Komplettes Thema anzeigen 27.11.2009, 12:14
5IC Abwesend
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Wohnort: Nordhessen


Betreff: Re: Roman/Hörbuch (Der Rauchende Spiegel)
Nun begann der eigentliche Prozess: Stück für Stück entwickelte ich einen Plot, der zuerst sehr roh skizziert war. Ich schrieb ihn als abgehacktes, telegrammartiges Konzept und reichte es Stück für Stück an Jens weiter, der offensichtlich so begeistert war, dass er mich mehr als einmal ermahnte „Gas zu geben“, da er wissen wollte, wie die Geschichte weiter ging. Dabei diskutierten wir Knackpunkte meines Plots, entwickelten verschiedene Ideen für den Handlungsverlauf und für die Motivationen der Charaktere.

Auch relativ früh im Projekt halfen mir die User Plissken und Norman. Ich bat im Forum um mögliche Szenen-Ideen für den Roman. Nicht, dass ich selber keine gehabt hätte, aber ich dachte mir: „Schau einfach mal, was andere so denken, damit das Ergebnis nicht zu einseitig wird.“ Plissken sandte mir daraufhin die Grundidee für eine bestimmte Action-Szene, die mich sofort von den Socken riss. Es las sich wie ein Drehbuch. Das war Indiana Jones! Seine Idee findet sich nun in abgewandelter Form im Prolog meines Romans wieder. Auf meine Bitte hin entwarf er auch eine atemberaubende und äußerst visuelle Auto-Verfolgungsjagd, die in abgewandelter Form ebenso ihren Weg in den Roman gefunden hat. Als ich nach drei Monaten das Grundkonzept des Romans fertiggestellt hatte, wagte ich mich an meine ersten Schreibversuche in Form des Prologs. Nun ging es um die Wurst. Würde ich hier kläglich versagen, könnte ich das Projekt einstampfen. Den Prolog (zu diesem Zeitpunkt ein grässliches Monstrum an Adjektiven) gab ich Norman (Eschenfelder), selbst seit vielen Jahren Autor. Schonungslos, aber doch wohlwollend, sezierte er den Text und gab mir essentielle und richtungsweisende Ratschläge, die ich beim weiteren Schreiben im Hinterkopf zu behalten versuchte. Außerdem gab er mir mit einem skurrilen YouTube-Video der Serie „Family Guy“ die ein oder andere Idee für weitere Szenen des Romans.

Ich begann nun also mit dem Schreiben und weiterhin stand mir Jens stets motivierend und beratend zur Seite. Irgendwann kam mir der Gedanke, dass ich auch ein Cover für das Projekt benötigte. Da ich selber als Grafik-Designer arbeite und ein wenig Erfahrung im Umgang mit einem Zeichentablett besitze, wollte ich das Cover zuerst selbst erarbeiten. Doch dann kam mir der Foren-User m.s (Martin Schlierkamp) in den Sinn. Seines Zeichens gelernter Illustrator, der schon ein wundervolles Plakat für das Indiana Jones-Fan-Summit 2009 in Köln zeichnete. Diesen organischen, greifbaren Stil wollte ich auch für mein Cover und fragte ihn ob er Lust hätte, mich zu unterstützen. Er zeigte nicht die Spur von Desinteresse und gab mir sofort die Zusage, mitzumachen. Das Projekt wurde immer mehr zur „Community-Collaboration“. Der Gedanke gefiel mir äußerst gut. Martin und ich waren uns schnell einig über die Richtung des Covers und fachsimpelten über die Indiana Jones-Plakate von Drew Struzan. In allen Punkten waren wir einhelliger Meinung und neben seinen vielen beruflichen Projekten begann er, nun an meinem Cover zu arbeiten.

Dann kam ich auf den zuvor erwähnten Punkt mit dem Hörbuch-Sprecher. Wolfgang Pampel konnte ich mir nicht leisten, also musste es „DIY-Style“ durchgezogen werden. Die Hörbuch-Fassung fallen zu lassen und mich nur auf die Text-Version zu konzentrieren, kam für mich nicht in Frage, da das Hörbuch der Initialzünder des gesamten Projekts war. Kurzerhand nahm ich mir mein Mikro und sprach eine Leseprobe ein. Ich hatte nicht die Absicht, selbst der Sprecher des Hörbuches zu werden, da ich mir diesbezüglich meiner akustischen und schauspielerischen Unzulänglichkeiten all zu bewusst bin, aber ich wollte einfach mal testen, wie das so mit dem Aufnehmen läuft. Ich hatte mal einen Volkshochschul-Kurs über Audio-Recording besucht, doch das lag schon zehn Jahre zurück und mein Wissensspeicher war fast vollständig ausgelaufen. Dann, als ich ein YouTube-Video des Users Robby (Robert Amper) sah, Schauspieler und Regisseur, fiel es mir wie Schuppen von den Augen (oder besser gesagt den Ohren): Er hatte eine klangvolle, warme und charismatische Stimme, die einen gnadenlos zum gebannten Zuhören zwang. Eine Stimme, die man nicht nur über 60 Minuten, sondern auch über mehrere Stunden „ertragen“ konnte – was selbst bei Profi-Sprechern nicht immer der Fall ist. Ohne weiter nachzudenken, fragte ich ihn, ob er Lust hätte, mein Sprecher zu werden. Ehrlich gesagt, habe ich mir wenig Hoffnungen gemacht. Immerhin verlangte ich von ihm nicht etwa eine Stunde seiner Zeit für mein Projekt, sondern mehrere Tage, wenn nicht gar Wochen. Seine Antwort kam innerhalb weniger Minuten: „Darüber brauche ich erst gar nicht groß nachzudenken. Ich helfe gerne, wenn ich irgendwie kann.“ Ich war aus dem Häuschen und noch am selben Abend nahm Robby mir eine Sprachprobe auf, die mich vor Begeisterung in der Wohnung rumtanzen ließ. Kein Flachs - ich bin tatsächlich mit breitem Grinsen rumgehüpft! Ich schickte Jens die Aufnahmen und er war ebenso begeistert. Mein Projekt hatte also nun doch noch einen tollen Sprecher gefunden und der Zusammenhalt der Fan-Community wurde immer offensichtlicher. Es motivierte mich enorm, zu merken, dass andere Leute mein zuerst recht spinnertes Projekt toll und unterstützenswert fanden.

Relativ genau neun Monate nach Beginn der Arbeit an „Indiana Jones und der Rauchende Spiegel“ beendete ich tatsächlich, entgegen aller meiner Befürchtungen, die erste Fassung des Romans und gab sie Jens, der sich mit Eifer daran machte, sie zu redigieren. Wenn meine Worte ein wucherndes Gestrüpp waren, so war Jens der Gärtner, der gezielt die Heckenschere ansetzte und alles ansehnlich zurechtstutze.

Das ist der aktuelle Stand. Der Roman befindet sich in der Bearbeitungs-Phase, der Sprecher ist gefunden, das Cover ist in Arbeit und ich freue mich einfach nur wahnsinnig auf die Vollendung meines Babys. Oder besser gesagt „unseres“, denn ohne die Hilfe der erwähnten Personen, wäre das ganze Projekt nie so zu Stande gekommen und ich hätte nach wenigen Wochen das Handtuch geworfen. Einen ganz, ganz, ganz großen und herzlichen Dank dafür! Und natürlich auch den Usern des „Deutschen Indiana Jones Fan Forums“, die interessiert und motivierend ein Fan-Projekt verfolgen, von dem sie bisher eigentlich gar nichts wussten.
Chris
Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, das letzte Mal am 27.11.2009, 12:46 von 5IC.