Komplettes Thema anzeigen 06.09.2009, 15:18
Ah, Rats!! Abwesend
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Dabei seit: 24.08.2009
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Betreff: Re: Neulich im Grunewald... (Peitsche im Alltag)
Leute, lasst doch mal die Kirche im Dorf, bitte. Zuerstmal ist die Wurfzeit März bis Mai, Frischlinge gibt es also nicht mehr. In 1 bis 2 Monaten beginnt sogar schon die neue Paarungszeit. Und selbst wenn eine Bache in Verteidigung von Jungtieren zum Angriff übergeht (was sie bei Knallgeräuschen definitiv nicht tut, aber vielleicht ist sie ja schwerhörig), kann Pfefferspray, das ebenfalls von zwei Leuten bereit gehalten wurde, den Angriff stoppen. Kann, nicht muss, aber besser als nichts. Es gibt also zwei Phasen der Verteidigung - Abschreckung durch Geräusch und Licht, und im Nahbereich Abwehr durch Pfefferspray. Die Gnade Gottes ist da dann doch etwas weit hergeholt. Ansonsten bliebe nur, Wildschweinen ganz aus dem Weg zu gehen - und da wir uns den Lebensraum in Berlin auch in den Vororten teilen, ist das eher weniger machbar.

Zweitens ist es genau so legitim, sich vor einem angreifenden Wildschwein mit Pfefferspray zu verteidigen, wie es legitim ist, sich vor einem angreifenden Menschen damit zu verteidigen. Das ist keine Tierquälerei, sondern die Verteidigung der eigenen Unversehrtheit auf Kosten des Angreifers. Und dabei ist Pfefferspray ein sehr "freundliches" Mittel, da es im Gegensatz zu anderen Mitteln bei sachgemäßer Anwendung keine bleibenden Schäden zurück lässt, und die akuten Auswirkungen des Mittels auf das Tier nach kurzer Zeit bis zu einem erträglichen Maß nachlassen, bevor sie dann letztendlich ganz verschwinden.
Tierquälerei wäre, ein Tier mit Pfefferspray zu drangsalieren, das einen nicht angreift, oder z.B. in einem Gehege sitzt. Quälerei setzt auch eine böse Absicht voraus, die ich mir hier wirklich nicht ans Bein binden lassen möchte. Da ist doch wohl ein himmelweiter Unterschied.

Wir teilen uns den Lebensraum mit den Tieren. Sie leben genau so in den Vororten, wie in den Parkanlagen und Naherholungsgebieten. Ich bin selber der Meinung, dass man die Tiere nicht zurückdrängen oder bejagen soll, denn sie haben genau so ein Recht, dort zu sein, wir wir. Aber genau so bin ich der Meinung, dass ich mir nicht die Wade aufschlitzen lassen muss, nur damit dem Tier nicht aufgrund der Verteidigung die Augen brennen.

Und zu guter Letzt halte ich es für eine Frechheit sondergleichen, mir vorzuwerfen, mich auch nachts in der Natur aufzuhalten, weil mich irgendwie der Hauch des Abenteuers umwehen soll. Ich arbeite tagsüber, und mir bleibt nicht viel anderes übrig, als mir meine Freizeit in den Abendstunden zu suchen. Und das auch in der Natur. Dass die Tiere sich dort ebenfalls aufhalten, ist weder meine Schuld, noch leitet sich daraus irgend ein Zeitplan ab, wer wann ein Anrecht auf Aufenthalt außerhalb der Betonwüste hat. Es geht hier um eine städtische Parkforstanlage, nicht um ein Wildreservat. Ich nehme Rücksicht auf die Tierwelt wo ich kann, aber mich deshalb zum reinen Stadttier machen zu lassen, das muss wirklich nicht sein. Und selbst wenn ich das würde, stehe ich hier in der Stadt auch regelmäßig vor der einen oder anderen Wildschweinrotte, wie jedes Jahr ein paar Mal, und dann bleibt wohl nur noch der Umzug ins Hochhaus, oder?
Also pack Deine Moralin-Spritze bitte wieder ein - danke!
Chris H.