkt werden, dass Jesus überall ist. Nachdem die Branche sieht, dass sie damit Geld verdienen kann, macht sie eine Wundergeschichte nach der anderen. Aber das ist nur ein Zyklus, der zu Ende gehen wird – genauso wie Piratenfilme.“ Und was bleibt dann? Zum Glück gibt es aus Hollywood auch noch alternative Glaubenskonzepte, selbst wenn die auf die gleichen Grundfeste zurückgehen wie etwa das Christentum. Ab Weihnachten 2015 erteilen wieder die Sternenkrieger ihren Segen: „Möge die Macht mit euch sein.“

Quelle: http://www.wiwo.de/...8-all.html

Dass eine Welle an Bibelfilmen kommt, wurde zwar schon mit dem Filmstart von Noah angekündigt. Was mir allerdings neu ist, ist die Tatsache, dass abseits der großen Mainstream-Epen anscheinend kleinere Produktionen boomen, die aus dem christlichen Umfeld finanziert werden. Ein Beispiel: "God´s not dead" mit Kevin Sorbo in einer Hauptrolle, der 2 Mio. Dollar gekostet und mehr als 60 Mio. Dollar eingespielt hat. Interessant. Auch dass Walden Media (Narnia) nicht sonderlich involviert zu sein scheinen, denen ja immer eine Nähe zur christlichen Kirche anhaftete. Dagegen war die Reihe prominenter Scientology-Filme in den 90ern ja richtiggehend kurz und harmlos...

Pascal 06.08.2014, 11:11
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Wann wird's zuviel?

Kein Zitat Grinsender Smiley :
Ich halte die USA immer und grundsaetzlich fuer eine dubiose Quelle, wenn es um das Thema Christenheit geht. War das nicht das Land, wohin die ganzen religoesen Fanatiker ausgewandert sind, nachdem die in Europa zuwenig Zuspruch gefunden haben? Ab und zu schappt da eine groessere Menge auch nach oben und wird in der restlichen Welt wahrgenommen. Aber auch in anderen Zeiten muss man IMHO immer aufpassen, wenn etwas zu dem Thema dort erstveroeffentlicht wird.

Leusel 06.08.2014, 11:27
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Wann wird's zuviel?

Um die Frage im Betreff zu klären: Zu viel wird's immer, wenn's in Richtung missionieren geht... Religion ist in meinen Augen eine rein persönliche Sache, die jeder so ausleben sollte, wie er es für richtig hält, es sei denn natürlich, es ist Gewalt im Spiel. Ansonsten halte ich die ganzen Kirchen, wenn es nicht gerade um Ehrenamt und Gemeinnützigkeit geht, für komplett überflüssig, beten und an Gott glauben kann man auch alleine, dafür brauchts kein "Bodenpersonal".

Pascal 06.08.2014, 12:09
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Wann wird's zuviel?

Aber gerade dann ist die Frage, warum in diesem Jahr vermehrt "Bibel-Verfilmungen" auf den Markt geworfen werden... die kommen ja nicht vom "Bodenpersonal", sondern entweder aus gewinnorientierten Hollywoodecken oder werden ambitioniert in Hinterzimmern von Landpastoraten irgendwo in Iowa zusammengeschnitten. Ich sehe zumindest bei der zweiten Gruppe durchaus auch den Ansatz der Missionierung.

Kaindee 06.08.2014, 12:22
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Wann wird's zuviel?

Hmmm ... wenn das hier ein allgemeiner Religions-Thread werden sollte (netter Gedanke), dann könntest du vielleicht folgende Umfrage dranhängen:

Frage: Glaubt ihr an Gott ?

Antwortmöglichkeiten:

- Ja, ich glaube an Gott
- Nein, ich glaube nicht an Gott
- Möglich, aber auch nicht möglich (Agnostiker)
- Clapton is God Grinsender Smiley

Nur so als Anregung, wenn es auf was anderes rausläuft dann nicht.

Pascal 06.08.2014, 12:27
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Wann wird's zuviel?

Zitat von Kaindee:
Hmmm ... wenn das hier ein allgemeiner Religions-Thread werden sollte...

Eigentlich nicht. Grinsender Smiley Das Thema ist eher "Missionierung mittels Kinofilme". Ich habe mal den Titel angepasst, damit es hier nicht zu Missverstaendnissen kommt. Danke fuer den Hinweis.

Kaindee 06.08.2014, 12:31
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Missionisierung mittels Kinofilme?

Zitat von Pascal:
Ich habe mal den Titel angepasst, damit es hier nicht zu Missverstaendnissen kommt. Danke fuer den Hinweis.

Merci junger Mann !

Off-Topic:
Ich habe auch schon Filme gesehen wo es um die Missionar... aaa... hhh ... äääh ... wie komme ich aus der Nummer wieder raus ?

ALDRIDGE, ZU HILFE ! Grinsender Smiley

Aber zum Thema: Missionieren ist mir bei noch keinem FILM so vorgekommen, bei so mancher Dokumentation schon.

Aldridge 06.08.2014, 13:49
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Missionierung mittels Kinofilme?

Sehr gute Idee, das Thema in einen eigenen Thread auszulagern. Man soll zwar öffentlich über alles diskutieren - außer Politik und Religion. Zwinkernder Smiley Aber das Thema ist schon relativ komplex und hat durchaus einen eigenen Thread verdient.

Also, mal von Kaindees Filmen abgesehen, in denen es um die Missionar... äh, ja...

Ich halte Filme grundsätzlich für hochproblematisch, die eine Ideologie oder zumindest ideologische Grundlagen mit Unterhaltung verbinden. Es besteht immer die Gefahr, dass die Botschaften unkritisch geschluckt werden, ohne dass sich jemand differenziert damit auseinander setzt. Das gilt übrigens nicht nur für religiöse Inhalte, sondern genauso für politische oder gesellschaftliche. Bestes Beispiel ist hier Michael Bay, der in seinen Filmen gerne eine sehr reaktionäre und auch sehr eingeschränkte Weltsicht transportiert, in der die USA die Supermänner sind und alle anderen eher Untermenschen. Das Ende von Bad Boys II fand ich da sehr bezeichnend, den Anfang von Transformers 3 auch, Pearl Harbor mit der "Rede zur Erweckung einer Nation" am Ende sogar richtiggehend bedenklich. Wenn dann von den Zuschauern nur der Spruch kommt: "Egal, Hauptsache, es kracht und sieht cool aus."... tja...

Bei der Religion ist es eigentlich das gleiche Prinzip: Dient der Film als Plattform, um eine dogmatische Weltsicht zu transportieren? Jubelt er unreflektiert einzelne Religionen hoch und verkauft sie als einzig wahre Wahrheit? Richtet er sich an bestimmte Zielgruppen und zielt vielleicht sogar direkt auf Kinder ab? Wenn ich mir die Inhaltsangabe zu den "Left behind"-Büchern anschaue, dann ist das schon ziemlich kruder religiöser Blödsinn, der allerdings eine bestimmte Zielgruppe (wie die evangelikale Bewegung oder den Bible Belt insgesamt) in ihren Ansichten bestärkt und deren Botschaften für die Allgemeinheit konsumierbar aufbereitet. Dass im Film plötzlich Menschen verschwinden, ist ja erst mal ein spannender Mystery-Ansatz, auf den viele Zuschauer anspringen dürften. Dass es dabei um das Gedankenmodell der "Entrückung" geht, bei der die wahren gläubigen Menschen die Welt verlassen, um bei Gott zu sein, während der Rest weiter auf Erden darben darf, ist schon eine Moral mit "Geschmäckle".

Ich hatte gestern Walden Media genannt, die vor allem durch ihre Narnia-Filme bekannt geworden sind. Wenn man Narnia nur als fluffiges Fantasy-Abenteuer nimmt, dann mag man sich fragen, was daran kritisch sein soll. Tatsächlich handelt Narnia aber von "Adams-Söhnen" und "Evas-Töchtern", die von einem gottgleichen Löwen gegen eine satanische Hexe in die Schlacht geführt werden. Die Kinder herrschen von Gottes Gnaden über Narnia, können das Leben der Fantasy-Figuren (aha, keine Menschen) auslöschen, wie es ihnen gefällt, werden dadurch sogar erst zu Erwachsenen und zu wahren Gläubigen. Narnia 2 hat durch die Figur der kleinen Schwester Lucy einen recht fiesen Subtext: Die erwachseneren Kinder wagen es, an Aslans Worten zu zweifeln, lediglich das kleine Mädchen glaubt an ihn, ohne seine Handlungen auch nur ansatzweise zu hinterfragen, und bringt dadurch erst für die entscheidende Schlacht die Wende. Solange Aslan diesen bedingungslosen Glauben nicht spürt, bleibt er weg und lässt alles vor die Hunde gehen. Walden Media wiederum belässt es nicht bei den Filmen, sondern geht an die Schulen und bietet passend zu seinen Streifen und den vermittelten Werten Lehrmaterial an.

Der Autor von Left behind hat eine Vereinigung gegründet, in der Religion auf Politik trifft. Dort finden sich unter anderem Mitglieder der kreationistischen Intelligent Design-Bewegung, die im Jahr 2014 noch immer die Evolutionstheorie verneint. Kann man wenigstens mal drüber reden, oder?

Leusel 06.08.2014, 14:06
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Missionierung mittels Kinofilme?

Wo du gerade Michael Bay und dessen Ideologie ansprichst... Ender's Game ging am Ende auch in diese Richtung, zwar wird der Völkermord nicht gutgeheißen, wird aber als einzigste Alternative tituliert, eine Kommunikation oder Diplomatie wird nicht mal in Erwägung gezogen, die Protagonisten wurden allesamt ihrer Kindheit beraubt und zu Soldaten ausgebildet, der nahe Osten lässt grüßen. Und ist die Literaturvorlage nicht auch ein Buch für Jugendliche?

Pascal 06.08.2014, 14:15
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Missionierung mittels Kinofilme?

@Aldridge: Wie immer verstehst Du es, viel Inhalt in einige wenige Kapitel zu packen. Grinsender Smiley

Ich frage mich jedoch, ob das nicht nur ein spezieller Teilaspekt der versuchten Beeinflussung darstellt. Eigentlich kann man sich doch bei keinem Medium darauf verlassen, dass der Vortragende keine obskuren Weltbilder unterjubeln moechte, oder?

Eigentlich sollte doch die Jugendfreigabe bei Filmen genau das verhindern: Filme, die eine geschulte Wahrnehmung erfordern, sollten erst ab einem bestimmten Alter freigegeben werden. Da ist es allerdings schade, dass dieses Konzept (IMHO) komplett danebengegangen ist: Man beschraenkt sich bei der Vergabe von Altersfreigaben groessstenteils auf die explizite Darstellung von
switch Spoiler:

und geht zudem davon aus, dass alle Buerger ab 18 automatisch reflektiert konsumieren koennen.

Was sollen/koennen wir denn da jetzt aendern?

@Serano: Das ich deine Sichtweise von "Ender's Game" (noch) nicht nachvollziehen kann, habe ich ja bereits hier geschrieben.

Leusel 06.08.2014, 14:35
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Missionierung mittels Kinofilme?

Zitat von Pascal:
@Serano: Das ich deine Sichtweise von "Ender's Game" (noch) nicht nachvollziehen kann, habe ich ja bereits hier geschrieben.

Was gibt es da nicht nachzuvollziehen? Für mich zeichnet der Film ein Bild ab, das im Krieg anscheinend alles erlaubt ist, von Kindersoldaten über Völkermord, Menschlichkeit ist unerwünscht. Ich hab im Film vermisst, das mal jemand sagt: "Augenblick mal, was machen wir da?" Dadurch wirkt es für mich wie eine Anpreisung dieser Ideologie, im Sinne von "Erst schießen, dann fragen".

Aldridge 06.08.2014, 14:40
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Missionierung mittels Kinofilme?

Die Altersfreigabe der FSK ist das, was sie ist: eine Altersfreigabe. Sie ist keine Altersempfehlung. Die FSK schaut lediglich darauf, ob die dargestellten Inhalte für ein Alter geeignet sind. Deshalb ist dann klar, dass explizite Gewaltdarstellung oder sexuelle Handlungen eben erst ab einem gewissen Alter freigegeben werden. Und die FSK schaut aber leider viel zu selten auf irgendeinen Subtext eines Films, es sei denn, es geht schon automatisch um Selbstjustiz, da sehen die sofort rot. Zwinkernder Smiley

Dass man Medien kritisch nutzen sollte, ist aber ein guter Punkt. Darum geht es ja generell, wenn wir hier über die verschiedenen "Kanäle" sprechen: Ein Blog irgendeines privaten Schreibers ist nicht automatisch eine zuverlässige Quelle. Und ein Artikel in der Welt oder der FAZ ist nicht automatisch eine objektive Beschreibung dessen, was da genau vorgeht in der Welt. Das sind alles Inhalte, die vielleicht um Objektivität bemüht sind, die allerdings einer Vielzahl an Einflussfaktoren ausgesetzt sind - das reicht von der rein subjektiven Wahrnehmung eines Autors bis zum Redaktionsprogramm einer Zeitung bzw. der politischen Ausrichtung des Verlegers oder eben dem Einfluss der Räte beim (öffentlich-rechtlichen) Fernsehen - in denen auch Vertreter der Kirchen sitzen. Kritisch zu hinterfragen und eine eigene Meinung zu bilden, ist da zwingend notwendig.

Zu Ender´s Game gibt es verschiedene Interpretationsansätze, mit denen ich mich aber nicht eingehend beschäftigt habe. Es geht ja im Kern schon darum, ob jemand eine Schuld auf sich laden kann, wenn er einfach nur Befehlen folgt oder von den Folgen seiner Taten keine Kenntnis hat. Das Buch wird den Soldaten in der US-Armee nicht umsonst empfohlen. Zwinkernder Smiley

Aldridge 06.08.2014, 22:21
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Missionierung mittels Kinofilme?

Vielleicht mal als kleine Kostprobe ein Trailer zum Thema - eben zum besagten Film God´s not dead:

YouTube https://www.youtube.com/watch?v=bMjo5f9eiX8



Das eigentliche Thema des Films könnte abseits irgendwelcher gelenkten Interessen eine richtig spannende Diskussion ergeben. In diesem Film scheint das Ende aber vorgezeichnet, es gibt offensichtlich einen klaren Pro- und einen klaren Antagonisten und noch total dufte Popmusik mit eindeutigem Inhalt oben drüber.

Das ist übrigens noch so ein besonderer Schauplatz in den USA: christliche Popmusik. Aber ok...

Pascal 06.08.2014, 23:33
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Missionierung mittels Kinofilme?

Das passt jetzt nicht zu 100% zum Thema, ist aber ganz hilfreich, um sich ein besseres Bild davon zu machen, woueber wir hier eigentlich sprechen:

YouTube https://www.youtube.com/watch?v=Z86zG0_lvVc


Dark Hunter 06.08.2014, 23:33
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Missionierung mittels Kinofilme?

Dass man Medien verschiedenster Art zur Missionierung für die eine oder andere Sache oder auch Religion nutzt ist doch an sich nicht neu. Viel befremdlicher finde ich es, dass es immer mal wieder so offensichtlich und laienhaft getan wird. Ein einigermaßen selbstständiger Mensch sieht diese mit der Brechstange hervorgebrachten Botschaften sofort und kann sich seine Meinung dazu bilden, bzw. es, wie hier schon geschrieben amüsant, eventuell despektierlich betrachten. Insofern sind solche Sachen kaum zu Massenmissionierung geeignet. Wenn es subtiler geschieht ist das doch viel spannender und effizienter. Tröpfchenweise bleibt von den Botschaften mehr hängen und steter Tropfen höhlt den Stein.
Wenn man sich mal Kino allgemein ansieht so sind religiöse Themen und Botschaften doch im Grunde völlig normal. Spartakus, Ben Hur, selbst in dem Schinken mit Cleopatra wurden christliche Botschaften ganz groß untergebracht und doch unterhaltsam und gut verpackt. Neben denen gibt es noch zahlreiche andere Filme, die das immer mal wieder tun und teils subtiler. Aber auch die anderen Religionen sind vertreten und missionieren auf ihre Weise. Warum kritisiert man die christlichen Versuche mehr, als wenn jemand Kundun, Buddha oder Hindus im Kino zeigt? Sind die so exotisch, oder haben die so einen Friedfertigkeitsnymbus in unserer Welt, dass wir diesen Religionen zugestehen, wass den "bösen" Christen verboten ist? Ess wird allenthalben in Filmen, Büchern und allen möglichen Medien versucht für die eine oder andere Sache zu missionieren oder zumindest den Leuten neben der reinen Unterhaltung noch irgendeine Botschaft unterzujubeln.

Übrigens ist es absolut althergebracht Unterhaltung für Missionierung zu nutzen. Theater war lange vor dem Kino das perfekte Mittel. Manche Stücke, die wir heute als tolle Klassiker sehen, bringen Botschaften von Religion und Verhaltslehren ebendieser, sowie die Ansichten der Autoren mit. Selbst Kampf gegen andere Glaubensrichtung und gewisse Diffamierungen wurden unterhaltsam verpackt. Shakespeare ist da ein Paradebeispiel und doch kritisiert man da nicht so rum und lehrt es an unseren Schulen. Aber schon in der Antike war Theater neben der Unterhaltung auch immer ein religiöser Aspekt mit auferlegt, die Götter wurden dort noch ganz thematisiert und die Welt und die Menschen und deren Rolle. Es mag uns heute wie fremde Unterhaltung vorkommen, war es aber damals nicht, oder zumindest nicht nur. Da war immer eine Botschaft der Leute mit drin, die das geschrieben haben und die wenigsten Autoren waren damals, wie heute, völlige Atheisten. Theater war auch Mittel zur Volksbildung und die Rolle haben Kino nd Fernsehen mehr oder weniger freiwillig heute übernommen.

Mag nicht jedem schmecken, ist aber an sich nicht überraschend und schon gar nicht neu.

Aldridge 07.08.2014, 00:02
Betreff: Re: Die Suche nach dem Göttlichen - Missionierung mittels Kinofilme?

Das christliche Kino soll hier keinesfalls als das einzig "böse" hingestellt werden. Man sollte aber vielmehr ein Auge darauf haben, weil es bislang als die "harmlosere" Religion angesehen wurde. Gerade in der Post-9/11-Ära blieb ja wenig unversucht, den Islam als durchweg negativ darzustellen. Vor wenigen Jahren erst hatten wir noch die Sarrazin-Debatte, die islamische Mitbürger ausnahmslos in eine Ecke gestellt hat.

Christlicher Fundamentalismus ist nur leider nicht besser als islamischer Fundamentalismus. Die USA sind noch immer eine Weltmacht, und wenn dort konservative Kreise immer mehr Bedeutung gewinnen, dann kann man das zumindest mal kritisch im Auge behalten. Der Punkt ist auch, dass Hollywood dabei ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen, wenn sie christliches Kino produzieren wollen, als irgendeinem Hinterhof-Produzenten in der Türkei oder sonstwo.

Ob es das vor langer Zeit alles schon gegeben hat, ist richtig, aber hier eigentlich weniger der Punkt. Die Zeit der Aufklärung sollte unser Kulturkreis schon lange hinter sich haben. Und die Wissenschaften sind ihrerseits nicht ganz untätig, das Universum abseits alter Märchenbücher zu erklären.

Left Behind - zumindest die Bücher (die ich vielleicht mal lesen sollte Zwinkernder Smiley ) - scheinen ja gezielt eine Botschaft zu vermitteln, um die herum die Geschichte geschrieben wurde, und nicht andersrum. Bleibt natürlich abzuwarten, wie viel davon im Film enthalten sein wird. So oder so ist die neue Welle an professionell produzierten Filmen mit christlichen Inhalten schon bemerkenswert.