Komplettes Thema anzeigen 24.01.2009, 10:40
Toth Abwesend
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Wohnort: Südpfalz


Betreff: Re: GOLDENE HIMBEERE 2008 goes to INDY?
Zitat von santiago:
Wo steht, dass ich objektiv bewerten soll? Wer macht das immer? Du? Dann erklär mir doch mal, warum Citizen Kane so gut ist und warum du ihm sofort 10/10 geben würdest.

Darüber könnte ich (ohne Witz) ein ganzes Buch schreiben! Grinsender Smiley Nur so viel: alles an diesem Film ist bahnbrechend. Von der virtuosen, so zuvor nie umgesetzten unchronologischen Erzählstruktur, die zum ersten mal die Möglichkeit von separatem Bild und Ton in der Endmontage ausgenutzt hat, über die Kameraarbeit, die durch neue Aufnahmetechniken und virtuose Kamerawinkel eine nie dagewesene Tiefenschärfe erzeugte, über die brillianten Masken, bis zum neuartigen Tonschnitt und der Bildmontage. Nicht zu vergessen, das herausragende Drehbuch und die tollen Schauspieler.

All das könnte ich noch viel genauer und mit zahllosen Beispielen ausführen, werde ich aber aus Platz- und Zeitgründen nicht tun. Aber es gibt schon genügend Bücher und Essays dazu. Falls es dich interessiert kannst du ja mal googeln.

Ich wollte auch nicht den Kritiker spielen, sondern lediglich darauf hinweisen, dass es neben der subjektiven Wahrnehmung auch durchaus viele handwerkliche Komponenten bei Filmen gibt, die über die Qualität mitbestimmen und das diese bei mir ganz entscheident über das Filmerlebnis mitentscheiden. Ich schnalze mit der Zunge, wenn ich handwerklich gut gemachte Bild- und Tonmontagen sehe, da diese ja zu den stilprägenden Merkmalen der Filmkunst gehören. Wenn du sagst, dass diese dir "wurscht" sind, dann ist dir das natürlich selbst überlassen. Mir ist zum Beispiel "wurscht", ob Indy im Film seine Rätsel alleine oder mit Hilfe löst, ob sein Hut dreckig genug ist oder ob er genügend heroische Auftritte hat, weil ich beim besten Willen nicht sehen kann, wie solche Dinge die Qualität des Filmes beeinflussen sollten (Hast du jetzt nicht gesagt, habe ich aber mehrfach als Begründung gelesen, warum Indy 4 ein schlechter Film sein soll). Halten wir an dieser Stelle einfach mal fest, dass ich bei der Bewertung von Filmen andere Prioritäten habe als du. Daran ist ja nichts Falsches.

Ich finde ebenfalls nichts Falsches daran, seinen ersten Eindruck zu überprüfen und zu hinterfragen. Dadurch räumt man schließlich nur die Möglichkeit ein, dass man Dinge übersehen hat, die möglicherweise wichtig gewesen wären. Ich halte das nicht für verräterisch, sondern für fair und ausgewogen.
Some bad hat, Harry!
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, das letzte Mal am 24.01.2009, 10:54 von Toth.