Komplettes Thema anzeigen 23.01.2009, 21:07
Toth Abwesend
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Wohnort: Südpfalz


Betreff: Re: Valkyrie - Operation Walküre
Ich kann in deiner Antwort nicht wirklich etwas entdecken, das meine vorherige Post widerlegt. Du schreibst, dass Stauffenberg kein Pazifist war, doch das hat nie einer behauptet. Sein Abscheu richtete sich nicht gegen den Krieg an sich, sondern gegen die Art, wie er geführt wurde und den Massenmord an den europäischen Juden. Du schreibst, dass er zu Beginn seiner militärischen Laufbahn einen Angriffskrieg unterstützt habe und deshlab kein Patriot sein kann. Diese Logik kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Vielleicht sollten wir den Begriff "Patriotismus" erst einmal definieren. Du schreibst, dass Stauffenberg von Anfang an gegen das Regime hätte sein müssen, um glaubhaft aus Gewissengründen gehandelt haben zu können, doch schreibst du dann selbst, dass er bei der Wannsee-Konferenz gar nicht dabei war und daher vor diesem Zeitpunkt über den Massenmord gar nicht bescheid wissen konnte. Außerdem suggeriert dieser Gedankengang, dass kein Mensch glaubhaft einen Irrtum korrigieren könnte, ohne sofort zum Wendehals zu mutieren. Du schreibst, dass er erst 1944 den Entschluss zum Widerstand fasste, doch dass ist falsch.
Statt dessen lese ich immer wieder, dass Stauffenbergs späte Einsicht und die Tatsache, dass der Krieg zum Zeitpunkt des Attentats nicht mehr gewonnen werden konnte als unwiderlegbarer Beweis dafür gesehen werden kann, dass Stauffenberg nur aus Opportunismus handelte (ungeachtet der Tatsache, was er dabei zu verlieren hatte). Dies ist jedoch Unterstellung und grobe Simplifizierung, die sämtliche Fakten ignoriert, die dagegen sprechen (die ich hier nicht alle noch einmal auflisten möchte).
Außerdem halte ich die These, die gesamte Stauffenberg-Geschichte ist nichts weiter als ein "von oben" orchestrierter Masterplan, um den naiven, zu eigenen Überlegungen unfähigen, Bevölkerungen aus aller Herren Länder einen deutschen Widerstandskämpfer aus der verfemten Adelsschicht zu präsentieren, für eine abenteuerliche Verschwörungstheorie.

Dass Leute, wie dein Großonkel, die Nazis schon vor Stauffenberg durchschaut hatten und von vornherein gegen ihren Krieg waren und Widerstand leisteten ist ehrenvoll und bewundernswert. Es macht jedoch nicht jeden, der die Nazis zunächst unterstützte und sich erst später von ihnen abwendete zum feigen Opportunisten.
Ich schlage vor, diese Diskussion zu beenden, denn sie führt offensichtlich zu nichts.
The trick, William Potter, is not minding that it hurts!