horner1980 | 23.02.2018, 01:12 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Zitat von Kukulcan: Ich finde den Film auch nicht viel flacher als die Serie damals. Die funktionierte auch, indem sie nachtrat, bis der Schmerz nachließ und das Lachen einsetzte. Soweit ich weiß, war das auch erstmal der Abschied von Michael Herbig aus dem Comedy-Bereich. Als Nächstes dreht er gerade einen Thriller namens "Balloon". In diesem Film geht es um die gleiche Geschichte, die auch in "Mit dem Wind nach Westen" (Night Crossing) verfilmt wurde. |
Toth | 24.02.2018, 22:47 |
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Betreff: Re: Der letzte Film The Post Wenn Kino-Titanen (Hanks/Streep/Spielberg) sich zusammentun, stellt der fertige Film selten einen Höhepunkt in deren Filmographie dar. Schon alleine deshalb, weil man sich jetzt das Rampenlicht teilen muss, anstatt der alleinige Mittelpunkt zu sein. Dem Vergnügen tut dies im vorliegenden Fall jedoch keinen Abbruch, denn alle Beteiligten (und nicht nur die drei erwähnten) zeigen sich hier in ausgezeichneter Form. Das Drehbuch ist eloquent und auf den Punkt, Spielbergs Inszenierung und Kaminskis Kamreaarbeit sind virtuos wie eh und je, das Schauspielensemble spielt gekonnt und engagiert, Michael Kahns Montage verleiht dem Film Eleganz und und Dringlichkeit und John Williams greift ohnehin nie daneben. So ergibt sich als Endprodukt klassisches Hollywood-Erzählkino vom Feinsten, von dem meine Frau am Ende nur anmerkte, dass der Film ruhig ein bisschen länger hätte gehen können, weil das Ganze einfach durchgehend zu fesseln vermochte. Glücklicherweise kommt ja bald "Ready Player One"! ![]() |
Lacombe | 25.02.2018, 11:57 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Auch ich habe gestern "The Post" gesehen. In einem Saarbrücker CineStar am Startwochenende vor knapp 40 (so ist es!) zahlenden Zuschauern. Spielbergs Film erzählt im Grunde zwei Geschichten. Natürlich geht es um das Thema Pressefreiheit und deren immenser Wichtigkeit für eine funktionierende Demokratie. Kaum eine Filmkritik weltweit, die es sich verkneifen konnte, auf Donald Trumps "Fake News" und "alternative Fakten" anzuspielen. Hier hat der Gute sicher eine dankbare Steilvorlage geliefert. Ebenso wichtig ist allerdings die Geschichte von Kay Graham (grandios: Meryl Streep) selbst. An ihrem Beispiel wird gezeigt, wie es in der damaligen Arbeitswelt eine Art Segregation zwischen Männern und Frauen gab. Spielberg inszeniert Kay Graham immer wieder als Fremdkörper in den diversen Konferenzräumen, der von den "echten Profis", trotz (oder gerade wegen) seiner wichtigen Position so gut es eben geht ignoriert wird. Da wird sich auch schon einmal das Maul über ihre mangelnden Qualitäten zerrissen, und trotz ihrer Anwesenheit wird in der dritten Person von ihr gesprochen. Wenn sie sich letztenendes für die Veröffentlichung der Pentagon Papiere entscheidet, obwohl ihre Berater und Anwälte entschieden davon abraten, so wird die auch als rebellisch, emonazipatorischer Akt Kay Grahams inszeniert, die es einfach nicht mehr hinnehmen will, dass sie nicht für voll genommen wird und die deshalb diesen Moment der Autorität auch voll und ganz auskostet. Fazit: Der Film reit sich nahtlos in die Reihe der letzten Spielberg-Filme wie "War Horse", "Lincoln" oder "Bridge of Spies" ein, die aufgrund ihrer Qualität (alle waren für der Oscar nominiert, inklusive "The Post"!) eigentlich viele Zuschauer verdienen würden, aufgrund des Zeitgeistes, der diese Art Kino ignoriert, wohl aber vor weitgehend leeren Kinosälen flimmern wird. Vor allem in Deutschland, wo dieses Phänomen sogar noch stärker zu beobachten ist als anderswo |
Aldridge | 25.02.2018, 13:16 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Würde ich so nicht unterschreiben. The Post hat bereits das Dreifache seines Budgets eingespielt und liegt am BO insgesamt deutlich vor vergleichbaren Filmen wie Of Lions and Lambs, Charly Wilson´s War, Frost/Nixon, W., Snowden, Wag the Dog etc. Zeitgenössische US-(politische) Themen haben es im Kino nie leicht. Ich würde es zudem begrüßen, wenn Spielberg eine direkte Sicht auf Trump ins Kino brächte, die Mittel dafür hat er. Die Kombi Spielberg/Hanks/Streep scheint also schon zu ziehen. Dass das kein Milliarden-Einspiel bringt, dürfte aber allen Beteiligten im Voraus klar gewesen sein. Der Score ist übrigens klasse, aber verlangt auch etwas Aufmerksamkeit. Aber vielen Dank für die Einschätzungen, wir wollen kommendes Wochenende in den Film. |
Toth | 25.02.2018, 14:43 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Zitat von Aldridge:
Ich glaube in der Tat, dass die Macher mit Kassenerfolg durchaus zufrieden sind; und dennoch: 1976 war der vergleichbare "All the President's Men" auf Platz 6 der erfolgreichsten Filme des Jahres. 2017 befand sich in den amerikanischen Top 10 kein einziger Film, der sich vorrangig an ein erwachsenes Publikum über 30 richtet. In den 70ern war dies schon noch anders. Die Zeiten haben sich hier definitv geändert, wobei viele jetzt natürlich sagen würden, dass Spielberg, zusammen mit seinem Freund Georgie Boy, diese Entwicklung damals selbst in Gang gesetzt habe. |
Aldridge | 25.02.2018, 15:00 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Klar, Spielberg und Lucas sind die (offiziellen) Erfinder des Blockbusters. Und das politische Kino der 70er gibt es in der Ausprägung nicht mehr. Die Zielgruppe Ü30 ist aber auch nicht mehr die Zielgruppe, die verstärkt ins Kino geht. Die hocken lieber breit vor dem Trash-TV, wenn die Kinder im Bett sind. |
Kukulcan | 25.02.2018, 18:47 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Zitat von Plissken: Die versunkene Stadt Z Sehr schön, sehr schön, aber wie kann man sich mit einem Floß zur Quelle eines Flusses treiben lassen? |
Plissken | 25.02.2018, 19:30 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Zitat von Kukulcan: Movie-Magic
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horner1980 | 26.02.2018, 12:34 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Mit fast jeder, egal ob positiven oder negativen Kritik scheine ich in meiner Entscheidung immer mehr bestärkt zu werden, diesen Film zu meiden. Denn ich brauche die Nähe zu den Charakteren, damit ein Film eine Wirkung bei mir zeigt. Dabei ist es egal, ob das gute oder schlechte Charaktere sind.. wenn da eine Distanz zwischen denen und mir als Zuschauers ist, dann verliere ich den Reiz an einem Film. Dazu bin ich nicht gerade ein Fan von Nolan, finde seine Filme bisher immer nur zwischen gut (The Prestige, Batman Begins, The Dark Knight), geht so (Inception) und schlecht (Dark Knight Rises). "Memento" ist mir bisher nicht über den Weg gelaufen und "Interstellar" habe ich bisher auch noch nicht gesehen. Weiteres Ding: Ich bin alles andere als ein Fan von Hans Zimmers und seinem Team geschriebenen experimentiellen Scores und wenn ich da schon Ausschnitte sehe, in denen man die Musik hört.. und man kann sie aufgrund der Lautstärke auch nicht überhören.. dann mindert das umso mehr mein Interesse. |
Aldridge | 26.02.2018, 14:54 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Die 8 / 10 habe ich auch allein wegen der filmischen Herangehensweise vergeben. Der Film ist ein reines audio-visuelles Erlebnis und auf der Ebene meisterhaft gemacht. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man ihn schaut. Auf der erzählerischen Ebene geht der für mich nur als Experiment durch. Wobei sich Nolan selbst ein Bein stellt: Einerseits bietet er einen beinahe analytischen Blick auf das Geschehen. Aber andererseits bietet er keinen Kontext und erzählt auf drei Zeitebenen, die das Gezeigte zerdehnen. Dass die Soldaten z.B. eine Woche auf ihre Rettung warten und um ihr Leben bangen, wird kaum spürbar, wenn "zeitgleich" Tom Hardy mal eben eine Stunde über den Kanal fliegt. Die Musik trägt aber wunderbar zum Film bei. Hans Zimmer gebührt da schon Respekt. Wenn man sich anschaut, wie er seit einigen Jahren Filme vertont, nämlich eben nicht auf die erwartbare Weise - siehe Interstellar oder Inferno oder eben Dunkirk - und doch so extrem effektiv, dann macht der seinen Job schon ziemlich genial. Ob dabei ein hübsch romantischer Hör-Score wie bei John Williams herauskommt, ist erst mal zweitrangig. |
Plissken | 26.02.2018, 15:31 |
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Betreff: Re: Der letzte Film What happend to Monday? In der nahen Zukunft steigt die Geburtenrate enorm an. Als Konsequenz wird die 1-Kind Regel eingeführt. Jüngere Geschwister werden auf Eis gelegt, in der Hoffnung sie in einer besseren Zukunft wieder aufzutauen. Das alles hält einen Mann nicht ab, seine 7 Enkeltöchter großzuziehen und sie vor der Regierung zu verstecken. Ganz pragmatisch benennt er sie nach den Wochentagen und lässt sie, jeweils am entsprechenden Tag, einzeln ein Leben außerhalb der Wohnung führen. Doch dann verschwindet Monday spurlos... Tommy Wirkola wagt sich nach seinen eher horrorlastigen Wurzeln nun ans Sci-Fi Genre. Heraus kommt ein spannender Verschwörungs-Actioner der vor allem von Noomi Rapace getragen wird. Die gibt tatsächlich sieben völlig unterschiedlichen Charakteren ihren eigenen Stempel. Auch wenn der ein oder andere Tag etwas zu kurz kommt, ist es eine beeindruckende Leistung. Zwar erfindet der Film mit seinem Ausgang das Genre nicht neu, aber er unterhalt ohne große Längen. Sci-Fi Freunde können getrost zugreifen. 8 von 7 Noomis ![]() |
horner1980 | 26.02.2018, 16:01 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Jeder Mensch empfindet es anders. Was andere als genial abstempeln, kann für andere belanglos oder sogar extrem nervig abgestempelt werden. Bisher hat für mich Zimmer nichts großartiges für einen Nolan-Film geschrieben.. selbst sein vielen Seiten hochgelobter "Inception" fand ich im und außerhalb des Films alles andere als toll. Im Film war die Musik sogar extrem nervtötend und einer der Gründe, dass ich drei Anläufe brauchte, bis ich den zu Ende schauen konnte. Beim dritten Mal hab ich den Film nur noch nebenbei laufen lassen und dann, weiß gar nicht mehr wann, gab es doch was Interessantes zu sehen: Die Familiengeschichte des Hauptcharakters. Ansonsten zeigt mir der Film, was mein Hauptproblem mit Nolan ist: Er ist für mich kein guter Geschichtenerzähler und wenn er das mal versucht, stößt er schnell an die Grenzen. Genau wie Zimmer ist er mir etwas zu sehr aufs experimentieren aus, was im Grunde nicht schlecht ist, aber wenn das Endergebnis dann trotz aller toller Bilder und vor mir aus auch tollen Sound Design eine Geschichte erzählt, die einem nicht abholt, dann hat er was falsch gemacht, wenigstens für mich. Übrigens.. ich bin jemand, der keinen romantischen Hör-Score eines Johnny-Boys brauche, aber das solltest du eigentlich wissen. Für mich ist ja von allen derzeit aktiven Komponisten Marco Beltrami mein Lieblingskomponist und der ist bekannt dafür, dass er auch gerne mal Musik schreibt, die gerade im Film ihre Wirkung hat wie zum Beispiel "The Hurt Locker", der außerhalb des Films sich ohne die Bilder dazu sehr schwer tut und man einen richtigen Zeitpunkt braucht, um sich auf auf die Musik einzulassen. |
Aldridge | 26.02.2018, 17:03 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Dann greift dein Disclaimer "jeder empfindet es anders" voll. Ich halte Nolan sogar für einen sehr fähigen Geschichtenerzähler, denn wie er in Inception die verschiedenen Traumebenen zusammenbekommt oder in Interstellar das große mit dem kleinen Drama verbindet, das traue ich nun auch nicht jedem Regisseur zu. Insofern empfinde ich Dunkirk aber tatsächlich als einen seiner schwächsten Filme (was zeigt, auf welchem hohen Niveau ich die Filme insgesamt ansiedle). Und Zimmer muss ich wirklich danach bewerten, wie sehr seine Musik den jeweiligen Film unterstützt. Das macht er wirklich gut. Aber die Frage ist kein "gegen", sondern ein "auch". Soll heißen: Bei Beltrami sind mir auch noch keine Ausfälle aufgefallen, dass seine Musik mal nicht zum Film passt. Und seine Bandbreite ist sicherlich (beinahe) genauso groß wie die von Zimmer. |
Plissken | 26.02.2018, 20:34 |
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Betreff: Re: Der letzte Film ES (2017) Derry, die wohl gefährlichste Stadt für Kinder, wird von einem Wesen heimgesucht, dass sich perfiderweise als Clown tarnt. Seine Opfer? Natürlich Kinder. Als der kleine Georgie verschwindet, macht sich sein Bruder in Begleitung seiner Loser-Freund auf, um das Rätsel zu lösen. Noch wissen sie nicht, dass sie sich ihren größten Ängsten stellen müssen. Die zweite Verfilmung von Stephen Kings Meisterwerk beweist sehr eindrucksvoll, dass es die absolut richtige Entscheidung war, die beiden Handlungsebenen zu trennen. Zu sehr hätten beide voneinander abgelenkt. So kann man sich nun voll und ganz den jungen Figuren widmen und mit ihnen mitfiebern. Das klappt bei den meisten auch ganz gut. Allerdings verkommt eine Figur zum reinen Stichwortgeber, zwei andere sind irgendwie nur da und ein weiterer darf erst zum Schluss ein wenig scheinen. Das alles tut dem Unterhaltungsfaktor aber keinen Abbruch. Bill Skarsgård tritt erfolgreich in Tim Currys clownsgroße Fußstapfen und bleibt im Gedächtnis. Die jungen Darsteller können auch überzeugen und werden sicherlich noch den ein oder anderen Film abliefern. Der Score von Benjamin Wallfisch ist erstaunlich vielfältig. Anfangs überwiegen schöne Melodien, die langsam im Verlauf des Films immer mehr atmosphärischen Horrorscoring weichen müssen. Sehr gelungen. Da der Film einschlug wie eine Bombe, ist die Fortsetzung natürlich auch schon in Sicht. Diesmal mit den erwachsenen Figuren. Mal schauen, ob das Casting tatsächlich auf so große Namen setzt, wie einige Fans sich erhoffen. 99 rote Luftballons. ![]() |
Aldridge | 26.02.2018, 21:07 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Tom Hanks spielt da mit? ![]() ![]() |
Plissken | 26.02.2018, 21:30 |
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Betreff: Re: Der letzte Film Zitat von Aldridge: Ja, er liefert eine oscarwürdige Performance als Gullideckel ab. Allerdings taucht er nicht in den Credits auf. Tom Hanks spielt da mit? ![]() |