Toth 23.04.2011, 18:45
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Zitat von Jens:
Ganz ehrlich? Ich find ToD okay und mag LC, aaaaaaber ... beide krankten in meinen Augen am "Fortsetzungsproblem" (unter dem - natürlich! - auch KotCS leidet), dass sie sich mit einem großartigen Auftakt (Raiders) messen mussten und dabei leider in jedem Fall schlechter abschneiden. Aber das ist natürlich nur meine bescheidene Meinung. Zwinkernder Smiley

Fairer Kommentar. Viele Fans reden heute, vermutlich wegen des riesigen zeitlichen Abstandes, von "den ersten drei Filmen" und KOTCS. Wenn man jedoch die Reaktion der seriösen Presse und den Klassikerstatus heranzieht, so kann man eigentlich eher von "Raiders" und "den drei Fortsetzungen" sprechen.
Und um Molas Frage zu beantworten: TOD wurde, neben seiner im Gegensatz zu Raiders deutlich überzogeneren Machart, vor allem wegen rassistischer, imperialistischer, sadistischer, chauvinistischer und misogyner Tendenzen kritisiert. Sicher nicht immer ganz zu unrecht.

Aldridge 23.04.2011, 20:22
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Hinzu kommt dann noch, dass damals bei TOD (übrigens genauso wie bei "Empire strikes back" und "Return of the Jedi") der Effekte-Overkill kritisiert wurde. Das wird anscheinend oft und gerne vergessen. Leute, die sich heute über zu viel CGI bei KOTC aufregen (der eigentlich noch recht übersichtliche Effekte liefert), hätten sich damals wahrscheinlich ebenso über die ganzen Modelltricks und gemalten Animationen aufgeregt.

Damon 27.04.2011, 17:23
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Ich bin mit dem Film noch immer nicht recht warm geworden, weil er zwar sicher kein schlechter Film ist, aber als Teil der Filmreihe - vom Namen und Hauptcharakteren mal abgesehen - für mich nichts herausragendes hat. Bei den "alten" Filmen könnte ich nicht einmal eine Rangliste erstellen, weil jeder der Filme auf eine ganz andere Art überzeugen kann. Raiders ist der mit der tollsten Atmosphäre und der stimmigsten Story. Temple macht (mir) am meisten Spaß und wirkt am abenteuerlichsten, und Crusade gewinnt schon alleine durch die schöne und gefühlvolle Story mein Herz. Der vierte hat irgendwie von allem ein bisschen was, aber nichts bis zum Ende durchgezogen. Aber vielleicht sehe ich "es" ja auch nur nicht. Habt ihr etwas, durch das der vierte Teil für euch besonders hervorsticht?

Toth 27.04.2011, 18:50
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Zitat von Damon:
Der vierte hat irgendwie von allem ein bisschen was, aber nichts bis zum Ende durchgezogen.

Für mich auch das größte Problem des Films. Er wirkt insgesamt ein wenig zu halbgar. Tonal wirkt er sicherlich weniger unausgegoren als TOD, dessen Mischung aus exzessivem Sadismus einerseits und teilweise extrem infantilem und albernem Humor andererseits nie so recht zusammenfinden. Jedoch gelingt es dem Film nicht wirklich, viele der zu Beginn wunderbar eingeführten Themen (z.B. die Kalte-Kriegs-Paranoia) zu einem befriedigenden Ende zu bringen. Entweder werden sie fallen gelassen, oder sie lösen ein wenig zu einfach in Wohlgefallen auf. Hier zeigt sich am deutlichsten, dass er an die Qualität von Raiders oder LC nicht heranreicht.

FlixIndy 27.04.2011, 23:34
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Mal etwas anderes zum Thema "ein 2. Blick auf Indy4" ...
mir ist erst nach mehrmaligem Gucken aufgefallen, das einer von den Agenten von Fbi oder was auch immer, die Indy nach der Atombombenexplo. verhören, der HAusmeister aus Scrubs ist! Mal drauf geachtet?

Aldridge 27.04.2011, 23:56
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Interessanter Aspekt, dass einige Themen im vierten Teil nicht zu einem Ende gebracht werden. Wobei ich gerade das Beispiel der Kommunistenhetze sehr gut finde. Indy IV soll nunmal ein wenig Zeitgeist atmen und holt gerade aus diesem Gesichtspunkt das Mach- und Denkbare heraus. Man hätte diesen Aspekt bei weitem nicht so gut auflösen oder auf die Spitze treiben können wie etwa die Bücherverbrennung in Indy III (wobei diese gerade aufgrund der Auflösung sehr comichaft wirkt). Indy hätte höchstens Jospeh McCarthy über den Weg laufen können, aber dafür war 1957 schon wieder ein Tickchen zu spät...

Wenn man dem Film in dieser Richtung einen Vorwurf machen kann, ist es wohl mehr das Finale. Das gesamte Ende wirkt sehr gehetzt, und die Außerirdischen (bzw. Interdimensionalen) sind einfach zu klischeehaft und alles andere als unverwechselbar. Das Ende hätte also etwas besser ausgearbeitet und eigenständiger gestaltet werden müssen.

Toth 28.04.2011, 09:44
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Zitat von Aldridge:
Interessanter Aspekt, dass einige Themen im vierten Teil nicht zu einem Ende gebracht werden. Wobei ich gerade das Beispiel der Kommunistenhetze sehr gut finde. Indy IV soll nunmal ein wenig Zeitgeist atmen und holt gerade aus diesem Gesichtspunkt das Mach- und Denkbare heraus.

Ich finde schon, dass sich der Konflikt mit seinem Arbeitgeber ein wenig zu schnell auflöst. Es wäre durchaus interessant gewesen, wenn Indy am Ende des Films immer noch arbeitslos gewesen wäre.

Aldridge 28.04.2011, 10:12
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Ja, das stimmt. Allerdings fand ich gerade diesen kleinen Handlungsstrang so nebensächlich, dass ich ihn nicht groß vermisst habe. Das war mehr so ein "Indy geht auf Reisen"-Moment, zumal sofort der Auftritt von Mutt folgt. Andererseits war es ein Puzzleteil, das den Zeitgeist ganz gut widergespiegelt hat. Indy vor einem Komitee für unamerikanische Umtriebe, der das Komitee mit einigen launigen Bemerkungen aus der Reserve lockt - das wäre ganz nett gewesen. Aber dann hätte der Film halt früher spielen müssen...

caramelman 28.04.2011, 18:54
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Apropos Themen nicht zu Ende bringen: Bestes Beispiel hierfür ist wohl die Szene, in der Indy seine Fesseln mit Mutts Taschenmesser aufschneidet. Man hört ein Geräusch als würde er sich ins Fleisch schneiden, Mutt sagt "oh scheiße" und das wars's. Daraufhin wird nicht weiter drauf eingegangen, geschweigedenn ist Blut an Indy's Händen zu sehen oder sonst was. Diese Szene hat mich schon im Kino verwirrt zurückgelassen. Sowas gab's in den älteren Teilen einfach nicht.

azrael 28.04.2011, 19:02
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

für mich klang es eher als hätte indy versehendlich seine hose zerschnitten... leider ist nicht drauf eingegangen was nun wirklich passiert ist.

Indiana Quin 28.04.2011, 22:47
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Zitat von FlixIndy:
Mal etwas anderes zum Thema "ein 2. Blick auf Indy4" ...
mir ist erst nach mehrmaligem Gucken aufgefallen, das einer von den Agenten von Fbi oder was auch immer, die Indy nach der Atombombenexplo. verhören, der HAusmeister aus Scrubs ist! Mal drauf geachtet?
Ist mir schon im Kino aufgefallen und hat mich insofern gestört, als dass der Schauspieler leider für mich immer der Hausmeister bleiben wird. Naja, der kurzzeitige Unmut wurde dann von Indy's Wunsch nach Leipizig zu gehen abgelöst... da hat die halbe Reihe aufgestöhnt.

m(

azrael 29.04.2011, 05:28
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

ich habe indy 4 nun so oft gesehen, aber das ist mir nochnie aufgefalllen... sicher wist ihr nun was ich heute abend machen werde...

Toth 29.04.2011, 10:30
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Zitat von caramelman:
Diese Szene hat mich schon im Kino verwirrt zurückgelassen. Sowas gab's in den älteren Teilen einfach nicht.

Naja, viele fragen sich bis heute, wie Indy in Raiders unversehrt auf die Insel gekommen ist. Zwinkernder Smiley
Ich fand die angesprochene Szene auch ein bisschen verwirrend, doch eignet sich dieser kurze Moment wohl kaum, die gesamte cinematographische Qualität eines Filmes daran aufzuhängen.

azrael 29.04.2011, 17:52
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

also in raiders kann ich mir indy unversehrtes erscheinen auf der insel noch erklären...er hat sich am seerohr festgehalten oder festgebunden.

was mich mehr verwirrt ist die szene in LC. young indy steigt in die kiste und ist ganz plötzlich ausserhalb des zuges. magie hin oder her...

Plissken 29.04.2011, 19:30
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Der Detailreichtum des Films ist mir beim letzten Mal wieder aufgefallen.
Im Hangar 51 wirft Indy die Armeekappe von Dovchenko über die Schulter und der Russe fängt sie auf. Im Dschungelcamp ( Zwinkernder Smiley ), nach der Schädel Session, ist es genau umgekehrt. Dovchenko geht vor und wirft Indy's Hut über die Schulter und Indy fängt ihn auf. Ist nur ne Kleinigkeit, aber ich fands toll.

Aldridge 29.04.2011, 19:31
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Nur mal so am Rande... Ich sehe gerade, dass bei Cinefacts mal wieder Indy 4 diskutiert wird und die üblichen Nörgler noch mal die Kühlschrank-Szene aufwärmen (zum gefühlt 100.000sten Mal - und natürlich hat GL alles Schlechte erdacht und sogar "inszeniert"). Naja, manche sind halt unverbesserlich, aber was mir dabei auffällt...

Das Kreativteam hat es mit Indy 4 doch tatsächlich geschafft, einen Film mit denkwürdigen Szenen zu drehen, die auch drei Jahre nach Kinostart noch immer heiß diskutiert werden. Natürlich polarisiert der Film und provoziert schon allein deshalb heiße Streitgespräche. Aber man kann inzwischen wohl sagen, dass er Szenen enthält, die Teil der Kinogeschichte geworden sind ("Nuke the fridge"). Ein "Inception" dagegen wird zwar einhellig als Meisterwerk gefeiert. Aber ich denke, in fünf Jahren wird bei weitem nicht so lebhaft darüber gesprochen. Ist doch auf gewisse Weise auch schön. Grinsender Smiley

Lacombe 29.04.2011, 19:59
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Zitat von Indiana Quin:
Naja, der kurzzeitige Unmut wurde dann von Indy's Wunsch nach Leipizig zu gehen abgelöst... da hat die halbe Reihe aufgestöhnt.

m(

Warum? Leipzig ist doch eine recht lebenswerte Stadt! Zungestreckender Smiley

5IC 29.04.2011, 22:48
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Zitat von Aldridge:
Das Kreativteam hat es mit Indy 4 doch tatsächlich geschafft, einen Film mit denkwürdigen Szenen zu drehen, die auch drei Jahre nach Kinostart noch immer heiß diskutiert werden. Natürlich polarisiert der Film und provoziert schon allein deshalb heiße Streitgespräche. Aber man kann inzwischen wohl sagen, dass er Szenen enthält, die Teil der Kinogeschichte geworden sind ("Nuke the fridge"). Ein "Inception" dagegen wird zwar einhellig als Meisterwerk gefeiert. Aber ich denke, in fünf Jahren wird bei weitem nicht so lebhaft darüber gesprochen. Ist doch auf gewisse Weise auch schön. Grinsender Smiley

Da ist was dran. Cooler Smiley

Fantasius 01.05.2011, 12:24
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

... zumal "Inception" gänzlich überwertet ist. Wenn Nolan tatsächlich glaubt, dass Traumwelten derart logisch konzipiert sind, dann verzichte ich gerne aufs Träumen. Es scheint so, als ob die Presse hier den pseudokomplexen Anspruch mit dramaturgischem Tiefgang verwechselt hat, aber das wäre ein anderes Thema.

Zurück zu Indy 4 und ein Frage an Aldridge: Ab wann beginnt für dich genau das "gehetzte Finale"? Mein grösstes Problem mit dem Film ist eine Art Mischung aus den Punkten, die ihr bereits erwähnt habt. Zum einen wird ein Thema nicht zu Ende gebracht, nämlich Indy als Held der Geschichte, zum anderen zerfällt der Schluss in nicht erinnerungswürdige Szenen. Indy trägt im Wesentlichen nach dem Kampf gegen Dovchenko nichts mehr zur Story bei, er hetzt einfach mit seiner Familie in diesen belanglosen Tempel (ohne richtige Fallen) und schaut zu, wie die Anti-Heldin stirbt. Bei TOD gab es immerhin eine klassische Konfrontation, bei LC die drei Prüfungen, bei Raiders Indys inneren Kampf zwischen Zerstörung und Aufgabe der Bundeslade. KOTCS will anscheinend da anknüpfen, aber um es simpel und kurz zu formulieren: Je länger der Film geht, auf desto weniger Szenen kann ich mich freuen.

Adios
Fantasius

Toth 01.05.2011, 13:24
Betreff: Re: ein zweiter blick auf indy 4

Zitat von Fantasius:
... zumal "Inception" gänzlich überwertet ist. Wenn Nolan tatsächlich glaubt, dass Traumwelten derart logisch konzipiert sind, dann verzichte ich gerne aufs Träumen. Es scheint so, als ob die Presse hier den pseudokomplexen Anspruch mit dramaturgischem Tiefgang verwechselt hat, aber das wäre ein anderes Thema.

Mein grösstes Problem mit dem Film ist eine Art Mischung aus den Punkten, die ihr bereits erwähnt habt. Zum einen wird ein Thema nicht zu Ende gebracht, nämlich Indy als Held der Geschichte, zum anderen zerfällt der Schluss in nicht erinnerungswürdige Szenen. Indy trägt im Wesentlichen nach dem Kampf gegen Dovchenko nichts mehr zur Story bei, er hetzt einfach mit seiner Familie in diesen belanglosen Tempel (ohne richtige Fallen) und schaut zu, wie die Anti-Heldin stirbt. Bei TOD gab es immerhin eine klassische Konfrontation, bei LC die drei Prüfungen, bei Raiders Indys inneren Kampf zwischen Zerstörung und Aufgabe der Bundeslade. KOTCS will anscheinend da anknüpfen, aber um es simpel und kurz zu formulieren: Je länger der Film geht, auf desto weniger Szenen kann ich mich freuen.

Adios
Fantasius

Ich stimme im Wesentlichen mit so ziemlich allem überein, was du schreibst (auch und besonders mit dem über "Inception" und Nolan Zungestreckender Smiley ). Spielberg hat selbst gesagt, dass Ford und seine Interpretation des Charakters so ziemlich das größte Pfund ist, mit dem die Filme wuchern können. Leider wird nach dem Kampf gegen Dovchenko kaum noch davon Gebrauch gemacht. Wenn man da nur an den persönlichen "Sprung des Glaubens" denkt, den Indy am Ende von LC machen musste, um seinen Vater vor dem Tod zu retten, so bietet KOTCS hier nichts annähernd Gleichwertiges. Hätte der Focus hier stärker auf Indy gelegen und hätte er mit einem wahrhaft spannenden Dilemma zu kämpfen gehabt, so hätte dies den Gesamteindruck und die Fanrezeption sicherlich gehoben und den Film qualitätsmäßig näher an Raiders oder LC rücken lassen. So bleibt der Eindruck, dass trotz der immer noch hohen Entertainmentqualitäten des Films, nicht das volle Potenzial ausgeschöpft wurde.