Aldridge 04.01.2011, 11:18
Betreff: Re: Der letzte Film

Harry Potter und die Heiligtümer des Todes, Teil 1 - Düstere Zeiten sind angebrochen für den guten Harry. Regisseur David Yates hat die Farbsättigung seines Films ordentlich heruntergeschraubt und schafft damit wunderschön düstere und hübsch trostlose Bilder. Gleichzeitig hat er das Erzähltempo deutlich verlangsamt, was sich natürlich aus der Streckung der Story über zwei Filme ergibt. Das führt einerseits zwar zu einem erzählerischen Bruch gegenüber den restlichen Filmen, kommt letztlich aber der Atmosphäre des Films zugute. Hinzu gesellen sich nette künstlerische Kniffe, z.B. wenn das Märchen von den "Heiligtümern" als Animationsfilm erzählt wird oder die Hauptfiguren sich plötzlich im Zaubereiministerium wiederfinden, das einem Werk Kafkas entsprungen scheint. Das täuscht aber nicht darüber hinweg, dass dieser erste Teil des Finales trotz einiger Schauwerte merkwürdig belanglos in Erinnerung bleibt. Der Grund liegt vor allem in einigen Längen wie der ausgedehnten "Campingtour" der Hauptfiguren, die normalerweise stark gestutzt worden wäre. Auch die Effekte wirken im Vergleich zu den vergangenen Teilen irgendwie unspektakuär und lieblos. Doch insgesamt gelingt es Yates endlich, nach dem durchwachsenen "Orden des Phönix" und dem misslungenen "Halbblutprinzen" einen runden Film abzuliefern. Bin gespannt auf das "richtige" Finale.

Toth 08.01.2011, 22:32
Betreff: Re: Der letzte Film

Inception
Nolan hatte schon von Beginn seiner Karriere sämtliche Eigenschaften eines gerissenen Schaumschlägers, doch dies ist sein vorläufiges "Meisterstück". Wie formulierte es ein Kritiker treffend: "wer aus diesem lauten, aufgebrezelten Machwerk noch ein wenig Unterhaltungswert retten will, der sollte besser schnell einschlafen und sich einen besseren Film erträumen. Sie werden sich zumindest die Kopfschmerzen ersparen."

Norman 09.01.2011, 01:14
Betreff: Re: Der letzte Film

A Perfect Getaway - Der Film geizt nicht mit schönen Aufnahmen von Hawaii, sonst bleibt alles sehr im Mittelmaß und mir macht er dann doch genug Spaß.
Ein Insel-Thriller, wie aus meiner Feder - und das meine ich ernst, wenn ich das Buch dazu geschrieben hätte, wäre es vermutlich sehr ähnlich gewesen.
Von den Plotttwists über die Charaktere... bei mir hätte es aber wesentlich mehr Sex gegeben. Grinsender Smiley
Die Besetzung mit Milla Jovovich, Steve Zahn, Timothy Olyphant (der mir zum ersten Mal wirklich sympatisch war, als großmäuliger Aufschneider) und weiteren schönen Menschen ist ziemlich gut.
Zum Ende hin lässt der Film etwas nach... ein weiteres Problem, dass ich von meinen eigenen Werken sehr gut kenne ;-)

Lacombe 09.01.2011, 10:19
Betreff: Re: Der letzte Film

Zitat von Toth:
Inception
Nolan hatte schon von Beginn seiner Karriere sämtliche Eigenschaften eines gerissenen Schaumschlägers, doch dies ist sein vorläufiges "Meisterstück". Wie formulierte es ein Kritiker treffend: "wer aus diesem lauten, aufgebrezelten Machwerk noch ein wenig Unterhaltungswert retten will, der sollte besser schnell einschlafen und sich einen besseren Film erträumen. Sie werden sich zumindest die Kopfschmerzen ersparen."

Der Film hatte durchaus mein Interesse geweckt, auch wenn ich Nolans bisherige Werke für überschätzt halte. Dieses Interesse ist jetzt nochmals abgekühlt. Mein letzter Film war übrigens Claude Sautets Nelly und Monsieur Arnaud. Ein Film typisch französischer Machart. Wenig äußere Handlung, dafür Focus auf den Figuren und viel viel Dialog. Auch wenn dies nicht die Art von Kino ist, die ich persönlich bevorzuge, so war der Film kurzweilig. Und Kopfschmerzen hat man ebenfalls nicht riskiert.

P.S. Wusstet ihr, dass es in Frankreich letztes Jahr über 200 Millionen Kinobesucher gab? In Deutschland gab es nicht mal 120 Millionen! Eins muss man den Galliern ja lassen, Kino- und Filmverrückt sind sie. Da können wir Teutonen uns mal was abgucken.

Aldridge 09.01.2011, 11:00
Betreff: Re: Der letzte Film

Miami Vice (2006) - Cooler Kriminalfilm. Soll heißen: Coole Menschen tun coole Dinge an coolen Orten in coolen Klamotten und coolen Fahrzeugen bei cooler Musik. Alles ultracool. Auf der Strecke bleiben dabei so völlig nebensächliche Dinge wie Emotionen, Spannung, Figurenentwicklung, ja vielleicht sogar ein bisschen Selbstironie. Michael Mann ist technisch mal wieder auf der Höhe - Handkamera, hübsche Bilder, das alles sogar - zumindest in den spärlichen Actionsequenzen - um ein wenig Realismus bemüht. Dennoch halte ich ihn als Regisseur einfach für überschätzt: Ihm fehlt dieses Mal eine ähnlich substanzielle Story wie in "Heat" oder "Collateral". Übrig bleibt dann nur seine spröde und kalte Handschrift. Natürlich ist das alles bestimmt gewollt und soll dem Zuschauer die Gefühlskälte und Oberflächlichkeit der gezeigten Milieus vor Augen führen. Das nützt aber nichts, wenn die Figuren zweidimensional bleiben und es dem Zuschauer unmöglich machen, in die Handlung zu finden. Aber immerhin ist alles hübsch cool.

Toth 09.01.2011, 12:31
Betreff: Re: Der letzte Film

Zitat von Lacombe:

P.S. Wusstet ihr, dass es in Frankreich letztes Jahr über 200 Millionen Kinobesucher gab? In Deutschland gab es nicht mal 120 Millionen! Eins muss man den Galliern ja lassen, Kino- und Filmverrückt sind sie. Da können wir Teutonen uns mal was abgucken.

Ich muss ja selbst zugeben, dass Ticketpreise, Vaterschaft und manchmaliges Fehlverhalten zumeist jüngerer Kinogänger meinen Kinokonsum deutlich verringert haben und ich mir Filme hauptsächlich aud Blu-Ray oder DVD anschaue. Dennoch kann jeder Franko- und Cinephile in der Tat nur voller Neid auf die Filmbegeisterung unserer Nachbarn schauen. Auch deren Ansatz der Filmrezeption liegt sehr auf meiner Wellenlänge.

Aldridge 09.01.2011, 13:00
Betreff: Re: Der letzte Film

Hatten "Taxi Taxi" sowie "Willkommen bei den Sch´tis" nicht jeweils knapp 20 Mio. Zuschauer in Frankreich? Von solchen Zahlen können deutsche Produktionen nur träumen. Das erreichen hierzulande aber nicht mal so große Hypes wie "Avatar".

Ich ziehe immer wieder den Hut, was für großartige Filme die Franzosen manchmal auf die Beine stellen. Und ich hoffe, dass dieses Studioprojekt von Luc Besson ein großer Erfolg wird.

Dark Hunter 09.01.2011, 22:39
Betreff: Re: Der letzte Film

Und ich kann mich nicht mal erinnern, wann ich letztes Jahr im Kino war, oder ob überhaupt *kopfkratz*. War Avatar letztes Jahr, oder das davor?
Irgendwie gab es so ziemlich nichts, weshalb ich bereit wäre 6 bis 8 Euro zu investieren, nur um es im Kino mit nervigen anderen Zuschauern und deren Störgeräuche zu konsumieren. Da locken DVDs zu Hause mehr, selbst wenn ich keine High-End Heimkinoanlage habe.

Kanar 09.01.2011, 22:56
Betreff: Re: Der letzte Film

6 bis 8 euro kostet das Kino ja auch nur am Kinotag wenn es verbilligt ist. ansonsten zahlt man schonmal soviel wie für eine BluRay bzw. DVD...das ist schon ziemlich heftig.

Norman 09.01.2011, 23:53
Betreff: Re: Der letzte Film

In den meisten Kinos die ich kenne kommt man unter 20 Euro nicht in eine Vorstellung (Parkhaus, Eintritt, ...) und da hat man noch kein Popcorn.
Und da ich nicht am Besuch selbst sparen möchte, hole ich mir mein Trinken bei Tengelmann und schmuggel es rein, jedes Mal ein besonderer Kick ;-)
Wären die Ticketpreis noch rational wären die Eintrittszahlen sicher etwas höher, aber auch nicht wirklich viel höher.
Deutschland sitzt lieber zuhause auf der Couch und sieht Raubkopien in HD auf dem 52-Zoll-LED-Screen.
Davon gibt es in Frankreich dafür wieder ganz wenige, nehme ich an ;-)

Toth 10.01.2011, 09:38
Betreff: Re: Der letzte Film

Zitat von Norman:

Davon gibt es in Frankreich dafür wieder ganz wenige, nehme ich an ;-)

Also ich kenne schon ein paar. Zwinkernder Smiley
Der Punkt ist auch, dass in Frankreich die Generation 45+ viel häufiger ins Kino geht, da es dort nicht nur mehr Filme für diese Zielgruppe gibt, sondern weil dort das Kino von sämtlichen Intellektuellen dieser Generation vorbehaltlos als der Literatur oder der Oper ebenbürtige Kunstform angesehen wird. In Deutschland sieht diese Bevölkerungsgruppe das Kino noch häufiger als reines Unterhaltungsmedium für junge Leute und geht daher vorzugsweise ins Theater, die Oper oder das Konzert.

Norman 10.01.2011, 12:21
Betreff: Re: Der letzte Film

Außerdem gibt es viel weniger deutsche Produktionen von diesem Anspruch und dieser Qualität.
Bei uns darf Otto noch immer hundsmiserable, unlustige Filme drehen!

Dark Hunter 10.01.2011, 15:49
Betreff: Re: Der letzte Film

Der sog. Anspruch und die Qualität in dt. Produktionen werden hierzulande eben vom Fernsehen vertreten und dort laufen dann auch die entsprechenden Produktionen (ob sie dem Ansrpuch gerecht werden, steht auf einem anderen Blatt und darüber ließe sich sicher streiten). Dem Kino bleiben dann nur meist die Mainstream Blockbuster aus Übersee und Blödelkram von Otto, Bully und Tom Gerhardt. Das hiesige Kino hat im Grunde das gleiche Problem, wie die Werbebranche und viele andere. Die sitzen auf dem Jugend- und Jungwahn, obwohl die Generation mit dem wirklich zahlungskräftigen Einkommen dem schon lang entwachsen sind.

Abgesehen von kleinen Szenen- und Nischenkinos kriegt man ja nirgends mehr was anderes, als den üblichen Einheitsbrei. Wenn ich genau überlege, stimmt meine obige Aussage nicht ganz. Ich war letztes Jahr sogar mehrmals im Kino, jedoch eben kein Klassisches mit den normalen Filmen. Stattdessen zieht es mich immer mal mit Freunden in ein kleines Kino, welches diverse "Anspruchsfilme" und für mich interessant auch Klassiker, wie Casablanca, Gilda, Chinatown, Citizen Kane und diverse Hitchcocks zeigt. Dabei ist es nicht mal ein reines Kino, sondern eine Bar mit angeschlossenem Kinosaal, wo man sogar seine Getränke in tolle Clubsessel mit hinein nehmen kann.
Das herkömmliche Kino, wo man abends in die teuren Filme mit überzogenen Fresalienpreisen geht und sobald die Vorstellung aus ist durch dunkle Gänge aus dem vollkommen verlassenen Einkaufcenter schleicht, hat irgendwie keinen Charme für mich. So eine Bar hat dagegen etwas, man kann im Anschluss das Erlebte diskutieren und eben zu normalen Preisen noch die Zeit mit Freunden genießen. Da kann kein Super Cinemaxx und Cinestar mit unscharfen 3D mithalten.

Was Toth über den Ruf des Films und Kinos schrieb, kann ich m. E. auch nachvollziehen. Kino ist in den Köpfen der meisten halt seichte Unterhaltung und selbst Film dürfte für die Wenigsten als Kunst oder Kultur gelten. Dabei vergessen eben viele, die Mozart und Konsorten für Hochkultur halten, dass dieser und viele seiner Kollegen zu ihrer Zeit auch eher mainstreamige "Popkultur" waren und erst Post-Mortem derart in den Kulturhimmel erhoben wurden.

Lacombe 10.01.2011, 17:38
Betreff: Re: Der letzte Film

Zitat von Dark Hunter:
Was Toth über den Ruf des Films und Kinos schrieb, kann ich m. E. auch nachvollziehen. Kino ist in den Köpfen der meisten halt seichte Unterhaltung und selbst Film dürfte für die Wenigsten als Kunst oder Kultur gelten. Dabei vergessen eben viele, die Mozart und Konsorten für Hochkultur halten, dass dieser und viele seiner Kollegen zu ihrer Zeit auch eher mainstreamige "Popkultur" waren und erst Post-Mortem derart in den Kulturhimmel erhoben wurden.

Wie gesagt sieht man das in Frankreich anders. Auch Indy4 ist dafür ein Beispiel. Wurde im Juni 2007 die Tatsache, dass nach 19 Jahren Pause wieder ein Indyfilm gedreht wird, in Deutschland allenfalls in Boulevard-Magazinen à la "Explosiv" mal zwischendurch erwähnt (eingebettet in die letzte Schönheits-OP von Victoria Beckham und das nächste Hodenpiercing von Marylin Manson), so war dies den Franzosen einen mehrminütigen Bericht in den Hauptnachrichten wert. Auch sonst kommen ständig Beiträge über die "septième art". In Deutschland gibt es einfach viel mehr (vor allem ältere) Leute, die das Kino nicht mit derselben Ernsthaftigkeit studieren.

Toth 10.01.2011, 18:13
Betreff: Re: Der letzte Film

Zitat von Dark Hunter:

Dabei vergessen eben viele, die Mozart und Konsorten für Hochkultur halten, dass dieser und viele seiner Kollegen zu ihrer Zeit auch eher mainstreamige "Popkultur" waren und erst Post-Mortem derart in den Kulturhimmel erhoben wurden.

So ist es. Viele sogenannte "ernste" Künstler, wie Mozart, Bach, Dickens oder gar Shakespeare wollten mit ihrer Kunst vor allem unterhalten und Geld verdienen. Salvador Dali hat sogar mal explizit geäußert, dass er ausschließlich wegen Geld und Frauen künstlerisch tätig würde. Auch wenn dies nicht vollkommen ernst gemeint gewesen sein mag, so ist die Botschaft doch klar. Große Kunst entspringt längst nicht immer "hohen" Motiven und "Ernsthaftigkeit" und intellektueller Habitus eines Künstlers sagen noch nichts über sein Talent aus.

Aber ich schweife vom Thema ab. Meiner letzter Film war Wall-E. Wie ein jahr später bei "Oben", ist auch hier die erste Hälfte stärker als die zweite. Jedoch ist die Zäsur hier weniger groß und der Film insgesamt gelungener.

jason x 10.01.2011, 18:40
Betreff: Re: Der letzte Film

Gestern hab ich mir Hancock und I am legend angeschaut und finde es war verschenkte Zeit. Die wohl schlechtesten Filme mit Will Smith.

Jens 10.01.2011, 19:01
Betreff: Re: Der letzte Film

Wobei zumindest in letzterem Film das neue, veränderte Ende die größte Schuld am Versagen des Films trägt. Das originale - auf der Buchvorlage basierende Ende - ist weit weniger von einer Pseudo-Erlöser-Geschichte geprägt und um einiges nachdenklicher und schockierender. Wenigstens läßt man dem DVD-Besitzer hier die Wahl. Mir ist diese Änderung nach wie vor unbegreiflich - hätte den Film enorm aufgewertet. Versteh' einer Hollywood. Zwinkernder Smiley

jason x 10.01.2011, 20:01
Betreff: Re: Der letzte Film

Was es gibt ein enden in dem Film Erstaunter Smiley ich dachte schon nach 30 min er könnte langsam zu ende gehn Grinsender Smiley und hab dann nach der 2. Werbung abgeschalten. Manche Filme sollte man lieber nicht sehen sondern doch eher das Buch lesen, wenns eins gibt

Aldridge 10.01.2011, 20:22
Betreff: Re: Der letzte Film

Naja, da der Film ein Starvehikel war und ein entsprechendes Budget hatte, sind gewisse Zugeständnisse ans Mainstream-Kino schon nachvollziehbar. Dafür bietet der Film durchaus einige Momente, die für einen kalkulierten Blockbuster schon recht gewagt waren (ohne jetzt spoilern zu wollen). Ich fand "I am Legend" insgesamt gut, aber das Ende und das Design der "Bösen" sind wirklich Schwachpunkte. Dafür gab´s jedoch eine hübsche Jacke und eine tolle Tasche... Zwinkernder Smiley

jason x 10.01.2011, 20:45
Betreff: Re: Der letzte Film

Ok mit der Jacke und der Tasche da hast du recht Zwinkernder Smiley